Zürich (awp) - Die Swisscom lanciert eine neue Abo-Familie, welche eine Reihe der bisherigen Abos ablöst. Kunden erhalten damit zu Hause und unterwegs mehr Surfgeschwindigkeit beim mittleren Abo. Abonnenten mit Kupferanschluss haben davon aber nicht viel.

Bei den mittleren Abos könnten die Kunden neu mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) surfen, kündigte der grösste Schweizer Telekomkonzern am Dienstag vor den Medien in Zürich an. Bisher war beim mittleren Mobilfunkabo bei 200 Megabit (Mbit/s) Schluss, beim mittleren Internetabo zu Hause bei 300 Mbit/s. 1,9 Millionen Kunden würden ab dem 23. Mai automatisch von den Änderungen ohne Aufpreis profitieren.

Kunden mit einem Kupferleitungsanschluss haben aber von der höheren Geschwindigkeit kaum etwas. Denn die alten Kupferleitungen geben maximal 400 bis 500 Mbit/s her. Wenn die Kunden ein höheres Surftempo wollen, müssen sie einen so genannten "5G-Booster" bestellen, wie der Privatkundenverantwortliche Dirk Wierzbitzki am Rande der Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärte.

Dieses Empfangsgerät liefert die höheren Internet-Geschwindigkeiten über das Mobilfunknetz in die Wohnung. "Damit werden wir in der Spitze jetzt noch nicht ganz, aber mit weiteren Optimierungen bald bis zu 1 Gbit/s anbieten können", sagte Wierzbitzki. Das 5G-Empfangsgerät kostet allerdings einen einmaligen Aufpreis.

Nur für ein Drittel der Haushalte

Die versprochenen 1 Gbit/s sind derzeit nur auf Glasfaserleitungen erreichbar. Mit den ultraschnellen Leitungen hat die Swisscom bisher rund 1,5 Millionen Haushalte und Geschäfte erschlossen. Damit wird ein Drittel der Bevölkerung mit den ultraschnellen Leitungen abgedeckt.

Dies bedeutet, dass zwei Drittel der Swisscom-Kunden nicht in den Genuss von 1 Gbit/s kommen können, solange sie keinen Glasfaseranschluss haben. Denn die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko hatte den Glasfaserausbau gestoppt, weil sie die von der Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig hält. Die Weko pocht auf einen Ausbau mit vier Fasern.

Bekanntlich wollte die Swisscom bis Ende 2025 rund 1,5 Millionen weitere Haushalte und Geschäfte mit Glasfasern erschliessen und damit die Abdeckung auf 60 Prozent erhöhen.

Lösung im Glasfaserstreit

Im Februar hatte die Swisscom mit einer Reduktion des Glasfaserausbaus gedroht. Im schlimmsten Fall, wenn die Weko auf einem Ausbau mit vier Fasern beharre, könnte der Konzern bis Ende 2025 nur noch 1 Million Haushalte mit den ultraschnellen Leitungen erschliessen, hatte der scheidende Konzernchef Urs Schaeppi gesagt. Das wären 500'000 Haushalte und Geschäfte weniger als geplant. Damit würde man nur noch 50 Prozent der Bevölkerung abdecken statt 60 Prozent.

Vergangene Woche erklärte Schaeppi dann, dass sich die Standpunkte der Weko und der Swisscom annähern würden. Es zeichne sich eine Lösung ab. Am wahrscheinlichsten sei eine Lösung mit einer Bevölkerungsabdeckung "irgendwo" zwischen 50 und 60 Prozent. Details wollte Schaeppi nicht bekannt geben.

Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Moneyland hält die Temposteigerung vor allem für Marketing: Für die meisten Kunden dürften sie nicht relevant sein, sagte er im Gespräch.

Mehr Aufnahmekapazität im TV

Neben den Surfgeschwindigkeiten gab es auch beim Fernsehangebot Verbesserungen. So wird beim TV die Aufnahmekapazität deutlich erhöht. Beim mittleren Abo steigt sie von 120 auf 250 Stunden und beim grossen Abo von 1200 auf 2000 Stunden.

Noch Monate dauern dürfte die Umsetzung des neuen Tarifs im Fernsehgeschäft (GT12) aus der Einigung der Telekomanbieter mit den TV-Sendern und Werbevermarktern, der eigentlich auf Anfang Jahr in Kraft getreten wäre. Hier droht den Kunden Zwangswerbung von bis zu zwei Minuten bei den deutschsprachigen Privatsendern.

Technisch sei die Umsetzung nicht einfach, weil viele Parteien darin involviert seien, sagte Wierzbitzki. Man überlege sich eine Lösung, die den Kunden das Überspulen der Werbeblöcke gegen einen Aufpreis ohne Zwangswerbung ermögliche. Die Umsetzung dürfte aber bei der Swisscom noch bis im dritten oder vierten Quartal dauern.

Salt hatte den die bisherige Replay-Funktion auf den 1. Mai deutlich eingeschränkt. Die Replay-Dauer wurde von sieben Tagen auf nur noch 30 Stunden reduziert und die Vorspulfunktion gestrichen. Wer diese Funktionen dennoch weiter nutzen möchte, der muss einen monatlichen Aufpreis bezahlen. Sunrise UPC hat noch nicht bekannt gegeben, wie der GT12 umgesetzt wird.

jb/kw