Chicago (Reuters) - Beim Industrieriesen General Electric (GE) brummt vor der Abspaltung der Energietechnik-Sparte das verbleibende Geschäft mit der Flugzeugindustrie.

Der bereinigte Nettogewinn schnellte im vergangenen Jahr um 79 Prozent auf 5,66 Milliarden Dollar, wie GE am Dienstag in Boston mitteilte. GE profitiert zum einen vom Nachholbedarf vieler Fluggesellschaften nach der Corona-Krise, außerdem von Schwierigkeiten beim Rivalen Pratt & Whitney. Weil es zu wenige neue Flugzeuge gibt, fliegen die alten länger und müssen häufiger gewartet werden. Wartung und Ersatzteile machen 70 Prozent des Umsatzes von GE in der Sparte aus.

Der Konzernumsatz stieg im abgelaufenen Jahr um 17 Prozent auf fast 68 Milliarden Dollar, allein die Flugzeugsparte wuchs um 22 Prozent. Die GE-Aktie fiel zum Handelsauftakt an der Wall Street trotzdem um knapp zwei Prozent. Grund sind die Aussichten für das erste Quartal: GE stellte dafür ein hohes einstelliges Umsatzwachstum und einen Gewinn je Aktie von 60 bis 65 Cent in Aussicht. Analysten hatten im Schnitt mit 72 Cent gerechnet.

Das laufende erste Quartal ist das letzte in der derzeitigen Aufstellung: Das Medizintechnik-Geschäft hatte GE-Chef Larry Culp bereits im vergangenen Jahr als GE Healthcare an die Börse gebracht, Anfang April soll die Energietechnik als GE Vernova abgespalten und als eigenständiges Unternehmen notiert werden. GE konzentriert sich dann ganz auf das Flugzeuggeschäft und benennt sich in GE Aerospace um. "Beide Unternehmen werden das Bekenntnis von GE zu Innovation und kontinuierlicher Verbesserung weitertragen, mit einem schärferen Fokus auf ihre gesunden, wachsenden Branchen", sagte Culp.

Glänzen kann zurzeit nur die Luftfahrt-Sparte: GE Aerospace soll im laufenden Jahr zwischen 6,0 und 6,5 Milliarden Dollar Gewinn abliefern, bei einem Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent. 2023 wuchs der Auftragseingang um 22 Prozent auf 38,1 Milliarden Dollar. CFM, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Safran, rüstet sowohl die 737-MAX-Baureihe von Boeing als auch die A320neo-Familie von Airbus mit Triebwerken aus.

Culp sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Panne mit einer Boeing 737 MAX von Alaska Airlines, nach der die Baureihe einmal mehr von den Behörden unter die Lupe genommen wird, ändere nichts Wesentliches an den Prognosen von GE. Er habe volles Vertrauen in Boeing-Chef Dave Calhoun. Beim Airbus A320neo haben die Kunden die Wahl zwischen dem CFM- und dem Pratt&Whitney-Triebwerk, das zurzeit ebenfalls Probleme hat.

GE Vernova, zu der das konventionelle Kraftwerksgeschäft, aber auch Windanlagen gehören, leidet unter der Krise bei den Erneuerbaren Energien. In dem Geschäft schrieb GE auch 2023 einen Verlust von 1,44 Milliarden Dollar. Dank Kostensenkungen waren das aber 36 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Sparte kämpft - ebenso wie die Konkurrenz - mit schwacher Nachfrage und steigenden Rohstoff- und Arbeitskosten. Für das erste Jahr als eigenständiges Unternehmen stellte GE Vernova einen Umsatz von 34 bis 36 (2023: 32,7) Milliarden Dollar und eine bereinigte operative Umsatzrendite von rund fünf Prozent in Aussicht.

(Bericht von Rajesh Kumar Singh und Abhijith Ganapavaram; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)