Washington (Reuters) - Der US-Jobmarkt erweist sich trotz der Hochzinspolitik der Notenbank als überraschend robust.

Im November kamen 199.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag vorgelegten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs von 180.000 auf dem Radar. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel im November auf 3,7 Prozent. Experten hatten damit gerechnet, dass die Quote auf dem Vormonatswert von 3,9 Prozent verharren würde. "Dies bedeutet in der Gesamtschau, dass die Spekulationen, die US-Notenbank werde schon im ersten Quartal 2024 eine Zinssenkungsphase einläuten, einen herben Dämpfer erlitten haben", meint LBBW-Ökonom Dirk Chlench.

Nunmehr wird an den Terminmärkten erwartet, dass die Zinswende erst im Mai eingeleitet wird. Vor den Jobdaten waren noch Wetten auf den März als wahrscheinlichen Zeitpunkt dafür gelaufen.

Die besser als erwartet ausgefallenen Jobdaten wurden durch ein Streikende in der Automobilindustrie begünstigt. 25.300 Mitglieder der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) beendeten Ende Oktober ihre Arbeitsniederlegungen. Überdies kehrten 16.000 Mitglieder einer Schauspielergewerkschaft auf die Bühne zurück.

"Wie man es auch dreht und wendet, das ist nochmals ein kräftiger Job-Aufbau. Durch das Streikende in der Autoindustrie ist der Stellenzuwachs etwas geschönt", so Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Weniger offene Stellen und eine abnehmende Einstellungsbereitschaft signalisierten eine abwärts geneigte Beschäftigungsdynamik.

Die Abkühlung des Arbeitsmarkts gilt der US-Notenbank Federal Reserve als wichtige Voraussetzung, um ihr Zwei-Prozent-Ziel bei der Inflation dauerhaft zu erreichen. Mit Blick auf den Inflationsdruck achtet die Fed auch auf das Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im November um 4,0 Prozent zum Vorjahr zu. Im Vormonat hatte sich nach abwärts revidierten Daten ebenfalls ein Zuwachs von 4,0 Prozent ergeben.

Die Fed bekämpft die Inflation mit ihrer straffen Geldpolitik. Nach teils aggressiven Zinsschritten pausierte die Fed zuletzt zweimal in Folge angesichts des nachlassenden Preisdrucks. Sie beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Dies könnte nach einem Fingerzeig von US-Notenbankchef Jerome Powell auch auf der letzten Sitzung im laufenden Jahr am 13. Dezember so bleiben.

"Die US-Notenbank wird ihre Leitzinsen bis auf Weiteres auf dem erreichten Niveau halten. Wir halten weiterhin die Markterwartungen einer Zinssenkung bereits im Frühjahr für übertrieben und erwarten einen solchen Schritt erst gegen Jahresmitte", so die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner.

(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)