Frankfurt/Rom (Reuters) - Die Lufthansa und die italienische Regierung rechnen nach den jüngsten Verhandlungen mit einem Ja der EU-Kommission zum Einstieg der Lufthansa bei der staatlichen italienischen ITA Airways.

"Wir bleiben optimistisch, dass wir bald eine Lösung mit der Kommission finden werden, die für uns betriebswirtschaftlich Sinn ergibt und den Wettbewerb in Italien fördert", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der "Zeit". Die Gespräche seien sehr weit fortgeschritten, nachdem die Verhandlungen mehrfach vor dem Scheitern gestanden hätten.

Das Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom äußerte sich am Dienstagabend ebenfalls zuversichtlich. "Wir haben heute auf die jüngsten Bedenken der Europäischen Kommission geantwortet und hoffen, dass dies den Abschluss des Erwerbs eines Anteils an ITA Airways durch Lufthansa in einer angemessen kurzen Zeit ermöglichen wird", erklärte die italienische Regierung. Es werde bereits daran gearbeitet, die mit der Kommission vereinbarten Bedingungen zu erfüllen, "damit die Transaktion in den kommenden Monaten abgeschlossen werden kann".

Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager neigt nach langem Ringen um Wettbewerbsauflagen zur Freigabe des Kaufs von zunächst 41 Prozent von ITA durch die Lufthansa, wie Reuters von Insidern vergangene Woche erfahren hatte. Auf längere Sicht soll die Alitalia-Nachfolgerin vollständig Teil der Lufthansa-Gruppe werden. Die EU will mit den Auflagen verhindern, dass die Fusion zu weniger Angebot und höheren Ticketpreisen zum Nachteil der Verbraucher führt. Die Entscheidung soll bis zum 4. Juli fallen.

Zu den Auflagen gehört die Abgabe von rund 40 Start- und Landerechten (Slots) für europäische Verbindungen am Flughafen Mailand Linate, wo sonst eine dominante Marktposition von Lufthansa/ITA entstehen würde. Die Lufthansa musste konkurrierende Airlines, Easyjet und Volotea, dafür gewinnen, die Slots für ein Flugangebot auch zu nutzen. Das war bisher nur von nicht namentlich genannten Insidern zu erfahren. Die Auflagen zu Mailand bestätigte Spohr gegenüber der Zeitung, ohne Zahlen oder die Airlines zu nennen.

Schwieriger war die Einigung zu Langstreckenflügen von Rom nach Nordamerika - hier müssen nach Informationen von Insidern Lufthansa und ITA Konkurrenz durch andere Airlines ermöglichen. Bedenken über zu wenig Wettbewerb durch die Fusion hielt Spohr in dem Interview entgegen: "Kleinere Airlines haben heutzutage keine Chance mehr, allein im globalen Wettbewerb zu bestehen." ITA-Vorgängerin Alitalia sei über 30 Jahre lang nur mit staatlichen Subventionen am Leben gehalten worden, das würde die EU zu Recht auch nicht mehr erlauben.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)