Frankfurt (Reuters) - Die Flut an Konzernbilanzen kommt bei den Anlegern am Aktienmarkt insgesamt gut an. Der Dax lag am Donnerstag ein halbes Prozent höher bei 16.997 Punkten.

Der EuroStoxx50 stand 0,8 Prozent im Plus bei 4715 Zählern. Der deutsche Leitindex hatte erst am Dienstag eine neue Bestmarke markiert.

Die weitere Entwicklung hänge unter anderem von den Kursständen an der Wall Street ab, sagte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Was für den Deutschen Aktienindex die 17.000, könnte nun für den wichtigsten Aktienindex der Welt, den amerikanischen S&P 500, die 5000er Marke werden." Der breit gefasste US-Index eröffnete am Donnerstag stabil bei rund 4993 Punkten. "Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die Wall Street die magische Zahl auf der Anzeigetafel sehen will. Was allerdings danach passiert, dürfte auch wegweisend für den Dax werden und dann hoffentlich auch die Frage beantworten, ob der Index in Frankfurt seine runde Marke nun endgültig hinter sich lassen kann oder sie doch erst einmal als unüberwindbar zu den Akten legen muss."

Auf die Stimmung in den USA drückten allerdings unter anderem neue Deflationssorgen und eine drohende Konjunkturabkühlung in China. Die Verbraucherpreise in der Volksrepublik sanken im Januar zum vierten Mal in Folge. Für Erleichterung bei den Anlegern sorgte jedoch, dass Peking den Chef der Wertpapieraufsichtsbehörde durch einen erfahrenen Aufsichtsbeamten ersetzt hatte. "Es scheint, dass Peking den stark fallenden Aktienmarkt bemerkt hat", sagte Portfoliomanager Rob Brewis von Aubrey Capital Management mit Sitz in Großbritannien.

Weiterhin hält auch die Frage nach der Zinspolitik der großen Zentralbanken die Anleger in Atem. Währungshüter auf beiden Seiten des Atlantiks bekräftigten zuletzt, dass sie bei der Lockerung der Geldpolitik vorsichtig sein müssen. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen stieg auf 2,284 Prozent nach 2,241 Prozent am Mittwoch. Die US-Bonds mit der gleichen Laufzeit rentierten mit 4,150 Prozent nach zuvor 4,098 Prozent. Der Dollar-Index rückte um 0,2 Prozent auf 104,24 Punkte vor, der Euro verlor im Gegenzug 0,1 Prozent auf 1,0761 Dollar.

NEMETSCHEK UND VERBIO AUF HÖHENFLUG

Bei den deutschen Unternehmen rückten nach Zahlen die Papiere von Siemens um 2,5 Prozent vor. Beim Jahresauftakt habe vor allem die starke Auftragslage herausgestochen, sagte ein Händler.

Bei den Nebenwerten glänzten Nemetschek, die bis zu 5,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch zulegten. Die Münchner Softwarefirma hat den Gewinn im abgelaufenen Jahr trotz der Umstellung von Lizenzverkäufen auf Abo-Modelle stabil gehalten. Produktionsrekorde beflügelten die Aktien von Verbio, die um mehr als 20 Prozent in die Höhe schossen. Dank Zukäufen und Effizienzsteigerungen produzierte Verbio in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 so viel Biokraftstoff wie noch nie.

In London legten sich Anleger Unilever in die Depots. Die Aktien stiegen um gut vier Prozent, nachdem der Konsumgüterkonzern ein Aktienrückkaufprogramm auf den Weg brachte.

Der dänische Schifffahrtsriese Maersk vergraulte dagegen die Investoren mit einem Gewinneinbruch. Die Aktien stürzten um 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte Dezember. Verluste im vierten Quartal, eine schwache Prognose für 2024 und die Aussetzung des Aktienrückkaufprogramms machten den Titeln zu schaffen, sagte Sydbank-Analyst Mikkel Emil Jensen. Zu den Verlierern in London gehörten Astrazeneca, deren Aktien 6,6 Prozent einbüßten. Der Pharmakonzern verdiente im vierten Quartal mit 1,45 Dollar je Aktie weniger als von Analysten erwartet.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)