NEW YORK (awp international) - Die Standardwerte an der Wall Street haben am Donnerstag vorerst ihrer starken Vortagsrally Tribut gezollt. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel nach einer Handelsstunde um 0,18 Prozent auf 24 970,85 Punkte, nachdem er am Vortag getrieben vor der Aussicht auf eine vorsichtigere Geldpolitik einen schnellen Anstieg über 25 000 Punkte gewagt hatte. Das von der Notenbank Fed bereitgestellte Pulver hatten die Anleger damit offenbar bereits verschossen.

Die Fed hatte den Dow am Vortag im Handelsverlauf beflügelt und ihm letztlich zu einem mehr als 2-prozentiges Plus verholfen. Der Leitzins wurde unverändert belassen, bei künftigen Zinsanpassungen aber eine "geduldige" Vorgehensweise signalisiert. Laut Jochen Stanzl von CMC Markets gab es kein Wort mehr von seriellen Zinsanhebungen. Der Börsenexperte sprach von einer Kapitulation vor Aktienanlegern, für die noch höhere Zinsen von Nachteil gewesen wären.

Erneut standen eine Vielzahl an Unternehmenszahlen im Fokus. Nach der stützenden Wirkung an den vergangenen beiden Tagen gingen sie dieses Mal im Dow Jones aber eher mit negativen Reaktionen einher. Allen voran wurde der Leitindex mit einem kräftigen Kursrutsch von DowDupont belastet. Aber auch bei Visa oder Microsoft kamen die Resultate nicht gut an.

DowDupont stellte die Aktionäre vor seiner Aufspaltung auf einen schwachen Jahresauftakt ein, woraufhin die Aktien mit einem Kursabschlag von satten 7,5 Prozent für Aufsehen sorgten. Im Schlussquartal 2018 hatten die Ergebnisse des Chemiekonzerns stagniert. Aus der Branche wurden LyondellBasell mit einem Minus von 2,5 Prozent in Mitleidenschaft gezogen.

Deutlich besser lief es derweil für die Technologiewerte: Angetrieben von 13-prozentigen Kursgewinnen bei Facebook war die Stimmung hier weiter bestens. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,28 Prozent auf 6895,16 Punkte vor. Auch am breiten Markt war die Tendenz besser, wie der S&P 500 mit einem Aufschlag von 0,59 Prozent auf 2696,78 Punkte zeigte.

Für Facebook war das vergangene Quartal erstaunlich gut gelaufen. Obwohl das weltgrösste Online-Netzwerk seit Monaten von einer Krise in die nächste schlittert, nimmt das Geschäft keinen Schaden. Selbst in Europa war die Nutzerzahl zum Jahresende wieder hochgesprungen, nachdem sie zuvor leicht rückläufig gewesen war. Im Weihnachtsquartal hatte Facebook den Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent gesteigert.

Neues Leben kam am Donnerstag auch in die Aktien der kriselnden US-Industrie-Ikone General Electric . Sie schossen um knapp 15 Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Oktober, nachdem es der Konzern wieder in die schwarzen Zahlen geschafft hatte. Als noch wichtiger galt aber eine Einigung mit dem US-Justizministerium im Falle laufender Ermittlungen wegen einer dubiosen Buchhaltung.

Bei Kreditkarten- und Zahlungsanbietern ging es unterschiedlich zu: Im Dow fielen Visa nach Zahlen um 2 Prozent, während Mastercard im breiten Markt um 3,8 Prozent angezogen. Beide Unternehmen hatten zum Jahresende dank des guten Weihnachtsgeschäfts prächtig verdient. Für die Aktien begeistern konnte dies aber nur die Anleger von Mastercard.

An der Nasdaq sackten Paypal dagegen um 3,6 Prozent ab. Trotz des boomenden Internethandels hatte der Zahlungsdienstleister im Weihnachtsquartal deutlich weniger verdient.

Ein weiterer Dow-Verlierer war mit 2,2 Prozent die Aktie von Microsoft , auch wenn der Software-Riese zum Jahresende prächtig verdient hatte. Laut Analyst Mark Moerdler vom Analysehaus Bernstein wurde der Schwung im Cloud-Geschäft aber abgebremst von einer Schwäche mit klassischen Windows- und Konsumentenprodukten.

Ansonsten standen noch die Aktien von United Parcel Service (UPS) nach der Zahlenvorlage mit einem Kurssprung um 6 Prozent im Mittelpunkt. Hohe Kosten bei der Altersvorsorge seiner Beschäftigten hatten dem Logistiker zwar einen Gewinnrückgang eingebrockt, der Umsatz war aber mit Hilfe höherer Preise gesteigert worden.

Eher kritisch beäugt wurde dagegen Tesla , wie ein moderates Minus von 0,3 Prozent zeigt. Der Elektroautobauer hatte zwar ein weiteres Quartal mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, aber weniger verdient als erwartet. Die Aktie wurde ausserdem vom plötzlichen Abschied des Finanzchefs gebremst./tih/he