Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Wenn profitable Autohersteller sich nicht mehr mit Tesla vergleichen und trotzdem wieder in Mode kommen, sollten Anleger Stellantis vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenken. Das Unternehmen, das Anfang vergangenen Jahres aus der Fusion von Fiat Chrysler und Peugeot hervorging, macht deutlichere Fortschritte bei den Kosteneinsparungen als erwartet. Bei der aktuellen Präsentation der Jahresergebnisse, die die Erwartungen übertrafen, teilte das Unternehmen mit, dass es bereits 3,2 Milliarden des 5-Milliarden-Euro-Ziels für Synergien aus der Fusion erreicht habe und damit dem Zeitplan weit voraus sei.

Im vergangenen Jahr entwickelte sich die Stellantis-Aktie schlechter als die Aktien von Ford und General Motors, da sich die Anleger mehr auf Technologieankündigungen als auf die altmodischen Fundamentaldaten wie Cashflow und Bewertung konzentrierten. Die Aussicht auf steigende Zinssätze sorgt dafür, dass dieses Jahr anders verlaufen wird. Am Mittwoch schoss die Stellantis-Aktie im europäischen Handel um 7 Prozent nach oben und ist nun die einzige Autoaktie aus Detroit, die im bisherigen Jahresverlauf in der Gewinnzone ist.


   Konzern verdient sich goldene Nase in den USA 

Außer den Aktualisierungen der Synergien war die andere herausragende Zahl in den Ergebnissen von Stellantis die bereinigte operative Marge von 16,3 Prozent, die das Unternehmen im vergangenen Jahr in Nordamerika erzielte. Dies hat nichts mit der Fusion zu tun, da Peugeot kein US-Geschäft hatte, das mit dem alten Chrysler-Geschäft kombiniert werden konnte. Vielmehr zeigt es, dass die wichtigsten Marken des Unternehmens, RAM und Jeep, von der wilden Inflation der Fahrzeugpreise profitieren konnten. Im Durchschnitt erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr für jedes in der Region ausgelieferte Fahrzeug einen Umsatz von 38.316 Euro, gegenüber 32.739 Euro 2020.


   Chipmangel belastet in Nordamerika weniger 

Im Vergleich dazu lag die Marge von GM in Nordamerika im vergangenen Jahr bei 10,2 Prozent und die von Ford bei 8,4 Prozent. Nach eigenen Angaben hat Stellantis wegen der Chip-Knappheit weltweit etwa ein Fünftel seiner geplanten Produktion verloren, aber in den USA scheint der Autobauer derzeit weniger betroffen zu sein als seine heimischen Konkurrenten. In einem Jahr, in dem der Absatz vor allem von der Produktverfügbarkeit abhing, lieferte die Pickup-Marke RAM beispielsweise mehr Fahrzeuge aus, während die F-Serie von Ford und der Chevrolet Silverado von GM an Boden verloren.

Die operative Marge von Stellantis rangierte in Europa niedriger als in den USA und lag 2021 bei 9,1 Prozent, aber sie ist besser als die des nächstgrößeren europäischen Konkurrenten Volkswagen auf globaler Ebene. Die Wolfsburger schlüsseln ihre regionalen Ergebnisse nicht auf. Derweil dürften die Stellantis-Zahlen noch besser werden, wenn sich die Synergien bei den Ausgaben für Kapital und Produktentwicklung in der Gewinn- und Verlustrechnung niederschlagen.

Eine wesentliche Quelle für Einsparungen ist die Nutzung vorhandener Vermögenswerte aus dem ehemaligen Peugeot-Geschäft zur Auffrischung der Produktpalette von Fiat, so Finanzchef Richard Palmer.


   Stellantis hinkt Konkurrenz bei Zukunftsthemen hinterher 

Auch wenn Stellantis jetzt bei den Finanzergebnissen seine US-amerikanischen und europäischen Konkurrenten in den Schatten stellt, ist das Unternehmen bei der Technologie immer noch eher ein Nachzügler. Die Elektro- und Software-Strategietage, die vergangenes Jahr stattfanden, folgten erst auf eine Reihe vergleichbarer Veranstaltungen anderer Automobilhersteller. Und im Gegensatz zu GM, Ford und Volkswagen ist das Unternehmen nicht an einem bekannten Projekt für autonome Fahrzeuge beteiligt.


   Solide Ergebnisse können Übergang zu neuer Technologie bahnen 

Wenn der Markt sich wieder auf Tech-Werte konzentriert, kämpft Stellantis damit, das gleiche Interesse zu wecken wie seine engsten Konkurrenten. Selbst jetzt werden seine Aktien mit einem Abschlag gehandelt. Die Konzentration darauf, das bestehende Geschäft so effizient wie möglich zu gestalten, könnte sich jedoch als sinnvoll erweisen. Dann könnte es sich als echte Vorbereitung auf den Übergang der Automobilindustrie zur digitalen Technologie entpuppen.

Das ist mit den aktuellen Zahlen jetzt sicherlich leichter zu messen.

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February 24, 2022 04:05 ET (09:05 GMT)