Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine schnellere Erholung der chinesischen Wirtschaft lockt nach den Weihnachtsfeiertagen Anleger an Europas Börsen.

Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstagvormittag jeweils knapp ein Prozent auf 14.042 und 3848 Punkte zu. "Der Aufwärtstrend im Deutschen Aktienindex bleibt damit auch nach der Korrektur intakt", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Allerdings dürften in der letzten Handelswoche des Jahres die Umsätze an der Frankfurter Börse weiter zurückgehen. "Viele Marktteilnehmer sind im Weihnachtsurlaub und haben die Bücher für das Börsenjahr 2022 bereits geschlossen", sagte Stanzl. Wer an der Börse noch aktiv war, setzte vor allem auf Luxus-Aktien. In Paris zogen die Titel von LVMH und Kering jeweils um rund zwei Prozent an. Gefragt waren auch die Aktien des italienischen Herstellers von Luxus-Jacken Moncler.

Investoren hofften auf einen anziehenden Shoppingtourismus von kaufstarken Chinesen und eine zügigere Erholung der Wirtschaft in der Volksrepublik. Grund für den Optimismus war die angekündigte Aufhebung der Quarantänepflicht für Einreisende nach China ab dem 8. Januar. "Das ist sicherlich etwas, worauf Händler und Anleger schon lange gehofft haben", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Wiedereröffnung Chinas, insbesondere für den Rest der Welt, trotz der jüngsten Zunahme der lokalen Infektionsfälle", konstatierten auch die Analysten von JPMorgan.

DOLLAR UNTER DRUCK - ÖLPREIS ZIEHT AN

Die zunehmende Risikofreude der Anleger setzte am Devisenmarkt den Dollar unter Druck, der in Krisenzeiten als "sicherer Hafen" angesehen wird. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab um bis zu 0,2 Prozent auf 103,88 Punkte nach. Im Gegenzug zog der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0656 Dollar an. "Das Tempo der Lockerung der Covid-Beschränkungen scheint trotz des Anstiegs der Covid-Fälle auf dem Festland nicht nachzulassen", sagte Christopher Wong, Währungsstratege bei OCBC.

"Ein schnelleres Ende der Covid-Beschränkungen würde die chinesische Wirtschaft unterstützen und der Eurozone und dem Euro zugutekommen", konstatierten die Strategen der Danske Bank. Deutsche Unternehmen erwarten einer Reuters-Umfrage zufolge trotz des Gegenwinds durch die Energiekrise, die Rohstoffknappheit und eine laue Weltwirtschaft im nächsten Jahr nur eine leichte Rezession.

Die Aussicht auf eine anziehende Kraftstoffnachfrage in China und zugleich Angebotssorgen wegen des schweren Wintersturms in den USA ließen den Ölpreis auf ein Drei-Wochen-Hoch steigen. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 84,64 Dollar und 80,18 Dollar pro Barrel. "Aber das Wetter in den USA soll sich in dieser Woche verbessern, was bedeutet, dass die Rally nicht allzu lange anhalten wird", prognostizierte Kazuhiko Saito, Chefanalyst beim Broker Fujitomi Securities.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)