FRANKFURT (Dow Jones)--Erholt dank guter US-Vorlagen sind die Börsen in Europa in den Handel am Freitag gestartet. Die Schlussrally an der Wall Street hat schon am Vorabend die Terminkontrakte des DAX nach oben gezogen. Der DAX steigt um 1,1 Prozent auf 12.770 Punkte, der Euro-Stoxx gewinnt 0,8 Prozent auf 3.483 Stellen. Der Kursrutsch im Tagesverlauf am Donnerstag ist damit wieder ausgebügelt. Mit den EU-Erzeugerpreisen und dem wichtigen monatlichen US-Arbeitsmarktbericht voraus wird mit einem nervösen Handel gerechnet.

Kurstreiber der US-Börsen waren unter anderem die besseren Lohnstückkosten im zweiten Quartal. Sie wurden auf plus 10,2 Prozent nach unten revidiert; in der ersten Schätzung war ein Anstieg von 10,8 Prozent vermeldet worden. Marktteilnehmer hatten sich eher auf einen noch höheren Anstieg vorbereitet. Dank der niedrigeren Daten könnte auch der unmittelbare Druck auf die US-Notenbank in Richtung starker Zinserhöhungen sinken. Zu früh freuen sollte man sich allerdings nicht, denn die Renditen der 10-jährigen US-Anleihen streben mit nun 3,25 Prozent weiter nach oben.


   Lohnkosten im US-Arbeitsmarktbericht im Fokus 

Ganz im Fokus der Marktteilnehmer stehen daher der US-Arbeitsmarkt und hier besonders die Stundenlöhne. Es werden 5,3 Prozent höhere Löhne gegenüber dem Vorjahr erwartet. Ein geringerer Lohndruck dürfte die Märkte erneut nach oben treiben, höhere Werte ihn indes drücken. Bei den neuen Stellen werden 318.000 mehr als im Vormonat erwartet.

Die Stellensituation in den USA wird jedoch als komplex beschrieben, sie gebe keinen Hinweis auf Zinsschritte. Schließlich hätten andere Job-Berichte zuletzt kein klares Bild gezeigt, der Jolts-Bericht wies nicht den erwarteten Rückgang bei offenen Stellen aus, der Challenger-Report weniger Entlassungen. Das Grundproblem des US-Arbeitsmarktes sei derzeit weiter, geeignete Bewerber zu finden.

Dazu stehen der US-Auftragseingang der Industrie für Juli und vor allem die Erzeugerpreise aus der EU an. Hier wird mit einem enormen Kostensprung von 37 Prozent zum Vorjahr gerechnet. Derweil hat die deutsche Handelsbilanz schwache Exporte ausgewiesen. Deutschland bekomme mit seiner exportlastigen Industrie "jeden Huster" der Weltwirtschaft zu spüren, kommentiert Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.


   SLM haussieren mit Übernahme 

Nikon will SLM Solutions übernehmen. Die Japaner wollen zunächst im Rahmen einer Kapitalerhöhung zu rund 10 Prozent einsteigen und geben zusätzlich ein Übernahmeangebot zu 20 Euro für alle ausstehenden SLM-Aktien ab. Dies wäre eine Prämie von 75 Prozent zum Schlusskurs vom Vortag. "Das ist okay und entspricht etwa dem Durchschnittskurs vom letzten Jahr, bevor die Aktie abgerutscht ist", sagt ein Händler. Die Großaktionäre hätten bereits zugestimmt. SLM steigern sich um 72 Prozent.

Für etwas Interesse an den beteiligten Aktien sorgen die Indexänderungen im Stoxx-Universum der europäischen Aktien. Im vielbeobachteten Euro-Stoxx-50-Index stützt die Aufnahme von Nokia (+0,9%) und Nordea (+1,1%). Die Herausnahme der Philips-Aktie (+0,3%) sei so erwartet worden. Auch Kone (+0,9%) verlassen den Index. Im Stoxx-50 werden Hermes und National Grid aufgenommen, Intesa und Prudential gehen.

Gut erholt mit einem Plus von 1,3 Prozent zeigen sich Technologiewerte. Die besseren Zahlen von Broadcom wirkten etwas unterstützend, so ein Händler. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen habe zu einer besseren Chip-Nachfrage geführt. "Anleger dürften daher auch innerhalb der Chip-Werte immer deutlicher differenzieren und investitionsnahe Werte bevorzugen", sagt der Händler: Die stärker Consumer-orientierten Hersteller dürften hingegen mit den Sorgen um Kaufzurückhaltung der Konsumenten wegen Inflation eher leiden. Dies hatte sich schon mit der Umsatzwarnung von Micron gezeigt.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.483,36        +0,8%         26,66         -19,0% 
Stoxx-50                3.471,51        +0,6%         22,36          -9,1% 
DAX                    12.770,19        +1,1%        139,96         -19,6% 
MDAX                   24.734,01        +1,3%        318,10         -29,6% 
TecDAX                  2.900,77        +1,4%         39,50         -26,0% 
SDAX                   11.710,16        +1,1%        123,73         -28,7% 
FTSE                    7.172,90        +0,3%         24,40          -3,2% 
CAC                     6.069,39        +0,6%         35,08         -15,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,56                      -0,00          +1,74 
US-Zehnjahresrendite        3,24                      -0,02          +1,73 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:01 Uhr  Do, 17:02 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9978        +0,3%        0,9974         0,9938   -12,3% 
EUR/JPY                   139,88        +0,3%        139,89         139,14    +6,9% 
EUR/CHF                   0,9772        +0,0%        0,9777         1,0156    -5,8% 
EUR/GBP                   0,8633        +0,2%        0,8636         0,8621    +2,7% 
USD/JPY                   140,19        -0,0%        140,29         140,02   +21,8% 
GBP/USD                   1,1560        +0,2%        1,1546         1,1527   -14,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,9098        -0,1%        6,9104         6,9135    +8,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.057,11        +1,5%     19.753,65      19.669,11   -56,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  88,37        86,61         +2,0%          +1,76   +24,5% 
Brent/ICE                  94,06        92,36         +1,8%          +1,70   +27,2% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 234,77       243,00         -3,4%          -8,23  +312,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.701,94     1.696,50         +0,3%          +5,44    -7,0% 
Silber (Spot)              17,96        17,88         +0,5%          +0,08   -23,0% 
Platin (Spot)             833,78       830,95         +0,3%          +2,83   -14,1% 
Kupfer-Future               3,42         3,41         +0,1%          -0,03   -23,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 02, 2022 03:27 ET (07:27 GMT)