NEW YORK (awp international) - Die US-Börsen haben sich am Freitag nach der Bekanntgabe des US-Arbeitsmarktberichts insgesamt zögerlich entwickelt. Die Hängepartie beim Handelsstreit mit China bremste weiterhin die Risikobereitschaft und aktuelle Zahlenvorlagen stiessen auf unterschiedliches Feedback. Entsprechend waren die Vorzeichen in den grossen New Yorker Indizes nicht einheitlich.

Der Dow Jones Industrial blieb zwei Stunden vor Schluss auf solidem Kurs: Zuletzt legte er um 0,30 Prozent auf 25 075,09 Punkte zu, womit er im Wochenverlauf ein Plus von 1,3 Prozent über die Ziellinie bringen würde. Deutliche Kursgewinne bei Ölwerten und Merck & Co nach den vorgelegten Zahlen waren ihm zu Wochenschluss eine Stütze. Der Arbeitsmarktbericht beeinflusste die Kurse nur geringfügig.

Nach zwei starken Tagen ging es bei Technologiewerten dieses Mal weniger freundlich zu: Der Nasdaq 100 gab um 0,45 Prozent auf 6875,88 Punkte nach. Deutliche Kursverluste bei Amazon nach den Resultaten bremsten hier die Euphorie. Der marktbreite S&P 500 legte um 0,07 Prozent auf 2706,02 Punkte zu.

Beim Handelsstreit bleibt die Lage weiter unkonkret: Auf die Gespräche an den vergangenen beiden Tagen zurückblickend war unter den Beteiligten einmal mehr von Fortschritten die Rede. Eine Einigung zeichne sich aber weiter nicht ab, gaben sich die Analysten der LBBW vorsichtig. US-Präsident Donald Trump sagte, wenn alles funktioniere, stehe ein "grossartiges Handelsabkommen" bevor.

Die US-Wirtschaft hatte im Januar deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, was bei Anlegern gut ankam, aber keine Freudenstürme auslöste. Weitere Konjunkturdaten zeichneten am Freitag ebenfalls ein positives Bild für die US-Wirtschaft. Die Stimmung der Verbraucher hatte sich zum Jahresauftakt nicht so stark wie erwartet eingetrübt und der ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie war überraschend gestiegen.

Bei Amazon hatten ein starkes Weihnachtsgeschäft und boomende Cloud-Dienstleistungen für einen glänzenden Jahresabschluss gesorgt. Das vierte Quartal übertraf die Erwartungen der Wall Street klar, dennoch fiel die Marktreaktion mit einem 5-prozentigen Abschlag negativ aus. Für Enttäuschung sorgten die Geschäftsziele für das erste Quartal 2019. Finanzchef Brian Olsavsky stellte die Anleger auf höhere Ausgaben ein.

Der Kursrutsch bei Amazon dehnte sich auf den ganzen Handelssektor aus, wie Kursverluste von bis zu 2,5 Prozent bei Walmart , Target oder Costco zeigten. Ein Rückschlag für die Branche kam auch aus Indien - ein Land, für das Amazon und Walmart grosse Pläne haben. Berichtet wurde von neuen Regularien für den dortigen Internethandel, die das Potenzial in dem Wachstumsmarkt massiv einschränken könnten.

Während Amazon mit seinen Verlusten die Technologie- und Handelswerte ausbremste, kamen Zahlenvorlagen im Dow am Markt gut an. Merck & Co zum Beispiel stiegen dort um 2,7 Prozent. Der Pharmakonzern will nach einem Umsatz- und Ergebniszuwachs 2018 im neuen Jahr noch einen Zahn zulegen.

Bei ExxonMobil ging es im Dow um 3,2 Prozent hoch. Der starke Rückgang der Ölpreise brachte den Ölriesen zum Jahresende nicht aus der Spur. Er übertraf die Gewinnerwartungen der Wall Street genauso wie der Branchenkollege Chevron , dessen Aktien sogar um 3,5 Prozent stiegen.

An der Nasdaq sorgten die Aktien des Virensoftware-Spezialisten Symantec mit einem Kurssprung um 8 Prozent für Aufsehen. Hier kamen sowohl die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal als auch der Ausblick auf das Schlussquartal gut an./tih/he