FRANKFURT (awp international) - Trotz neuer Zölle in den USA auf Importe aus China haben sich Anleger am Freitag zuversichtlich gezeigt. Der Dax, der am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit Mitte April gefallen war, erholte sich am Nachmittag um 0,63 Prozent auf 12 049,59 Punkte. Er stabilisierte sich wieder über der 12 000er Marke. Auf Wochensicht hat der Leitindex jedoch knapp drei Prozent eingebüsst.

Kurz nach Mitternacht Ortszeit in Washington trat die Anhebung der Sonderabgaben auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar in Kraft. Die Zölle stiegen von bisher zehn auf 25 Prozent. Damit sind rund die Hälfte aller chinesischen Exporte in die USA betroffen. Chinas Chefunterhändler Liu He kritisierte das Vorgehen der US-Regierung. Gleichzeitig aber äusserte er sich zuversichtlich: "Wir wollen einige der Differenzen ehrlich, zuversichtlich und rational lösen", sagte Liu He. "Ich denke, es gibt Hoffnung."

Von einer "Resthoffnung auf Einigung" im Handelsstreit sprach denn auch Analyst Manuel Andersch von der BayernLB. Trotz der jüngsten Eskalation der Auseinandersetzung gebe es doch immer wieder "Hoffnungsschimmer".

Die Gespräche beider Parteien in Washington gehen an diesem Freitag weiter. Trump stimmte die Welt auf eine längere Auseinandersetzung ein: "Es gibt überhaupt keinen Grund zur Eile", schrieb Trump auf Twitter mit Blick auf die Verhandlungen.

Der MDax der mittelgrossen Werte gewann am Freitag 0,89 Prozent auf 25 447,80 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte etwas weniger stark zu.

Geradezu euphorisch reagierten Investoren auf einen Paukenschlag von Thyssenkrupp: Der Industriekonzern rechnet damit, dass die geplante Zusammenlegung des Stahlgeschäfts mit dem von Tata Steel scheitert. Stattdessen haben die Essener einer Konzernaufspaltung eine Absage erteilt und erwägen nun einen Börsengang der Aufzugssparte. Daraufhin schoss der Kurs um 17 Prozent nach oben.

"Den starken Kursanstieg führen wir vor allem darauf zurück, dass Klarheit im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Konzerns geschaffen wurde", sagte Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Zudem seien sowohl das Joint Venture im Stahlgeschäft mit Tata Steel als auch die Aufspaltung am Markt kritisch betrachtet worden.

In eine neue Runde ging der Reigen der Quartalsbericht von Unternehmen. Die Deutsche Post ist dank des Verkaufs ihrer Lieferketten-Logistik in China mit einem Gewinnsprung ins Jahr gegangen. Der Kurs bewegte sich zuletzt nach anfangs starken Schwankungen kaum von der Stelle.

Bei Bechtle lobte Analyst Knut Woller von der Baader Bank ein starkes Wachstum des IT-Systemhauses trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfelds. Die Papiere zogen um 6,7 Prozent an und erreichten ein Rekordhoch jenseits von 100 Euro. Sie hievten auch die Papiere des IT-Dienstleisters Cancom um 3,6 Prozent mit nach oben.

Die Papiere von Gea sprangen um fast zehn Prozent nach oben. Der Anlagenbauer für die Lebensmittelindustrie habe im ersten Quartal gut abgeschnitten, urteilte Analyst Sven Weier von der Bank UBS. Die Aktien von Xing litten mit einem Minus von 3,4 Prozent unter einem negativen Analystenkommentar. Die Privatbank Berenberg hatte die Papiere zum Verkauf empfohlen.

Schliesslich wurden vor dem Wochenende einige Aktien mit Dividendenabschlag gehandelt. Dazu zählen die Papiere des Sportartikelherstellers Adidas und des Baustoffkonzerns HeidelbergCement .

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,13 Prozent am Vortag auf minus 0,11 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 143,13 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,03 Prozent auf 166,19 Punkte nach.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,1229 US-Dollar. Der Dollar kostete damit 0,8906 Euro. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1193 US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8934 gekostet./bek/fba

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---