FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen fallen am Freitagnachmittag nach Bekanntgabe neuer Preisdaten aus den USA auf neue Tagestiefs. Die US-Verbraucherpreise sind im Mai gegenüber dem Vormonat um 1 Prozent gestiegen - erwartet wurde lediglich ein Plus von 0,7 Prozent. Auch in der Kernrate fiel der Anstieg kräftiger als erwartet aus. Die Daten lassen keinen Inflationsgipfel erkennen und sprechen dafür, dass an den Märkten zusätzliche Zinserhöhungen durch die US-Notenbank eingepreist werden dürften. Dies erklärt die negative Marktreaktion bei Aktien. Der DAX fällt um 2,5 Prozent auf 13.839 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 2,8 Prozent auf 3.620 Zähler. Der Euro gibt auf 1,0533 Dollar nach, der Dollarindex steigt auf ein Dreiwochenhoch.
US-Notenbank hat geldpolitische Wende zu spät eingeleitet
"Es wird immer deutlicher, dass die Notenbank ihre geldpolitische Wende zu spät eingeleitet hat. Die Zeit der großen Zinsschritte um 50 Basispunkte ist noch lange nicht vorbei", so die Commerzbank. Nachdem die US-Inflationsjahresrate im April von 8,5 auf 8,3 Prozent gesunken war, hatten die Spekulationen zugenommen, dass damit der Hochpunkt überschritten sei. "Mit dem erneuten Anstieg hat sich dies erledigt. Die Details der heutigen Zahlen zeigen vielmehr, dass der Inflationsdruck breit angelegt bleibt", heißt es.
Bereits vor Bekanntgabe der US-Preisdaten standen die Aktienkurse unter Druck. "Nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich die Lage weiter eingetrübt", so ein Marktteilnehmer. Mit den höheren Inflationsprognosen seien die Zinserwartungen weiter nach oben angepasst worden. Zudem stiegen die Renditen in der Peripherie der Eurozone mit dem bevorstehenden Ende der EZB-Kaufprogramme besonders stark, so dass Erinnerungen an die Eurokrise heraufbeschworen würden.
Jahrelang habe es keinen Grund gegeben, einzelne Länderrisiken zu bewerten, dies dürfte sich nun angesichts steigender Zinsen ändern. Investoren schichteten wieder zwischen Länderanleihen um oder handelten direkt die Länder-Spreads als Zinsdifferenz. Die deutsche Zehnjahresrendite legt um 1 Basispunkt auf 1,44 Prozent zu - die italienische, die am Vortag bereits überdurchschnittlich gestiegen war, steigt weiter von 3,61 auf 3,75 Prozent. Für den stark in Staatsanleihen investierten Bankensektor geht es 4 Prozent talwärts.
Schwer unter Druck stehen zinssensible Immobilienaktien. "Die Mieten sind bei Privaten nicht noch weiter erhöhbar - bei den gewerblichen auch nicht, wenn es in Richtung Rezession und mehr Home Office geht", kommentiert ein Händler. Die jüngsten Aussagen von Vonovia (-3,6%), bei hoher Inflation rund 4 Prozent Mieterhöhung pro Jahr anzustreben, dürften dauerhaft nicht umsetzbar sein. Damit seien die Erträge der Branche nach oben gekappt.
SAS haussieren mit Aufschlägen von 25 Prozent. Hintergrund sind Hilfszusagen des dänischen Parlaments an die angeschlagene Airline. Die schwedische Regierung hatte unlängst erklärt, keine zusätzlichen Finanzmittel zur Verfügung stellen zu wollen.
Credit Suisse nach State-Street-Statement weiter unter Druck
Weiter unter Druck stehen die Aktien von Credit Suisse. Der Kurs fällt um 4 Prozent. Denn State Street hat klargestellt, man sei nicht an einer Übernahme der schweizerischen Großbank interessiert. Ein entsprechendes Gerücht hatte den Kurs am Mittwoch zeitweise stark nach oben getrieben. State Street hatte zunächst nur mitgeteilt, man kommentiere den Bericht nicht.
Berichte über eine Kaufinteresse an der Just-Eat-Tochter Grubhub treiben deren Aktien in London um 8,7 Prozent nach oben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, sei das Beteiligungsunternehmen Apollo Global Management interessiert. Die Gebote sollen im Bereich um 1 Milliarde Dollar liegen. Die damit verbundene Hoffnung auf eine Branchenkonsolidierung zieht auch andere Branchenwerte nach oben, im DAX stemmen sich daher Delivery Hero mit plus 0,3 Prozent gegen den sehr schwachen Gesamtmarkt. Hellofresh gewinnen 1,1 Prozent.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.619,92 -2,8% -104,53 -15,8% Stoxx-50 3.518,68 -2,3% -81,51 -7,9% DAX 13.838,56 -2,5% -360,24 -12,9% MDAX 28.984,81 -2,2% -665,08 -17,5% TecDAX 3.041,14 -2,2% -68,44 -22,4% SDAX 13.215,28 -2,6% -349,83 -19,5% FTSE 7.320,95 -2,1% -155,26 +1,2% CAC 6.204,98 -2,4% -153,48 -13,3% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 1,47 +0,04 +1,65 US-Zehnjahresrendite 3,11 +0,07 +1,60 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 10:00 17:31 Uhr % YTD EUR/USD 1,0526 -0,9% 1,0698 1,0738 -7,4% EUR/JPY 141,31 -1,0% 142,86 143,78 +8,0% EUR/CHF 1,0402 -0,1% 1,0481 1,0467 +0,3% EUR/GBP 0,8513 +0,2% 0,8563 0,8559 +1,3% USD/JPY 134,22 -0,1% 133,46 133,88 +16,6% GBP/USD 1,2364 -1,1% 1,2495 1,2547 -8,6% USD/CNH (Offshore) 6,7307 +0,4% 6,6923 6,6899 +5,9% Bitcoin BTC/USD 29.368,62 -2,5% 30.506,34 30.459,14 -36,5% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 121,52 121,51 +0,0% 0,01 +67,0% Brent/ICE 122,30 123,07 -0,6% -0,77 +62,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.832,99 1.847,91 -0,8% -14,92 +0,2% Silber (Spot) 21,50 21,69 -0,9% -0,19 -7,8% Platin (Spot) 968,50 975,34 -0,7% -6,84 -0,2% Kupfer-Future 4,30 4,38 -1,9% -0,08 -3,3% ===
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June 10, 2022 10:01 ET (14:01 GMT)