Bern (awp/sda) - Freitag, 8. Juli 2016

KEINE TRENDWENDE: Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist im Juni den fünften Monat in Folge gesunken. Obwohl der Rückgang stärker als erwartet ausgefallen ist, will das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) noch nicht von einer Trendwende sprechen. Für die verbesserte Lage gibt es vor allem saisonale Gründe. Die Arbeitslosenquote sank von 3,2 Prozent im Mai auf 3,1 Prozent im Juni. Der saisonbereinigte Wert stagnierte bei 3,3 Prozent. 139'127 Arbeitslose waren Ende Juni in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren eingeschrieben, 5651 weniger als im Vormonat. Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im SECO, sprach von einem überraschend freundlichen Ergebnis. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 4,4 Prozent oder 5871 Personen.

IMMER MEHR EINHEIMISCHE GÄSTE: Ein schöner Sommer wie 2015 ist für Campingplätze keine Garantie für ein erfolgreiches Geschäft. Die Attraktivität von Campingferien nahm in der Schweiz im vergangenen Jahr erneut ab. Wegen des starken Frankens blieben vor allem ausländische Gäste aus. Als Folge davon wächst der Anteil der einheimischen Gäste auf Schweizer Campingplätzen. Von 64 Prozent im Jahr 2014 stieg er auf 71 Prozent im Jahr 2015, wie das österreichische Onlineportal camping.info mitteilte. 2015 war bereits das sechste Jahr in Folge mit einem Rückgang der Campingtouristen. Gemäss bereits früher vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Zahlen verbuchten die 410 Campingplätze in der Schweiz 2,66 Millionen Übernachtungen.

ÜBERNAHME: Nach der am Vortag angekündigten Übernahme des Airline-Caterers Gategroup durch den chinesischen Mischkonzern HNA sollen Chinesen das Zepter im Verwaltungsrat (VR) von Gategroup übernehmen. An der ausserordentlichen Generalversammlung vom 29. Juli wird praktisch der ganze VR ausgewechselt. Einzig Frederick Reid ist zur Wiederwahl vorgeschlagen. Neu sollen HNA-Chef Adam Tan sowie die HNA-Topmanager Di Xin und Frank Nang in den VR gewählt werden. Ebenfalls neu zur Wahl vorgeschlagen sind Gategroup-Chef Xavier Rossinyol und Stewart Gordon Smith,Verwaltungsratspräsident der Investmentgesellschaft Bravia Capital.

PUMPEN FÜR ATOMKRAFTWERKE: Der Industriekonzern Sulzer hat in Frankreich einen Auftrag an Bord gezogen. Sulzer wird während der nächsten 15 Jahre 28 Pumpen für französische Atomkraftwerke produzieren und in Betrieb setzen. Auftraggeber ist der Energiekonzern Electricité de France (EDF). Der finanzielle Wert des Auftrags belaufe sich auf rund 30 Millionen Schweizer Franken, sagte ein Sulzer-Sprecher der Nachrichtenagentur sda. Das entspricht in etwa einem Hundertstel des Jahresumsatzes von Sulzer von rund 3 Milliarden Franken. Die Pumpen werden am Sulzer-Standort im französischen Ort Buchelay hergestellt.

NEUER MAMMUT-CHEF: Der 50-jährige Deutsche Oliver Pabst wird neuer Chef des Sportartikelanbieters Mammut. Er übernimmt die Aufgabe Anfang September von Rolf Schmid, der Mammut während 16 Jahren führte. Schmid will sich beruflich neu orientieren, wie der Mischkonzern Conzzeta, zu dem Mammut gehört, bereits im Mai mitgeteilt hatte. Pabst war zuletzt beim deutschen Sportmodekonzern Willy Bogner als Marketing- und Verkaufschef tätig. Zuvor arbeitete er unter anderem für den Surfequipment-Hersteller Boards and More, den familieneigenen Textilbetrieb Gerhard Pabst und das Beratungsunternehmen McKinsey.

AUF TALFAHRT: Die Titlis Bergbahnen haben im Winterhalbjahr 2015/16 deutliche Einbussen hinnehmen müssen. Weil weniger Gäste aus China auf den Innerschweizer Gipfel kamen, reduziert sich der Umsatz von 40,1 Mio. Fr. auf 31,4 Millionen Franken. Der Gewinn schrumpfte von 12,3 Mio. Fr. auf 2,9 Mio. Franken. Dass die chinesischen Gäste ausblieben, lag dem Unternehmen zufolge an der Visa-Situation, der Wirtschaftslage in China und den Terroranschlägen in Europa. Die Bergbahnen gehen dennoch davon aus, dass das Jahresergebnis über dem Fünfjahresdurchschnitt liegen werde.

KINDERARTIKEL: Die in der Westschweiz tätige Kinderwaren-Ladenkette "HappyBaby" muss ihre Tätigkeit einstellen. Die im Kanton Freiburg heimischen Gesellschaften, welche die Rechte an dieser Marke hielten, sind Konkurs gegangen. 50 Stellen gehen verloren. Das zuständige Zivilgericht sprach den Konkurs am 30. Juni aus, wie die Freiburger Zeitung "La Liberté" berichtete. Dieser Konkurs ist im Schweizerischen Handelsamtsblatt schon am Mittwoch publiziert worden. "HappyBaby" war von zwei Gesellschaften geführt worden, welche in Romont FR ansässig waren.

