Zürich (awp) - Die Aktien des Biotech-Unternehmens Actelion ziehen am Donnerstag im frühen Handel stark an. In einer neuen Wendung des wochenlangen Übernahmepokers hatte das Allschwiler Unternehmen am Vorabend mitgeteilt, wieder in "exklusiven Verhandlungen" über eine "mögliche strategische Transaktion" mit dem US-Konzern Johnson & Johnson zu stehen. Damit sei die Wahrscheinlichkeit wieder deutlich höher, dass es zu einem Deal komme, heisst es am Markt. Dennoch bleiben die Analysten vorsichtig.

Bis um 9.30 Uhr steigen Actelion um knapp 7,3% auf 230,70 CHF an, womit sie klar stärkste Titel im Blue-Chip-Index SMI sind. Bereits am Vortag hatten die Titel um 6,4% angezogen. Auch die Papiere anderer an den Verhandlungen beteiligten Unternehmen haben auf die Nachrichten reagiert: So gaben an der Wall Street die Papiere von Johnson&Johnson am Vorabend mit der Nachricht nach und gingen um 0,3% tiefer aus dem US-Handel. Positiv reagieren derweil die Titel des offenbar ebenfalls an Actelion interessierten französischen Pharmakonzerns Sanofi: An der Pariser Börse liegen Sanofi am Donnerstagmorgen um 2% im Plus.

Die Analysten zeigen sich am Morgen in ersten Reaktionen über die Wiederaufnahme exklusiver Verhandlungen mit Johnson&Johnson überrascht, hatten die beiden Unternehmen doch vor Wochenfrist die Übernahmegespräche noch als beendet erklärt. Dies bedeute auch, dass die damals von Actelion erwähnte weitere Partei nun offensichtlich aus den Verhandlungen ausgestiegen sei, kommentiert ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger. Laut übereinstimmenden, aber offiziell nicht bestätigten Medienberichten handelte es sich dabei um Sanofi.

Dass die beiden Parteien wieder verhandelten, lasse die Wahrscheinlichkeit einer Transaktion deutlich steigen - solange es sich um ein freundliches Angebot handle und CEO Jean-Paul Clozel von einem Deal überzeugt werden könne, betont die ZKB-Expertin. Nun dürften Actelion und J&J in den Verhandlungen wohl nochmals alle möglichen Optionen anschauen. So sei spekuliert worden, dass die ersten Verhandlungen am Preis gescheitert seien. Es könne aber auch sein, dass sich die Parteien aus anderen Gründen nicht finden konnten - beispielsweise weil das Management nicht übernommen werden wollte.

Die ZKB-Expertin weist explizit auch auf das "beträchtliche Rückschlagrisiko" für die Actelion-Aktie hin, sollte es zu keiner Transaktion kommen. Sie bleibt denn auch bei ihrer Empfehlung "Marktgewichten".

Auch die Analysten von S&P Global sehen mit der Aufnahme der exklusiven Verhandlungen eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen Abschluss. Sie verweisen in ihrem Kommentar zudem auf den steigenden Druck der bestehenden Actelion-Aktionäre. Möglich sei, dass Johnson&Johnson seit den letzten Verhandlungen ein preislich verbessertes Angebot vorgelegt habe. Bisher war spekuliert worden, dass der US-Konzern 250 CHF je Aktie geboten hatte.

Die S&P-Experten bleiben mit einer Erhöhung ihrer Anlageempfehlung auf "Hold" von bisher "Sell" dennoch vorsichtig. Ihr Preisziel verbessern sie auf 215 CHF (vorher 198 CHF). Bei der Festsetzung nehmen die Analysten eine Wahrscheinlichkeit von 50% für einen Deal an: Bei einem Zustandekommen gehen sie von einem Übernahmepreis von 250 CHF je Aktie aus, bei einem Scheitern werde der Kurs dagegen auf rund 180 CHF zurückfallen.

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