Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten nehmen kurz vor Weihnachten die jüngsten Kursgewinne mit.

Der Dax verlor am Donnerstagnachmittag 0,2 Prozent auf 16.693 Punkte und entfernte sich damit weiter von der 17.000er Marke, die er in der vergangenen Woche erstmals in seiner Geschichte übersprungen hatte. Der EuroStoxx50 gab 0,3 Prozent auf 4521 Zähler nach. Einige Anleger nähmen vor dem Fest offenbar Gewinne mit, sagte ein Börsianer. Auf Jahressicht kommt der deutsche Leitindex auf ein Plus von gut 20 Prozent. Spekulationen auf baldige Zinssenkungen in den USA und im Euro-Raum hatten die Rally am deutschen Aktienmarkt zuletzt deutlich angefacht.

"Wie schnell sich an der Börse der Wind drehen kann, hat gestern der kleine Ausverkauf an der Wall Street in der zweiten Handelshälfte gezeigt", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Er zeigte sich allerdings gelassen. "Ist der Optimismus an der Börse so groß wie aktuell und warten alle nur noch auf eine Fortsetzung der Rally, rauschen die Kurse quasi aus dem Nichts und völlig nachrichtenlos nach unten. Was allerdings dramatisch klingt, ist mit Blick auf das Börsenjahr 2023 und vor allem für langfristig orientierte Anleger lediglich der berühmte Sturm im Wasserglas."

KÖNNEN DIE NOTENBANKEN DIE HOHEN ERWARTUNGEN ERFÜLLEN?

Die Wall Street. eröffnete nach frischen Konjunkturdaten dagegen im Plus. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Sommer nicht ganz so kräftig gewachsen wie gedacht. Dies verstärkte die Hoffnung der Investoren auf bald fallende Zinsen der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter versuchen, mit höheren Zinsen die Inflation zu dämpfen, ohne der Konjunktur allzu stark zuzusetzen.

Die Hoffnung auf fallende Zinsen drückten indes den Greenback. Der Dollar-Index fiel um ein halbes Prozent auf 101,936 Punkte. Die europäische Gemeinschaftswährung, der Euro, gewann im Gegenzug genauso viel auf 1,0993 Dollar. Die Anleger griffen auch bei den Staatsanleihen zu. Die Verzinsung der zehnjährigen US-Bonds fiel im Gegenzug zum steigenden Kurs auf 3,840 Prozent nach 3,877 Prozent am Mittwoch. Die Rendite der deutschen Pendants markierte mit 1,946 Prozent ein frisches Neun-Monats-Tief und pendelte sich danach bei 1,949 Prozent ein. Am Vortag lag sie noch bei 1,978 Prozent.

Ob sich die hohen Erwartungen einer raschen geldpolitischen Lockerung jedoch überhaupt erfüllen, steht in den Sternen. Die Präsidentin der Europäische Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, war Spekulationen auf baldige Zinssenkungen im Euro-Raum zuletzt entgegen getreten. Auch US-Notenbanker versuchten die Euphorie an den Börsen in den vergangenen Tagen zu dämpfen.

COMMERZBANK IM AUFWIND - GRÜNES LICHT FÜR AKTIENRÜCKKAUF

Unter den Einzelwerten hatten die Autowerte das Nachsehen. Porsche, Volkswagen

Die Aktien von Philips bildeten unterdessen mit einem Abschlag von knapp zwei Prozent das Schlusslicht an der Börse in Amsterdam. Die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) stufte den Rückruf einiger Philips-Geräte für bildgebende Verfahren als äußerst schwerwiegend ein, da die Verwendung ihrer Ansicht nach schwerwiegende gesundheitsschädliche Folgen haben kann. Das niederländische Medizintechnikunternehmen hat seit dem 30. November 150 Geräte in den Vereinigten Staaten zurückgerufen. Die Geräte wurden zwischen dem 1. Januar 2001 und dem 1. Oktober 2016 vertrieben. Produktion und Verkauf wurden laut Philips 2014 eingestellt.

(Bericht von Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)