Zürich (awp) - Zum Wochenschluss koppelt sich der Schweizer Aktienmarkt von seinen europäischen Pendants ab und zieht nochmals kräftig nach oben. Unterstützung erhält er dabei von den defensiven Schwergewichten, die alle drei zulegen. Damit gelingt es dem SMI auch, erstmals seit zwei Jahren wieder die psychologisch wichtige Marke von 12'000 Punkten zu überwinden.

Dabei spricht die aktuelle Nachrichtenlage laut Händlern vor dem langen Pfingst-Wochenende eher für eine leichte Konsolidierung nach der dynamischen Aufwärtsbewegung seit Anfang Mai. Gerade aus China seien zuletzt wieder Stresssignale gekommen, sagt etwa ein Händler. "Neben der Aussicht auf weitere US-Zölle auf chinesische Waren lieferten schlechte Daten zu Hausverkäufen und zum Konsum in China den Anlegern einen triftigen Grund, einen Teil der Gewinne dieser Woche mitzunehmen." Es sei aber zu früh, um von einer Abwärtswende zu sprechen. Die zu Ende gehende Berichtsaison sowie die jüngsten Konjunkturdaten, speziell aus den USA, lieferten eine gute Unterstützung.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,68 Prozent auf 12'028,11 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI steigt um 0,53 Prozent auf 1960,47 und der breit gefasste SPI um 0,51 Prozent auf 16'015,55 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer die Waage.

Der SMI hat damit seit Anfang Mai mittlerweile 800 Punkte hinzugewonnen. Auf Wochensicht zeichnet sich aktuell ein Plus von etwa 2,3 Prozent ab.

Unangefochtener Spitzenreiter ist der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont (+4,8%). Die Genfer haben mit ihren Jahreszahlen positiv überrascht. In den vergangenen Wochen hatten Konkurrenten aus dem Luxusgütermarkt schwächere Zahlen geliefert. Und auch die Ernennung von Nicolas Bos zum neuen CEO kommt in Analystenkreisen gut an. Konkurrent Swatch (+2,8%) zieht im Kielwasser ebenfalls an.

Die beiden Versicherer Swiss Re (+1,8%) und Zurich (+1,0%) setzen ihre Gewinne vom Vortag fort. Nach den gestrigen Zahlen ernten sie nun überwiegend wohlwollende Analystenkommentare. So haben etwa die Experten der Bank of America das Rating für beide Konzerne um jeweils einen Schritt angehoben.

Dass sich der hiesige Markt von den übrigen internationalen Börsenplätzen mit seinen deutlichen Gewinnen absetzen kann, liegt vor allem aber an Novartis (+1,2%), Nestlé (+1,0%) und Roche (GS +0,9%). Roche setzen damit die Kursgewinne vom Vortag fort. Der Pharmakonzern hatte erste Daten zu seinem erst kürzlich zugekauften Kandidaten gegen Fettleibigkeit vorgelegt. Diese sorgen nun bei Analysten für gute Stimmung. Die Deutsche Bank etwa hat ihre bisherige Verkaufsempfehlung in ein "Hold" erhöht.

Auch die Aktien der ehemaligen Novartis-Tochter Sandoz (+0,8%) sind auf den Einkaufslisten zu finden. Auch hier hält der Strom positiver Analystenkommentare an. Seit die Generika-Spezialistin vor 10 Tagen Zahlen vorgelegt hat, haben zahlreiche Analysten ihre Kursziele aufwärts angepasst.

Swiss Life (-4,9% oder -32,60 Fr.) werden ex Dividende (33 Fr.) gehandelt und sind somit nur optisch schwächer.

Straumann, Partners Group und ABB geben jeweils um mehr als 1 Prozent nach. Der Industriekonzern ABB will über einen Zukauf sein Elektrifizierungsgeschäft in China ausbauen.

Ansonsten wird das Nachrichtenaufkommen von Unternehmen aus den hinteren Reihen dominiert. Die R&S Group (+6,9%) beispielsweise schaut optimistischer nach vorne. Der Baselbieter Trafohersteller hat zum zweiten Mal in diesem Jahr die eigene Prognose erhöht.

Davon kann die VP Bank (-5,0%) nur träumen. Nach dem überraschenden Abgang des CEO vor wenigen Tagen meldete die Bank nun noch einen Gewinneinbruch um etwa die Hälfte für die ersten vier Monate.

hr/ra