elumeo SE: Millionenklage, Sonderprüfer, Betrugsvorwürfe / Über 600
Thailänder durch herbeigeführte Pleite des Schmuckherstellers PWK arbeitslos

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DGAP-News: Roderich Schaetze, Rechtsanwalt, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer
/ Schlagwort(e): Hauptversammlung/Insolvenz
elumeo SE: Millionenklage, Sonderprüfer, Betrugsvorwürfe / Über 600
Thailänder durch herbeigeführte Pleite des Schmuckherstellers PWK arbeitslos

06.08.2019 / 10:00
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Wie das Handelsblatt in seiner Ausgabe vom 5.8.2019 berichtete,
steckt der Schmuckhandelskonzern elumeo SE, Berlin, in einer schweren
Krise. Der Zeitungsbericht zeichnet ein düsteres Bild des von dem
ehemaligen Werber Wolfgang Boyé geführten Unternehmens. So ziehen
sich nun über der nächsten ordentlichen Hauptversammlung am 7.8.2019
in Berlin dunkle Wolken zusammen: Antrag auf Einsetzung eines
Sonderprüfers, Millionenklagen auf Schadensersatz, Betrugsvorwürfe,
ein Großaktionär, der die Beschlüsse anfechtet, desaströse
Unternehmenszahlen und nun auch noch staatsanwaltschaftliche
Ermittlungen - für den Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Wolfgang
Boyé, und sein Mitmanagement, dürfte die nächste Hauptversammlung
ungemütlich werden.

Schon seit Längerem rumort es hinter den Kulissen des schwer
angeschlagenen Unternehmens: Board Members klagen gegen Beschlüsse
des Aufsichtsrates. Die Ottoman Strategy Holdings (Suisse) SA ist
Gründerinvestor und mit 26,23% an der elumeo SE beteiligt. Sie wurde
von Boyé am 12. Dezember 2018 daran gehindert, die Stimmrechte
auszuüben und führt dagegen vor dem Landgericht Berlin ein
Anfechtungsverfahren. Die elumeo SE wird zudem wegen Forderungen des
schmuckproduzierenden Unternehmens PWK Jewelry Company (Thailand) und
seiner Direktoren auf 10.2 Million EUR verklagt. Die Klage ist eine
Teilklage von insgesamt 35 Mio. Euro, die das Unternehmen und seine
Tochtergesellschaften dem thailändischen Schmuckhersteller PWK
schulden.

Der von Wolfgang Boyé geleiteten Unternehmensgruppe geht es denkbar
schlecht: Die erfolgreich an der Börse platzierte elumeo SE musste
2018 einen Rückgang der Umsatzerlöse um 24% hinnehmen, das
Eigenkapital schrumpfte um 80.9% und die Gesamtverluste beliefen sich
auf 26 Million EUR. Dies ergibt sich aus dem von elumeo
veröffentlichten, ungeprüften Konzernabschluss 2018.
Elumeos' Anker-Aktionär, Ottoman Strategy Holdings (Suisse) SA,
kritisierte bereits im Sommer 2018 die Entwicklung des Unternehmens
und stellte die Unternehmensentscheidungen von Boyé in Frage.
Daraufhin wurde der Anker-Aktionär durch den Vorsitzenden Wolfgang
Boyé an der Ausübung seines Stimmrechts während der außerordentlichen
Hauptversammlung am 12. Dezember 2018 gehindert. Zusammen mit einem
weiteren Großaktionär, der FPM Frankfurt Performance Management AG,
wurden Don Kogen und Deborah Cavill als Mitglieder des Board of
Directors abgesetzt. Auch Don Kogen und Deborah Cavill haben die
Handlungen von Boyé als Verwaltungsratsvorsitzender aktiv in Frage
gestellt und sogar gegen Verwaltungsratsbeschlüsse geklagt, die laut
der bei den Berliner Gerichten eingereichten Klage rechtswidrig
getroffen wurden.

FPM hat sich mit ihrer Beteiligung ein massives Reputationsproblem
eingekauft: Die Berliner um Wolfgang Boyé sollen laut anhängigen
Klagen den thailändischen Schmuckhersteller PWK Jewelery Company Ltd.
buchstäblich ausgeplündert haben in dem sie Waren in Millionenhöhe
bestellten und sich liefern ließen, für die sie aber nie bezahlten.
Laut eingereichter Klage taten sie das mit der Absicht, das
Unternehmen in den Konkurs zu fahren, um es auf diese Weise
loszuwerden. Insgesamt schuldet die elumeo SE dem Schmuckhersteller
PWK Juwelery Company Ltd. rund 35 Millionen Euro.

Offenbar interessiert sich nun auch die Staatsanwaltschaft für das
Geschäftsgebahren des eleumeo-Managements: Nach Angaben zweier
ehemaliger Mitglieder des Board of Directors von elumeo SE wurden die
beiden im Zuge von Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Berlin als
Zeugen zu den Vorgängen bei elumeo SE und den Handlungen von Wolfgang
Boyé, Bernd Fischer und Thomas Jarmuske befragt.

