Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Am letzten Handelstag des Jahres hat der deutsche Aktienmarkt im Plus geschlossen. Der DAX ging 0,3 Prozent höher bei 16.752 Punkten aus dem Handel, der mit Blick auf das Jahresende bereits um 14.00 Uhr endete. Der Geschäft verlief in ruhigen Bahnen, die Anleihen kamen nochmals leicht unter Druck. Über das Jahr gesehen stieg der deutsche Leitindex um 20,3 Prozent, damit wurde die Delle aus dem Vorjahr von 12 Prozent mehr als aufgeholt.

Der MDAX schaffte dagegen nur ein Plus von 8 Prozent, der SDAX brachte es auf 17 Prozent. Für den TecDAX ging es um 14,2 Prozent nach oben. Dass die Indizes der Nebenwerte schlechter als der DAX abschneiden ist eher die Ausnahme. Für 2024 könnte das Chancen eröffnen.

Die deutschen Unternehmen schafften es trotz hoher Energiekosten und politischem Gegenwind, solide Gewinne zu erwirtschaften. Haupttreiber der Aktienkurse waren aber die Zinsen - insbesondere im letzten Viertel des Jahres. Nachdem die Renditen an den Anleihemärkten im Oktober auf mehrjährige Höchststände gestiegen waren, ging es danach rapide bergab. Zum Jahresende lagen sie beispielsweise im Zehnjahresbereich in Deutschland bei 2,0 Prozent, in den USA mit 3,88 Prozent deutlicher darüber. Im jeweiligen Hoch hatten die Anleihen im Oktober bei knapp 3 bzw. knapp 5 Prozent rentiert.

Sinkende Inflationsraten hatten nach sechs Zinserhöhungen 2023 das Feld bereitet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) 2024 eine weniger restriktive Zinspolitik fahren kann. Die damit einhergehende Spekulation auf im kommenden Jahr deutlich sinkende Leitzinsen sorgte für Druck auf die Marktzinsen und bescherte dem Aktienmarkt eine Jahresendrally.

Die Geopolitik mit dem andauernden Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem Terrorangriff auf Israel kam dagegen letztlich nicht an, sie sorgte nur zwischenzeitlich für Störfeuer am Aktienmarkt.


   DAX-Schwergewichte geben Richtung vor 

Der DAX profitierte 2023 von der Stärke seiner Schwergewichte: SAP (+44,7%) , Siemens (+31,7% auf 169,92 Euro) und auch Airbus (+25,8%) schnitten teils deutlich besser ab als der Index. Obwohl Siemens nahe einem Rekordhoch notieren, sehen Analysten mit Kurszielen um 200 Euro weiteres Potenzial, auch weil die Aktie gegenüber europäischen Wettbewerbertiteln preiswert sei.

Mehr als 50 Prozent legten die Aktien von Rheinmetall und Heidelberg Materials zu und waren damit die Spitzenreiter. Covestro beendeten 2023 mit einem Plus von 44,1 Prozent auf 52,68 Euro. Kurstreiber waren Meldungen über Übernahme-Interesse des Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), worauf Covestro dann auch bestätigte, dass man sich in ergebnisoffenen Gesprächen befinde. Zuletzt wurde in Berichten ein Übernahmepreis von bis zu 60 Euro je Aktie kolportiert.


28 DAX-Gewinner und 12 Verlierer 

Ungeachtet des guten DAX-Jahresergebnisses schlossen 12 der 40 DAX-Werte auf Jahressicht im Minus. Gegen den Trend verloren zum Beispiel Bayer rund 30 Prozent an Wert, belastet weiterhin von Prozessrisiken, immer noch resultierend aus der Monsanto-Übernahme im Jahr 2018. Zwar fallen Urteile wegen angeblicher Krebserkrankungen als Folge des von Monsanto entwickelten Unkrautvernichters Glyphosat auch immer wieder mal günstig für Bayer aus, aber längst nicht immer.

Dazu kam im November die Nachricht vom Abbruch einer Studie für den wichtigen Medikamentenkandidaten Asundexian wegen mangelnder Wirksamkeit. Der Gerinnungshemmer war als potenzieller Nachfolger des Medikaments Xarelto gesehen worden. Auf die Nachricht stürzte der Bayer-Kurs um rund 20 Prozent ab und hat sich seitdem nur leicht erholt.

Schwächste DAX-Werte waren 2023 Zalando (-35%) und Siemens Energy (-31,7%). Die Zalando-Aktie litt insbesondere unter der hohen Inflation, die bei den Konsumenten zu Kaufzurückhaltung führte.

Siemens Energy wiederum warnte wiederholt wegen Problemen bei der spanischen Windenergietochter Gamesa. Als das Unternehmen im Oktober den Staat um Hilfe bat, brach der Kurs an nur einem Tag um bis zu 40 Prozent ein. Tatsächlich bat Siemens Energy aber nur um staatliche Garantien zur Aufnahme finanzieller Mittel, um die überbordenden Aufträge und Großprojekte abarbeiten zu können. Mit der Zusage staatlicher Garantien und auch Garantien von Banken sowie Hilfe der Mutter Siemens erholte sich der Kurs zumindest von diesem Rücksetzer dann innerhalb von drei Wochen wieder.


=== 
INDEX                                   zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX                                   16.751,64  +0,3%    +20,31% 
DAX-Future                            16.937,00  +0,4%    +16,88% 
XDAX                                  16.773,16  +0,4%    +20,94% 
MDAX                                  27.137,30  +0,3%     +8,04% 
TecDAX                                 3.337,41  +0,0%    +14,25% 
SDAX                                  13.960,36  +0,2%    +17,06% 
zuletzt                               +/- Ticks 
Bund-Future                              137,38    -80 
YTD - bezogen auf Schlusskurs Vortag 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           29         10     1          1.241,8        27,0    36,6 
MDAX          25         21     4            177,2        12,8    17,9 
TecDAX        15         12     3            280,0        10,1    14,1 
SDAX          38         27     5             46,5         3,9     6,7 
=== 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/gos/raz

(END) Dow Jones Newswires

December 29, 2023 08:31 ET (13:31 GMT)