Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt wird am Dienstag von seinen defensiven Schwergewichten belastet. Dabei ist mit der Einigung der beiden politischen Lager in den USA im Schuldenstreit ein grosses Abwärtsrisiko für die Märkte erst einmal aus dem Weg geräumt worden. Die nächste Hürde sei nun aber der republikanisch dominierte Kongress, der den Entwurf genehmigen müsse. "Eine Mammutaufgabe", den Gesetzesentwurf durch beide Kammern des Kongress zu bringen, kommentiert ein Händler. Dabei könnte es durchaus turbulent werden. "Vor allem die Hardliner der Republikaner sind gegen die erzielte Einigung."

Viel belastender als der Streit um die Schuldenobergrenze dürfte aktuell die Tatsache sein, dass der Markt doch wieder eine Anhebung der US-Zinsen einzupreisen scheint, ergänzt ein weiterer Händler. "Hatte der Markt lange nicht geglaubt, dass die Zentralbanken ihre Zinsen weiter anheben würden und bereits einer Zinswende entgegengefiebert, wendet sich das Blatt zusehends." Der Markt sehe mit steigender Wahrscheinlichkeit, dass eine weitere Zinsanhebung in den USA wahrscheinlicher wird und diese dann ebenso nach Europa schwappen könnte. Ein weiterer Belastungsfaktor seien die zunehmenden aussenpolitischen Moll-Töne zwischen China und den USA. Ein avisiertes Treffen der Verteidigungsminister beider Länder am kommenden Wochenende in Singapur wurde abgesagt.

Der SMI fällt gegen 10.50 Uhr um 0,28 Prozent auf 11'402,48 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 0,06 Prozent nach auf 1778,25 und der breite SPI um 0,31 Prozent auf 15'019,75 Zähler. Im SLI gewinnen 18 Titel hinzu und 12 geben nach.

Wie die Chartexperten von BNP Paribas in einem aktuellen Kommentar hervorheben, hänge derzeit viel davon ab, ob der SMI das Januar-Hoch bei 11'454 Punkten nachhaltig überquere. Dann rückte das Jahreshoch bei 11'616 Punkten wieder in den Fokus.

Der Nachrichtenfluss bei den Blue Chips ist mit dem Ende der Berichtssaison merklich ausgedünnt. Beim Lebensmittelriesen Nestlé (-1,6%) reagieren Investoren etwas verschnupft auf einen Managementwechsel. Der langjährige CFO François-Xavier Roger tritt ab und wird durch Anna Manz von der London Stock Exchange ersetzt. Einige Analysten zeigen sich von dem Wechsel überrascht. Roger werde grosse Fussstapfen hinterlassen, heisst es etwa bei Vontobel.

Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,5%) und Roche (-0,3%) stellen mit ihren Kursverlusten weitere Belastungsfaktoren für den Gesamtmarkt dar.

Aber auch zahlreiche Zykliker werden zum heutigen Start in die verkürzte Pfingstwoche aus den Depots entfernt. Die trifft Logitech (-1,3%) ebenso wie Kühne+Nagel, Geberit (beide -0,5%) oder auch Schindler (-0,4%).

Auf den Verkaufslisten sind auch die Aktien der beiden Grossbanken UBS (-0,5%) und CS (-0,3%) zu finden. Nach der Zwangsübernahme sind nun auch Klagen gegen die UBS eingegangen. Wie die "Sonntagszeitung" berichtete, fordern CS-Aktionäre beim Zürcher Handelsgericht einen deutlich höheren Preis: Statt 3 Milliarden wollen sie nun mindestens 7,3 Milliarden Franken.

Versicherer wie Zurich, Swiss Re oder Swiss Life ziehen dagegen um bis zu 0,8 Prozent an. Der Lebensversicherer Swiss Life hat im vergangenen Jahr im Geschäft mit der beruflichen Vorsorge die Bruttoprämien leicht gesteigert. Dabei hat die Zahl der Versicherten in der beruflichen Vorsorge (BVG) leicht abgenommen. Dagegen ist die Zahl Verträge leicht gestiegen.

Mit Kursgewinnen von jeweils mindestens 1 Prozent sind auch die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch erneut gesucht. Bereits zum Wochenschluss waren sie zum Ende einer eher schwachen Woche verstärkt gesucht gewesen.

In den hinteren Reihen sorgen die beiden Werkzeugmaschinen-Hersteller Tornos (+3,7%) und Starrag (unv.) mit der Nachricht, eine Fusion zu prüfen, für Gesprächsstoff.

Autoneum (+2,8%) sind nach Aussagen von CEO Eelco Spoelder gesucht, der im Bereich Mobilität mit Blick auf den Wechsel von herkömmlichen Verbrennern hin zu Fahrzeugen mit Elektromotoren Wachstumschancen sieht.

Derweil fallen Igea Pharma (-8,3%) nach einem Strategie-Update sowie Spexis (-3,3%) und der Backwarenkonzern Aryzta (-1,7%) nach Zahlen zurück.

hr/ra