FRANKFURT (dpa-AFX) - Gewinnmitnahmen haben den deutschen Aktienmarkt in einem ansonsten ruhigen Feiertagshandel ins Minus gedrückt. Für den Leitindex Dax ging es nach seinem Rekordlauf zur Wochenmitte nun am Donnerstag um 0,76 Prozent auf 12 708,50 Punkte nach unten. Tags zuvor hatte das Börsenbarometer erstmals in seiner Geschichte die Marke von 12 900 Punkten übersprungen. Letztlich hatte der Dax aber nur etwas höher geschlossen.

Zuletzt sei es bereits öfter zu Gewinnmitnahmen vor dem Feierabend gekommen, was besonders extrem am Mittwoch zu beobachten gewesen sei, schrieben die Experten des Börsenstatistik-Magazins Index-Radar. Insofern sei der aus einer Vogelperspektive noch stabil wirkende Markt erstmals seit längerer Zeit wieder in Gefahr. Die Anleger blicken derzeit Händlern zufolge skeptisch auf das hohe Bewertungsniveau vieler schwer gewichteter Technologiewerte aus den USA.

FED ERHÖHT LEITZINS ERNEUT

Der MDax der mittelgroßen Werte gab am Donnerstag um 0,91 Prozent auf 25 074,12 Punkte nach und der TecDax verlor 1,34 Prozent auf 2249,90 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte knapp 1 Prozent ein.

Gesprächsthema am Markt war die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Die Fed hatte den Leitzins wie erwartet zum vierten Mal seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise etwas angehoben. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen hält an ihrem Straffungskurs fest, klare Hinweise auf den Zeitpunkt einer nächsten Anhebung gab es aber nicht. Die US-Notenbank lasse sich nicht aus der Ruhe bringen, schrieb Analystin Christiane von Berg von der Landesbank BayernLB.

IMMOBILIENWERTE DANK STUDIE GEFRAGT

Immobilienwerte profitierten derweil hierzulande gegen den Trend von einer positiven Branchenstudie von Goldman Sachs. So gewannen die Papiere von Vonovia knapp 1 Prozent. Damit bewegen sie sich auf dem höchsten Niveau seit ihrem Rekordhoch im August 2016. Bester Wert im MDax waren die Anteilsscheine von LEG Immobilien mit einem Plus von mehr als 1 Prozent.

Das Wachstum der Mieten für Büroimmobilien in wichtigen europäischen Städten sei im Vorjahr so stark gewesen wie seit 2007 nicht mehr, schrieb Analyst Julian Livingston-Booth. Er erhöhte daher seine Prognosen für das laufende und das kommende Jahr. Bei Vonovia hob der Experte zudem den Fokus auf Innovationen und Investitionen als wichtige Wachstumsquelle hervor.

SHW PROFITIERT VON ÜBERNAHMEANGEBOT

Unter den Nebenwerten schnellten die Aktien von SHW um gut 10 Prozent auf 36,10 Euro in die Höhe. Der Chef der in Österreich börsennotierten KTM Industries AG, Stefan Pierer, will den Autozulieferer übernehmen. Pierer hatte zuvor über seine Firma Swiss AG mittelbar 18,91 Prozent der Anteile an SHW erworben und bietet nun über seine Pierer Industrie AG 35 Euro je SHW-Aktie. Damit liegt der aktuelle Kurs gut 1 Euro über der Offerte. Viele Anleger scheinen sich also noch mehr zu erhoffen./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---