FRANKFURT (Dow Jones)--Extreme Schwankungen begleiten die europäischen Aktienmärkte in dieser Woche. Nach dem massiven Abverkauf am Vortag geht es am Donnerstag wieder nach oben. Jedoch sind die Indizes von den Tageshochs schon wieder deutlicher zurückgekommen. Die Nachricht, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) der angeschlagenen Credit Suisse finanziell unter die Arme greift, beruhigt die Nerven vieler Investoren. Doch nicht gänzlich, den fällt die Aktie der CS in Richtung 2 Franken, was momentan der Risikoseismograph für die Finanzmärkte zu sein scheint, steigt sofort die Bereitschaft, den europäischen Bankenbasket zu verkaufen.

Dies alleine ist schon eine extrem heikle Situation, doch zudem steht auch noch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Nachmittag an. Selten war sich der Markt im Vorfeld so uneinig, welchen Schritt die Notenbanker gehen - 25 oder 50 Basispunkte. Am Freitag folgt dann zudem der Verfall, der die Volatilität zusätzlich erhöhen könnte.

Der DAX gewinnt 0,3 Prozent auf 14.782 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,4 Prozent auf 4.052 Punkte zu. In Zürich zieht der SMI um 0,7 Prozent an. "Die Börsen feiern das Rettungspaket für die Credit Suisse", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Die Aktien der angeschlagenen Großbank erholen sich zeitweise um über 30 Prozent, der Stoxx-Banken-Index steigt nach einem kräftigen Plus zur Eröffnung aktuell noch um 0,3 Prozent.


  Credit Suisse will sich bis zu 50 Mrd Franken von der SNB leihen 

Die Credit Suisse greift nach der von der Notenbank der Schweiz ausgeworfenen Rettungsleine. Die Bank kündigte in der Nacht zum Donnerstag an, sich bei der SNB bis zu 50 Milliarden Franken zu leihen. Die Credit-Suisse-Aktie, die am Mittwoch knapp ein Viertel ihres Wertes eingebüßt hatte, steigt um 21,8 Prozent. Die Credit Suisse kämpft schon länger mit Problemen und einem Vertrauensverlust. Nachdem die Bank am Dienstag Bilanzierungsschwächen eingeräumt hatte, schloss am Mittwoch der Großaktionär Saudi National Bank weitere Investitionen in die angeschlagene Bank aus, weil eine größere Beteiligung zusätzliche regulatorische Hürden mit sich bringen würde.

Am Vorabend stellten sowohl die SNB als auch die Finanzmarktaufsicht Finma klar, dass die Credit Suisse die für systemrelevante Banken geltenden Anforderungen an Kapital und Liquidität erfüllt. Berichten zufolge hatte die Bank die Behörden am Mittwoch um ein öffentliches Zeichen der Unterstützung ersucht. "Die Notenbanken wollen die aktuelle Krise offensichtlich beenden, bevor sie weitere Institute infizieren kann", sagt Vermögensverwalter Altmann.


   EZB-Zinsentscheid so spannend wie selten 

Zudem steht die geldpolitische Entscheidung der EZB im Blick. Die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Währungshüter ist so groß wie selten. Bis vor wenigen Tagen galt eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte (Bp) als ausgemacht, in der Zwischenzeit wird ein solcher Schritt nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent eingepreist. Nach den Turbulenzen im Bankensektor und zunehmenden Rezessionssorgen gilt ein Schritt von nur 25 Bp in der Zwischenzeit als wahrscheinlich.

Die EZB wird ihre Zinsen nach Ansicht der DWS-Analysten trotz der inzwischen auf Europa ausgeweiteten Bankenturbulenzen um 50 Basispunkte anheben. Für die Fed werden in der kommenden Woche 25 Basispunkte erwartet. "Die Zinsen jetzt unverändert zu lassen, könnte an den Märkte missverstanden werden und Gerüchte auslösen, dass die Zentralbanker mehr wüssten", schreiben sie in einem Kommentar. "Indikatoren, welche systemischen Stress im Finanzsystem messen, haben zwar angeschlagen, zeigen bisher aber nur moderat erhöhten Stress an.


