Khartum/Berlin (Reuters) - Im Sudan halten die Kämpfe zwischen der dort herrschenden Armee und der paramilitärischen Gruppe RSF an.

Auch am ersten Tag des muslimischen Fests zum Fastenbrechen nach dem Ramadan gab es am Freitag in der Hauptstadt Khartum vielerorts Gefechte. Das untergräbt die Initiative von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der zumindest für die dreitätigen Feierlichkeiten eine Waffenruhe erreichen und Zivilisten die Chance zur Flucht geben wollte. Knapp eine Woche nachdem der schwelende Konflikt in Gewalt umgeschlagen war, zählt die Weltgesundheitsbehörde (WHO) mindestens 413 Tote und mehr als 3500 Verletzte. Darunter seien mindestens neun getötete und mehr als 50 verletzte Kinder, teilte die WHO in Genf mit.

Während die RSF nach eigenen Angaben einer 72-stündigen Feuerpause ab Freitagmorgen zustimmte, erwähnte der sudanesische Machthaber und Armee-Chef General Abdel Fattah al-Burhan in einer vorab aufgezeichneten Rede keinen Waffenstillstand. Burhan warf den Paramilitärs vielmehr vor, die Bewegungsfreiheit von Zivilisten zu behindern. Dies sei aber Voraussetzung für eine Feuerpause.

Am Freitag schien das Militär in Khartum Boden gutzumachen. Erstmals seit Beginn der Kämpfe am vergangenen Samstag patrouillierten Regierungstruppen zu Fuß durch Khartum, wie Augenzeugen berichteten. Das Militär erklärte: "Wir sind von der Phase der Standhaftigkeit und des Trotzes zur schrittweisen Säuberung der Rebellen-Brutstätten rund um die Hauptstadt übergegangen". Die RSF verurteilten das Vorgehen des Militärs und sprachen von Bombenangriffe sowie Artilleriefeuer auf Wohngebiete.

Hintergrund der Gewalt im Sudan ist der Machtkampf Burhans mit seinem früheren Verbündeten, RSF-Anführer General Mohamed Hamdan Dagalo. Auslöser war laut Beobachtern zuletzt ein Streit über die Eingliederung der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung im Sudan. Das Militär hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land, das zu den ärmsten der Erde gehört. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Laut der WHO sind jetzt vor allem schätzungsweise 50.000 ohnehin stark unterernährte Kinder akut gefährdet. Hilfe für diese Kinder sei durch die Kämpfe unterbrochen worden. Bereits vor dem jüngsten Gewaltausbruch war in dem nordostafrikanischem Land einem Viertel der Bevölkerung von Hunger bedroht.

Angesichts des wiederholten Scheiterns von Bemühungen um eine Waffenruhe ringen Staaten wie die USA und auch Deutschland damit, ihre Staatsbürger aus dem Land in Sicherheit zu bringen. Laut dem Auswärtigen Amt bewegt sich derzeit die Zahl der Deutschen im Sudan im dreistelligen Bereich.

(Bericht von Khalid Abdelaziz und Nafisa Eltahir sowie Gabrielle Tétrault-Farber in Genf, geschrieben von Elke Ahlswede.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)