Dies geht aus den Protokollen der jüngsten Zinssitzung vom Januar hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Die Währungshüter sind demnach vorerst auf Kontinuität bedacht, wobei "Vorsicht und Geduld" gefragt seien. Die Gefahren, die mit einer zu frühen Zinswende einhergehen, wurden dabei als höher angesehen als das Risiko, die Geldpolitik zu spät zu lockern.

Übereinstimmung herrschte darüber, dass die EZB eine Zinswende datenabhängig angehen will und sich dabei nicht am Kalender orientiert. Einig war man sich auf der Januar-Sitzung auch, dass eine Debatte über eine Senkung zum aktuellen Zeitpunkt noch zu früh kommen würde.

Zuletzt waren unterschiedliche Stimmen über den weiteren Kurs der EZB zu hören gewesen: Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnte davor, angesichts weiter bestehender Unsicherheit mit Blick auf die Inflationsentwicklung die Zinsen in der Euro-Zone zu früh zu senken. Nach Ansicht des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau sollte die EZB mit der ersten Zinssenkung jedoch nicht zu lange warten.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält allerdings nichts von einer überhasteten Zinssenkung: Das könnte zu einer länger anhaltenden Inflation führen und die Währungshüter dazu zwingen, die Geldpolitik erneut zu straffen.

Die Inflation ist jedoch auf dem Rückzug. Die Verbraucherpreise legten im Januar nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Mit dem abflauenden Preisauftrieb kommt das Ziel der EZB einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent allmählich etwas näher. Mit einer Zinswende nach unten rechnen viele Experten aber erst zur Jahresmitte. Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen im Kampf gegen die Inflation bereits seit September 2023 konstant. Der Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt bei 4,0 Prozent.

(Bericht von Balazs Koranyi, Reinhard Becker; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)