Frankfurt (Reuters) - Die Spannung vor den am Mittwoch anstehenden US-Inflationsdaten macht die Investoren bereits am Dienstag nervös.

Der Dax notierte 0,3 Prozent schwächer bei 18.681 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 0,2 Prozent auf 5070 Zähler nach. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes traten auf der Stelle. "Der heutige Tag ist erst ein Warm-up. Das, worauf die Leute warten, ist der US-Inflationsbericht morgen", sagte Jan von Gerich, Chefstratege des skandinavischen Finanzdienstleisters Nordea.

Die Märkte rätseln derzeit über den Zeitpunkt der geldpolitischen Lockerung der US-Notenbank Fed. Bei überraschend hoher Teuerung könnte der derzeit noch im Raum stehende September-Termin für die erste Zinssenkung wackeln. Anleger warteten deswegen auch gespannt auf eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Nachmittag. Analyst Christian Henke vom Broker IG mahnte zur Vorsicht: Trotz aller Äußerungen von Powell hofften die Marktteilnehmer auf eine Zinssenkung im September, aber die Teuerungsrate müsse mitspielen. "Und hier liegt das berühmte Haar in der Börsensuppe. Die Verbraucherpreise haben seit Jahresbeginn nicht nur stagniert, sondern sind zuletzt sogar wieder gestiegen, was die Arbeit der Federal Reserve nicht leichter macht."

UNVERÄNDERTE PROGNOSE DER OPEC DRÜCKT ÖL

Die Währungshüter versuchen, mit straffer Geldpolitik die Kerninflationsrate von zuletzt 3,8 Prozent auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. Die meisten Investoren gehen daher derzeit davon aus, dass die Fed die Zinswende erst im letzten Quartal 2024 einleitet.

Am Ölmarkt ging es indes nach unten. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils knapp ein halbes Prozent auf 83,06 und 78,78 Dollar je Fass (159 Liter). Hintergrund war das Ausbleiben einer Änderung der Nachfrageprognose des Ölkartells Opec für das Gesamtjahr.

Besser als erwartet fiel indes die Konjunkturumfrage unter Analysten und Anlegern des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus. Das Barometer für die Erwartungen in den kommenden sechs Monaten stieg im Mai um 4,2 Punkte auf 47,1 Zähler und damit zum zehnten Mal in Folge. "Das Ergebnis stärkt die Hoffnung, dass die Wirtschaft weiter wächst. Wegen der weiterhin trüben Lagebeurteilung ist aber nur ein Mini-Wachstum in Sicht", sagte Alexander Krüger, Chef-Ökonom bei Hauck Aufhäuser Lampe.

RHEINMETALL UND BRENNTAG ENTTÄUSCHEN - DELIVERY HEBEN AB

Die Anleger hatten auch eine Reihe von Firmenbilanzen zu verdauen. Größter Dax-Verlierer war Brenntag. Bei den Titeln ging es um knapp neun Prozent nach unten. Mit 70,88 Euro waren sie so billig wie seit sechs Monaten nicht mehr. Der Spezialchemiekonzern verzeichnete einen Gewinneinbruch.

Auch die Aktien von Rheinmetall fielen um gut drei Prozent, nachdem der Rüstungskonzerns im ersten Quartal bei Umsatz und Gewinn hinter den durchschnittlichen Analystenschätzungen zurückblieb.

Rasant aufwärts ging es hingegen für Delivery Hero. Die Aktien gewannen knapp 25 Prozent. Uber steigt bei Delivery Hero ein und nimmt dem Essenslieferanten seine Taiwan-Tochter ab. Der Deal sei eine positive Überraschung, sagte ein Börsianer.

Enttäuschende Quartalszahlen machten Agfa-Gevaert zu schaffen. Die Anteilsscheine des auf bildgebende Systeme wie Röntgenaufnahmen spezialisierten Konzerns rutschten um rund 13 Prozent ab. "Ein Fehlschlag auf ganzer Linie", schrieben die ING-Analysten zu den vorgelegten Zahlen.

Nicht gut an kamen auch die Aufspaltungspläne von Anglo American. Die Aktien des Bergbaukonzerns sackten in London um knapp drei Prozent ab. Anglo versucht derzeit, ein Übernahmeangebot des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP abzuwehren.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)