Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Signale an den europäischen Aktienmärkten stehen am Mittwoch zunächst noch auf rot. Der DAX wird weitere 130 Punkte oder 1 Prozent im Minus erwartet bei 13.060 Punkten, im Euro-Stoxx-50 sieht es ähnlich aus. Händler sprechen von Anschlussverkäufen nach der Abwärtswelle vom Dienstagnachmittag, die von unerwartet hohen US-Inflationsdaten ausgelöst worden war und die US-Indizes nach dem europäischen Handelsschluss noch weiter ins Minus gedrückt hatte. Mit dem extremsten Schwächeanfall seit 2 Jahren haben die US-Indizes an nur einem Handelstag alle seit Beginn der vergangenen Handelswoche aufgelaufenen Gewinne wieder abgegeben.

"Hierzulande ist das Bild nicht ganz so düster", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Positiv sei, dass der DAX trotz des herben Rückgangs noch immer über der "psychologisch so wichtigen Marke von 13.000 Punkten" notiere. Der aktuelle Rückgang könne damit auch eine gesunde Konsolidierung nach dem starken Anstieg sein. "Erst die kommenden Tage und Wochen werden klarer zeigen, wohin die Reise beim DAX jetzt geht", so der Vermögensverwalter.


   Euro unter Parität fordert EZB heraus 

Aber auch in Europa hinterlässt das Inflationsgespenst zunehmend seine Spuren. Die Rendite 1-jähriger Bundespapiere ist auf 1,08 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit über 10 Jahren gestiegen. Der Markt hält es für immer wahrscheinlicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Oktober in einem weiteren großen Zinsschritt erneut um 75 Basispunkte anhebt. Auch der erneute Fall des Euro unter die Parität dürfte die EZB herausfordern, da die Gefahr zusätzlicher importierter Inflation wächst. Aktuell steht die Gemeinschaftswährung bei 0,9990 Dollar, nachdem sie am Dienstag die Parität über weite Stecken noch verteidigt hatte und erst am Abend darunter fiel.

Mit Blick auf die steigenden Zinsen dürften einmal mehr die Wachstumswerte in Europa zu den Verlierern zählen, während die defensiven Sektoren von den Umschichtungen profitieren sollten. Auf dem Datenkalender stehen am frühen Nachmittag die Erzeugerpreise für den August aus den USA, die mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet werden.


   Gewinnwarnung von Kion zeigt Folgen der Inflation 

Mit weiterem Druck auf Kion rechnen Händler am Mittwoch. "Die Gewinnwarnung hat dem ohnehin von den US-Verbraucherpreisen angeschlagenem Markt noch einmal deutlich vor Augen geführt, was die Inflation auf Unternehmensebene anrichtet", kommentiert ein Händler.

Kion ist im dritten Quartal operativ in die Verlustzone gerutscht, der Gabelstaplerhersteller musste deutlich stärker gestiegene Energie-, Logistik- und Materialkosten hinnehmen. Bei langjährigen Projekten habe man unter anderem keine Klauseln in den Verträgen gehabt, um die zwischenzeitlichen Preissteigerungen an die Kunden weiterzureichen. Und in Nordamerika sei es mittlerweile schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

"Auch das Investitionsverhalten der Kunden scheint unter der inflationären Entwicklung zu leiden", so ein Händler, denn auch der Auftragseingang im dritten Quartal werde deutlich unter dem Vorjahresniveau erwartet. Vor allem im E-Commerce-Bereich lasse die Aktivität nach und es gebe bereits erste Stornierungen.


   Staatsausstieg gut für Lufthansa-Aktien 

Auf der positiven Seite werden Lufthansa vermerkt. Positiv für den Luftfahrtkonzern werten Händler den Ausstieg des Staates. Die Aktien dürften zwar mit dem Gesamtmarkt fallen, mittelfristig sei die Nachricht aber stützend. "Damit ist ein großer Aktienüberhang weg", sagt ein Händler. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hatte im Juli noch einen Anteil von 9,92 Prozent an der Airline gemeldet. Die Platzierung erfolgte nun an institutionelle Investoren, allein rund die Hälfte an einen Ankerinvestor, und dürfte damit nicht den Börsenpreis belasten.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %   0:00 Uhr  Di, 18:30    % YTD 
EUR/USD           0,9990        +0,2%     0,9967     0,9994   -12,1% 
EUR/JPY           143,46        -0,5%     144,21     144,41    +9,6% 
EUR/CHF           1,0404        +0,1%     1,0395     1,0408    -7,5% 
EUR/GBP           0,8682        +0,1%     0,8671     0,8676    +3,3% 
USD/JPY           143,83        -0,6%     144,69     144,47   +25,0% 
GBP/USD           1,1518        +0,2%     1,1495     1,1520   -14,9% 
USD/CNH           6,9690        -0,2%     6,9830     6,9788    +9,6% 
Bitcoin 
BTC/USD        20.342,32        +1,0%  20.135,99  20.721,10   -56,0% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          86,88        87,31      -0,5%      -0,43   +22,4% 
Brent/ICE          92,65        93,17      -0,6%      -0,52   +25,3% 
GAS                       VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF           0,00       252,94    -100,0%    -252,94  +319,3% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.702,24     1.701,85      +0,0%      +0,39    -7,0% 
Silber (Spot)      19,32        19,35      -0,2%      -0,03   -17,1% 
Platin (Spot)     887,00       883,03      +0,5%      +3,98    -8,6% 
Kupfer-Future       3,56         3,58      -0,6%      -0,02   -19,7% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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September 14, 2022 02:15 ET (06:15 GMT)