In der weltweiten Aktienrallye bilden sich Risse. Steigende Anleiherenditen, steigende Energiepreise und zunehmende Sorgen um die chinesische Wirtschaft gehören zu den Faktoren, die den Risikoappetit der Anleger nach monatelangen Kursgewinnen an den Aktienmärkten schwächen.

Der MSCI All Country World Index ist gegenüber seinen jüngsten Höchstständen um fast 6% gefallen, obwohl er in diesem Jahr immer noch um 10% gestiegen ist. Der S&P 500 ist in diesem Monat um etwa 5% gesunken, ebenso wie der europäische STOXX 600. Der japanische Nikkei-Index ist um knapp über 5% gesunken.

Hier sind fünf Bereiche des Marktes, denen die Anleger besondere Aufmerksamkeit schenken:

Eine der Hauptsorgen der Anleger ist der Anstieg der Anleiherenditen, der durch Anzeichen für ein stärker als erwartetes Wachstum in Teilen der Weltwirtschaft ausgelöst wurde und Wetten darauf begründet, dass die Zentralbanken die Zinssätze länger als erwartet auf dem derzeitigen Niveau belassen.

Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihe erreichten am Donnerstag den höchsten Stand seit Oktober. Die realen Renditen in den USA, die angeben, was Anleger bei Staatsanleihen nach Bereinigung um die Inflation zu erwarten haben, liegen inzwischen nahe dem höchsten Stand seit 2009.

Die Renditen in anderen Volkswirtschaften sind ebenfalls angestiegen. Die reale Rendite der 10-jährigen britischen Staatsanleihen beispielsweise stieg am Donnerstag auf den höchsten Stand seit Oktober letzten Jahres.

Eine Sorge ist, dass höhere Renditen auf Treasuries und andere Staatsanleihen Aktien in einer Zeit, in der die Bewertungen in vielen Ländern in die Höhe geschossen sind, weniger attraktiv machen.

Die Benchmark-Renditen dienen auch als Richtschnur für andere wichtige Wirtschaftszinsen und erhöhen die Kapitalkosten, wenn sie steigen. Die Hypothekenzinsen in den USA sind in diesem Monat sprunghaft angestiegen, wobei der beliebte 30-jährige Festzins den höchsten Stand seit mehr als 21 Jahren erreicht hat, was die Aussichten für den Immobilienmarkt weiter erschwert.

Steigende Renditen haben auch den Dollar gestützt, der gegenüber einem Währungskorb um etwa 4% gegenüber seinen jüngsten Tiefstständen gestiegen ist. Eine weitere Dollar-Stärke könnte für alle unerwünscht sein, von den US-Exporteuren und multinationalen Unternehmen, die ihre Gewinne in ihre Heimatwährung zurücktransferieren müssen, bis hin zu den Schwellenländern, für die es dadurch schwieriger wird, ihre in Dollar denominierten Schulden zu bedienen.

Steigende Energiepreise schüren die Sorge, dass der Inflationsschub für die Weltwirtschaft noch nicht vorbei ist, auch wenn sich der Preisdruck abgekühlt hat.

Die europäischen Gaspreise sind im August bisher um 36% gestiegen und haben damit den stärksten monatlichen Anstieg seit November zu verzeichnen. Die Ölpreise sind nicht weit von ihren Neunmonatshochs entfernt. Die Signale von den Energiemärkten, die für die Inflation und die Inflationserwartungen ausschlaggebend sind, bedeuten, dass der Preisdruck hoch bleibt, was dazu beiträgt, dass die Zinssätze länger als zu Beginn des Jahres erwartet deutlich höher bleiben.

In Europa liegt ein wichtiger langfristiger Indikator für die Inflationserwartungen des Marktes weiterhin deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von 2%. Die Daten der vergangenen Woche zeigten, dass die Grundlöhne in Großbritannien so schnell wie seit mindestens zwei Jahrzehnten nicht mehr gestiegen sind. Dies verstärkt die Sorgen der Bank of England über den langfristigen Inflationsdruck, selbst nach 14 Zinserhöhungen in Folge.

Höhere Anleiherenditen, fallende Aktienkurse und ein steigender Dollar verschärfen die finanziellen Bedingungen schnell und verstärken die Sorgen der Anleger.

Die finanziellen Bedingungen spiegeln die Verfügbarkeit von Finanzmitteln in einer Volkswirtschaft wider, und die Zentralbanken haben daran gearbeitet, sie zu verschärfen, um die Inflation oberhalb ihrer Ziele zu bekämpfen.

Seit Anfang August hat sich der von Goldman Sachs ermittelte und weit verbreitete Index der finanziellen Bedingungen (FCI) in den USA um 50 Basispunkte auf knapp unter 100 verschärft. Das ist der höchste Stand seit Mai und entspricht laut Goldman dem langfristigen Durchschnitt. Die Bank hat zuvor gezeigt, dass eine Verschärfung der Bedingungen um 100 Basispunkte das Wachstum im kommenden Jahr um einen Prozentpunkt verringert.

Dennoch sind die finanziellen Bedingungen in den USA deutlich lockerer als auf dem Höhepunkt im letzten Herbst, als der Index fast 100 Basispunkte über dem aktuellen Niveau lag, wie die Daten von Goldman zeigen.

Eine beispiellose Schuldenkrise im chinesischen Immobiliensektor, die sich zu einer Reihe von schwächer als erwartet ausgefallenen Daten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gesellt, steht ebenfalls im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vieler Anleger, die befürchten, dass weitere Probleme auf die globalen Märkte übergreifen könnten.

Der Immobiliensektor macht etwa ein Viertel der chinesischen Wirtschaft aus, die bereits unter dem schwachen Binnenkonsum, der nachlassenden Produktionstätigkeit, der steigenden Arbeitslosigkeit und der schwachen Auslandsnachfrage leidet. Der stark von Immobilien abhängige 3-Billionen-Dollar-Schattenbankensektor des Landes ist bereits in Schwierigkeiten.

Sowohl der Aktienbenchmark von Hongkong als auch die chinesische Währung sind so schwach wie seit November nicht mehr, und die Anleger weltweit nehmen dies zur Kenntnis.

Natürlich könnte die Ankunft eines lang erwarteten, aber bisher ausbleibenden großen Konjunkturpakets der chinesischen Behörden die Dinge umkehren.