Was Boyé und seine geschäftsführenden Direktoren einst als
"strategischen Kern" des Unternehmens feierten, sieht er heute laut
Handelsblatt als "Belastung": Die Schmuckherstellung in Thailand.
Nach den Maßgaben von Wolfgang Boyé wurde der Schmuckhersteller auf
eine Produktion von 2 Millionen Stück pro Jahr ausgelegt, also rund
150.000 Schmuckstücke pro Monat. Dies sollte dem von Boyé geträumten
Wachstum der elumeo-Gruppe entsprechen. Der Aufbau der
Schmuckherstellung in Thailand basierte auf Bankkrediten, für welche
die Geschäftsführer der PWK-Schmuckherstellung als auch Mitbegründer
Teerasak Jamratkittiwan persönlich bürgen sollten. Doch die
Verkaufsstrategien von Boyé und seinen Mitmanagern Bernd Fischer und
Thomas Jarmuske erwiesen sich als Desaster - Juwelos Verkäufe hinkten
in den Jahren 2017 und 2018 schwer den angepeilten Ergebnissen
hinterher.

Obwohl die Verkäufe drastisch zurückgingen, bestellte Boyé und sein
Team aber weiterhin Schmuck bei der PWK in Thailand. Er bestellte so
lange, bis die Vorräte an Metallen und Edelsteinen aufgebraucht
waren. Die Schmuckstücke verkaufte er anschließend über die
Konzerntochter Juwelo allerdings ohne jemals das dafür erhaltene Geld
für die Bezahlung der PWK zu verwenden. Die fehlende Bezahlung der
Schmuckstücke führte letztendlich zur Insolvenz der PWK. Gehälter
konnten nicht mehr gezahlt und die Kredite nicht mehr bedient werden.
Trotz mehrfacher Bitten der Thailänder schickte das Management der
elumeo SE weder Geld, noch die bislang nicht verkauften Schmuckstücke
nach Thailand zurück, damit sie dort für die Auszahlung der Gehälter
und für die Tilgung der Darlehen verwendet werden konnten.

Bei der insolventen PWK verloren über 600 Arbeiter - überwiegend
Frauen - ihre Arbeitsplätze. Die Geschäftsführer der PWK stehen vor
dem persönlichen Konkurs, da sie für die nach thailändischem Recht
ausstehenden Gehälter und Abfindungen persönlich haften. Nach dem
thailändischen Arbeitsgesetz droht ihnen nun wegen Nichtzahlung der
Gehälter und Abfindungen und damit aufgrund der Handlungen von
Wolfgang Boyé, Bernd Fischer und Thomas Jarmuske eine hohe
Gefängnisstrafe. In diesem Zusammenhang wurden sie für den 7. August
2019 von der örtlichen Polizei in Chanthaburi, Thailand, vorgeladen.
Thailändische Politiker haben angekündigt, die Bundesregierung über
die skandalösen Vorfälle um elumeo und PWK zu informieren.

Kern der Klage gegen Wolfgang Boyé, Bernd Fischer und Thomas Jarmuske
ist der Vorwurf, sie hätten die PWK ganz bewusst über die "Klinge
springen" lassen. Die Schmuckfabrik war für die letztendlich
kläglichen Verkaufsergebnisse überdimensioniert. Eigentlich hätten
Arbeiter der PWK ordnungsgemäß entlassen werden müssen. Nach
thailändischem Recht müssen in diesem Fall aber Abfindungen für die
entlassenen Arbeiter bezahlt werden. Das wollte Boyé und sein
Management umgehen und ließen stattdessen die PWK finanziell
ausbluten und in die Insolvenz schlittern. Dem Handelsblatt gegenüber
erklärte Boyé, dass der Schmuckhersteller aufgrund der erstarkten
thailändischen Währung Baht zur Belastung geworden sei. Die
Klägerpartei bewertet dies als "einen mehr als kläglichen Versuch,
die eigenen Fehlleistungen zu kaschieren."

Jetzt soll auf Antrag der Ottoman Strategy Holdings (Suisse) S.A. ein
Sonderprüfer klären, was bei dem einstigem Vorzeigeunternehmen elumeo
SE passiert ist. Die Sonderprüfung soll Pflichtwidrigkeiten und
Verstöße gegen das Gesetz durch Wolfgang Boyé (Vorsitzender des
Verwaltungsrats), Bernd Fischer (Mitglied des Verwaltungsrats und
geschäftsführender Direktor) und /oder Thomas Jarmuske (Mitglied des
Verwaltungsrats und geschäftsführender Direktor) aufdecken. Auch soll
die Einsetzung von Direktoren oder Verwaltungsratsmitgliedern durch
Wolfgang Boyé geklärt werden und wie diese zum Schaden der
Gesellschaft oder ihrer Aktionäre handelten. Dabei sind auch mögliche
Schadensersatzansprüche der elumeo gegen Wolfgang Boyé, Bernd Fischer
und Thomas Jarmuske zu ermitteln und festzustellen.

Die insolvente PWK hat zwischenzeitlich das Recht auf Klage auf
Schadensersatz abgetreten, da sie selbst nicht mehr über die
finanziellen Ressourcen verfügt, einen solchen Prozess zu führen.


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