Frankfurt (Reuters) - Nach einem düsteren Ausblick des französischen Luxuskonzerns Kering nehmen Anleger zur Wochenmitte Reißaus und ziehen damit die europäischen Aktienmärkte leicht nach unten.

Der EuroStoxx50 gab in der Spitze um 0,5 Prozent auf 4981 Punkte nach. Mit den Edelmarken LVMH und Hermes neben Kering ließ vor allem der französische Markt Federn. Der Dax stieg auf ein Rekordkoch von 18.041 Punkten.

Weil die Geschäfte bei seiner Top-Marke Gucci insbesondere in der Region Asien-Pazifik steil zurückgegangen seien, rechnet Kering zum Jahresauftakt mit einem Umsatzeinbruch. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns rauschten in Paris in der Spitze mehr als 15 Prozent nach unten und steuerten damit den größten Tagesverlust der Firmengeschichte an. Die Experten der US-Großbank Citigroup sahen die auch konjunkturbedingte Entwicklung als "ein ziemlich beunruhigendes Signal" für die gesamte Branche.

Das Hauptaugenmerk der Investoren lag indes auf dem Zins-Entscheid der US-Notenbank, der nach Börsenschluss ansteht. Anleger erhoffen sich vor allem Hinweise, ob die Federal Reserve eine erste Zinssenkung im Juni ins Auge fasst. "Erteilt die US-Notenbank heute Abend den Hoffnungen der Anleger über eine erste Zinssenkung im Juni zumindest mal keine eindeutige Absage, könnte dem Deutschen Aktienindex der nachhaltige Sprung über die 18.000er Marke gelingen", sagte Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets.

Allerdings spreche mit Blick auf Wachstum und Inflation in den USA aktuell nicht viel für den Juni und eine Pflicht zur Zinswende, gab RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar zu bedenken. "Das Risiko ist hoch, dass der Optimismus im Markt heute einen weiteren Dämpfer erhält."

Unterdessen ist die britische Inflation im Februar auf den tiefsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren gefallen und ebnet damit den Weg für Zinssenkungen. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der kleinste Anstieg seit September 2021. Besonders Lebensmittel und Restaurantbesuche verteuerten sich nicht mehr so stark. Die Bank of England (BoE), die an diesem Donnerstag wieder über den Leitzins entscheidet, strebt einen nachhaltigen Rückgang der Inflation in Richtung ihres Ziels von zwei Prozent an.

Auch die deutschen Erzeugerpreise sind im Februar überraschend deutlich gefallen. Die Hersteller gewerblicher Produkte - von Benzin bis Kaffee - verlangten durchschnittlich 4,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das war bereits der achte Rückgang in Folge. Nahrungsmittel kosteten dabei erstmals seit fast drei Jahren wieder weniger als ein Jahr zuvor.

DEALS TREIBEN INVESTOREN UM

Bei den Einzelwerten hielt eine Reihe von Deals die Anleger in Atem. Die Aktien von Lonza stiegen mehr als fünf Prozent, nachdem der Schweizer Arznei-Auftragsfertiger mit einer Milliarden-Übernahme das Wachstum ankurbeln will. Der Schweizer Konzern übernimmt für 1,2 Milliarden Dollar ein Werk des Pharmariesen Roche im US-Bundesstaat Kalifornien.

In London griffen Investoren zudem bei Johnson Matthey zu und schickten die Aktien um rund acht Prozent nach oben. Der britische Konzern verkauft sein Geschäft mit Komponenten für medizinische Geräte an Montagu Private Equity für 700 Millionen Dollar in bar, wie die Firma mitteilte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)