   Immobilien-Aktien auf der Verliererseite 

Für die Aktie von Eon geht es um 3,5 Prozent nach oben, nachdem einige Analysten sich nach den Zahlen am Vortag positiv geäußert haben. Auf der anderen Seite fallen Vonovia um 3,1 Prozent, hier wird an der Börse seit längerem gerätselt, wir hoch die Dividende in diesem Jahr ausfällt. Nun hat auch Konkurrent Grand City Properties die Dividende gestrichen, der Kurs bricht um 11,2 Prozent ein.

Im MDAX fallen TAG Immobilien um 6,6 Prozent. Das Unternehmen streicht ebenfalls die Dividende. Der FFO I sowie die Netto-Ist-Mieten haben die Erwartungen nicht ganz erreicht, dafür ist das bereinigte EBITDA etwas besser ausgefallen. Der Ausblick für das Jahr 2023 wurde bestätigt. Aroundtown (-8,8%) werden mitverkauft, auch eine Deutsche Wohnen (-2,2%) fallen zurück.

Siemens Energy steigen um 1,9 Prozent. Das Unternehmen hat sich knapp 1,3 Milliarden Euro besorgt, die Kapitalerhöhung war erwartet worden und dient der Refinanzierung der Komplettübernahme von Siemens Gamesa.

Deliveroo fallen nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen um 1,8 Prozent. Die Viertquartalszahlen sind im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der Ausblick ist hingegen durchwachsen. Während das Ziel für das bereinigte EBITDA den Schätzungen entspreche, sieht die Citigroup bei der Bruttomarge leichten Revisionsbedarf nach unten bei den Marktschätzungen.


   Morphosys steigen - aber Monjuvi-Ausblick bleibt zurück 

Morphosys klettern um 3,9 Prozent. Die Erlöse im vergangenen Jahr beliefen sich auf 278,3 Millionen Euro und lagen damit über der Schätzung von Morgan Stanley aus einer Studie von Januar von 258 Millionen Euro. Der operative Verlust lag bei 220,7 Millionen Euro, die Analysten hatten mit 233 Millionen gerechnet. In der Finanzprognose 2023 erwartet Morphosys einen Monjuvi-Netto-Produktumsatz in den USA von 80 bis 95 Millionen Dollar - der Konsens erwartet aber laut Morgan Stanley 109 Millionen Dollar.

Für Vossloh geht es im 0,5 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat laut Jefferies starke Viertquartalszahlen vorgelegt. Die EBIT-Marge von 8 Prozent liege klar über den Schätzungen der Analysten wie auch der Markterwartung. Belastend wirkt indes der Ausblick. Diesen stufen die Analysten als enttäuschend ein.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.052,21        +0,4%         17,29          +6,8% 
Stoxx-50                3.736,10        +0,1%          4,11          +2,3% 
DAX                    14.781,89        +0,3%         46,63          +6,2% 
MDAX                   26.671,74        -0,4%       -118,98          +6,2% 
TecDAX                  3.182,79        +0,2%          5,70          +9,0% 
SDAX                   12.866,20        +0,1%         18,72          +7,9% 
FTSE                    7.394,40        +0,7%         49,95          -1,4% 
CAC                     6.929,08        +0,6%         43,37          +7,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,25                      +0,13          -0,32 
US-Zehnjahresrendite        3,46                      -0,01          -0,42 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:05 Uhr  Mi, 17:19 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0612        +0,3%        1,0598         1,0531   -0,9% 
EUR/JPY                   140,86        -0,1%        140,90         139,76   +0,4% 
EUR/CHF                   0,9858        -0,0%        0,9853         0,9739   -0,4% 
EUR/GBP                   0,8813        +0,5%        0,8785         0,8759   -0,4% 
USD/JPY                   132,73        -0,5%        132,92         132,68   +1,2% 
GBP/USD                   1,2042        -0,1%        1,2072         1,2024   -0,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,9002        +0,1%        6,8997         6,9081   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                24.945,94        +1,9%     24.542,81      24.268,46  +50,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  67,20        67,61         -0,6%          -0,41  -16,6% 
Brent/ICE                  73,81        73,69         +0,2%          +0,12  -13,5% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  42,27        42,91         -1,5%          -0,63  -42,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.924,23     1.920,42         +0,2%          +3,81   +5,5% 
Silber (Spot)              21,98        21,80         +0,8%          +0,17   -8,3% 
Platin (Spot)             969,08       964,45         +0,5%          +4,63   -9,3% 
Kupfer-Future               3,91         3,86         +1,3%          +0,05   +2,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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March 16, 2023 07:36 ET (11:36 GMT)