KUDELSKI KAUFT ZU: Der Waadtländer Verschlüsselungstechniker Kudelski übernimmt das holländische Unternehmen NexGuard Labs. Das Unternehmen, das 2008 als Spin-off von Philips entstanden war, bietet Lösungen für den Schutz von digitalen Medien vor unerlaubter Weiterverbreitung an. Über die finanziellen Einzelheiten der Übernahme wurden keine Angaben gemacht. Vontobel-Analyst Michael Foeth schätzte den Übernahmepreis auf 20 bis 30 Millionen Franken, bei einem geschätzten Umsatz von 5 bis 10 Millionen Franken. Für Kudelski handle es sich um eine vergleichsweise kleine Akquisition, kommentierte ZKB-Analyst Andreas Müller. Sie passe aber zum Produktportfolio.

KONJUNKTUR: Das Brexit-Votum in Grossbritannien wird die Euro-Zone nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds Wachstum kosten. Die Wirtschaftsleistung im Währungsraum dürfte nach der neuen IWF-Schätzung nächstes Jahr nur noch um 1,4 Prozent zunehmen nach den erwarteten 1,6 Prozent im laufenden Jahr. In seiner Frühjahresprognose hatte der IWF noch ein Plus von 1,6 Prozent für 2017 vorausgesagt. Das Risiko sei gross, dass die Abschwächung noch gravierender ausfalle, nicht zuletzt wegen der vielen Unsicherheiten, die mit dem geplanten Ausscheiden der Briten aus der EU verbunden seien, hielt der IWF fest.

ARBEITSMARKT USA: Die Wirtschaft in den USA hat im Juni nach einem Rückschlag im Vormonat erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Ausserhalb der Landwirtschaft kamen 287'000 Beschäftigte hinzu, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Zuletzt war der Job-Aufbau im Oktober 2015 höher ausgefallen. Die Arbeitslosenquote in den USA stieg hingegen überraschend stark an. Sie legte von 4,7 Prozent im Vormonat auf 4,9 Prozent zu. Grund dieser Entwicklung ist, dass sich mehr Menschen arbeitssuchend gemeldet haben. Im Mai hatte die Quote den tiefsten Stand seit 2007 erreicht.

ZUSAMMENARBEIT BEENDET: Die EU-Kommission setzt ihre am Samstag auslaufende Zusammenarbeit mit dem US-Tabakriesen Philip Morris zur Bekämpfung von Zigarettenschmuggel nicht fort. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass es "nicht nötig" sei, den Vertrag zu verlängern, teilte die Kommission mit. Die Zusammenarbeit sei aber "nützlich" gewesen, betonte Haushaltskommissarin Kristalina Georgieva. Brüssel hatte auf Kooperationen dieser Art gedrungen, weil die grössten Tabakkonzerne aus Sicht der EU zu wenig dagegen unternahmen, dass ihre Produkte auf den Schwarzmarkt gelangen - und dass den Staaten so Einnahmen aus der Tabaksteuer entgehen. Das Abkommen war höchst umstritten.

KRISELNDE BANKEN: Im Ringen um eine Stabilisierung des inländischen Bankensektors fordert Italiens Notenbank Staatshilfen für kriselnde Institute. Die gegenwärtige Situation sei voller Risiken für die Finanzstabilität, staatliche Unterstützung sei deshalb nötig und auch nach den EU-Regeln möglich, sagte Notenbank-Gouverneur Ignazio Visco in Rom. Italiens Geldhäuser haben wegen der Wirtschaftsflaute der vergangenen Jahre faule Krediten von rund 360 Milliarden Euro aufgehäuft. Bankaktien des Landes waren zuletzt an der Börse schwer unter Druck geraten. Nach dem Brexit-Votum in Grossbritannien hat sich die Misere noch verstärkt. Italiens Regierung führt derzeit Gespräche mit der EU-Kommission über Pläne, angeschlagene Banken mit Staatsmitteln zu stützen.

MEHR EXPORTIERT: Die Nachfrage aus EU-Ländern hält den deutschen Exportmotor am Laufen. Im Mai exportierten die Unternehmen insgesamt Waren im Wert von 97,2 Milliarden Euro und damit 1,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das deutsche Statistische Bundesamt mitteilte. In die Staaten der EU stiegen die Ausfuhren um 2,1 Prozent. Auch die Nachfrage aus Ländern ausserhalb der EU - wie etwa den weltgrössten Volkswirtschaften USA und China - zog um 0,9 Prozent an. Die Importe sanken dagegen um 0,1 Prozent auf 76,2 Milliarden Euro.

INTERNET: Nach WhatsApp führt Facebook auch bei seinem Messenger Komplettverschlüsselung ein. Allerdings nicht für alle Nachrichten, sondern nur wenn der Nutzer das für einzelne Konversationen auswählt. Die Funktion solle bis zum Ende des Sommers für alle Nutzer freigeschaltet werden, sagte Messenger-Chef David Marcus der Deutschen Presse-Agentur. Ausserdem können einzelne Beiträge künftig mit einem "Timer" versehen werden, damit sie sich nach Ablauf einer bestimmten Zeit automatisch von allen Geräten löschen. Der Facebook Messenger hat nach jüngsten Zahlen mehr als 900 Millionen Nutzer, WhatsApp kommt auf über eine Milliarde.

FACEBOOK IM VISIER: Das US-Justizministerium zieht vor Gericht gegen Facebook, um mehr Informationen zum Umzug des internationalen Geschäfts nach Irland zu bekommen. Facebook hatte 2010 sein Geschäft ausserhalb Nordamerikas in Irland angesiedelt, wo die Steuerlast deutlich niedriger ist. Der Verdacht lautet, dass Facebook unrechtmässig Steuern gespart haben könnte. Die US-Steuerbehörde sei zur Einschätzung gekommen, dass die Bewertung der verlagerten Bereiche "problematisch" gewesen sei, heisst es in den Gerichtsunterlagen. Mit dem Gang vor Gericht wollen die Ermittler die Herausgabe weiterer Unterlagen erzwingen. Sie stehen wegen Verjährungsfristen unter Zeitdruck.