Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


FDP erwartet von Grünen Bewegung bei Atomkraft 

Die FDP hat die Grünen in der Diskussion über eine Regelung zur Abfederung der Belastung aus den hohen Gaspreisen zu einem Einlenken in der Frage der Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken aufgefordert. "Die richtige Antwort auf die Energiefrage ist ... eine Preisbremse im Strom- und Gasmarkt und damit verbunden eine Ausweitung des Angebots - also eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke und der Kohlekraftwerke in Deutschland", sagte Fraktionschef Christian Dürr vor einer Sitzung der Fraktion. "Die FDP-Fraktion ist bereit, eine solche Gasumlage mitzutragen, umgekehrt erwarten wir jetzt aber auch von den Grünen Bewegung bei der Frage der Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke", machte er klar.


Weil legt eigenes Modell für Gaspreisbremse vor 

Unmittelbar vor der Ministerpräsidentenkonferenz hat der niedersächsische Regierungschef Stephan Weil (SPD) ein eigenes Modell für eine Gaspreisbremse vorgelegt und damit den Druck auf die Bundesregierung erhöht. "Das ist überfällig", sagte Weil zur Süddeutschen Zeitung. Das Modell, das Weil zusammen mit seinem Energieminister Olaf Lies (SPD) erarbeitet hat, sieht laut den Angaben vor, dass der Verbrauch des Vorjahres zur Grundlage für die Berechnungen genommen wird, da dieser bei allen Verbrauchern feststeht. Von der Preissteigerung soll dann die Hälfte der Staat übernehmen, die andere Hälfte sollen die Verbraucher tragen, die ihren Anteil durch eigene Sparanstrengungen dann aber verringern können. "Das Modell belohnt die, die mehr Energie sparen", sagte Lies.


Moskau "extrem besorgt" wegen Pipeline-Lecks 

Moskau hat sich angesichts der berichteten Lecks in den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 "extrem besorgt" gezeigt. "Dies ist eine noch nie dagewesene Situation, die dringend untersucht werden muss", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auf die Frage, ob es sich um einen Sabotageakt handeln könnte, sagte er, es könne "keine" Option ausgeschlossen werden. Die dänischen und schwedischen Behörden hatten zuvor mitgeteilt, dass zwei Lecks an der Nord-Stream-1-Pipeline in der Ostsee festgestellt worden seien. Zuvor war bereits ein starker Druckabfall auch bei Nord Stream 2 gemeldet worden war.


Niederlande nimmt Gasförderung bei Groningen wieder auf 

Die Niederlande wollen angesichts der ausbleibenden Lieferungen aus Russland die hoch umstrittene Gasförderung in der Region Groningen vorerst wieder aufnehmen. Ab kommendem Monat werde eine "minimale Menge" Gas gefördert, erklärte die Regierung in Den Haag. "Falls die geopolitische Situation es zulässt", soll dann im Herbst 2023 oder im Jahr 2024 endgültig Schluss sein. Die unterirdischen Gasfelder bei Groningen sind die größten Vorkommen in Europa. Seit 1986 war die Region von einer Serie von Erdbeben erschüttert worden, die auf die Ausbeutung der Vorkommen zurückgeführt wird. In den vergangenen Jahren war die Gasförderung deshalb zurückgefahren worden, in diesem Jahr sollte sie ganz eingestellt werden. Im kommenden Jahr sollen nun aber doch erneut 2,8 Milliarden Kubikmeter Gas entnommen werden. Dies entspreche der Mindestmenge, die gefördert werden muss, um die bestehenden Standorte und Infrastrukturen zu betreiben, erklärte die Regierung. Es gehe darum, das Vorkommen als "Reserve für außergewöhnliche Situationen" beizubehalten.


Habeck mahnt beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien an 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bei der Eröffnung der weltweit größte Windenergie-Messe WindEnergy Hamburg einen beschleunigten Ökostromausbau angemahnt. "Die Bedeutung der Windenergie und der Ausbau erneuerbarer Energien insgesamt ist heute dringlicher und wichtiger denn je. Eine beschleunigte Energiewende ist das A und O für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa", sagte Habeck laut Pressemitteilung. "Daran müssen wir mit ganzer Kraft arbeiten und den Ausbau (der) erneuerbaren Energien deutlich beschleunigen." Er verwies auf jüngste Gesetze, wie etwa die Reform des EEG-Gesetzes, das die Geschwindigkeit beim Erneuerbaren Ausbau verdreifachen würde. Auch verspricht er sich mehr Tempo bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren dank des seit Sommer geltenden Gesetzesgrundsatzes, dass die Erneuerbaren im öffentlichen Interesse liegen und der öffentlichen Sicherheit dienen.


Netzagentur-Chef fordert 20 Prozent Einsparung bei Gasverbrauch 

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat die Privathaushalte zum geringeren Gasverbrauch aufgerufen und sagt anhaltend hohe Gaspreise voraus. "Wir brauchen mindestens 20 Prozent Einsparungen, damit wir durch den Winter kommen", sagte Müller der Augsburger Allgemeinen. Im Winter sei die Temperaturentwicklung ein wichtiger Faktor. "Es reichen nur wenige sehr kalte Wochen - und die Gasverbräuche gehen durch die Decke. Für Entwarnung gibt es also noch keinen Anlass", meinte Müller. Mit Blick auf das kommende Jahr gibt Müller keine Entwarnung bei den Gaspreisen. "Wahrscheinlich werden wir uns vorerst auf diese hohen Gaspreise einstellen müssen, weil wir eben am Weltmarkt mit anderen konkurrieren", sagte Müller. Die Tanker machten teilweise kehrt auf dem Weg zu ihrem Ziel, wenn woanders höhere Preise geboten würden. Für eine gewisse Zeit werde man die hohen Preise politisch flankieren müssen, um die Härten abzufedern.


Dänemark und Schweden: Auch Nord Stream 1 von Lecks betroffen 

Die dänischen und schwedischen Behörden haben bestätigt, dass auch aus der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Gas austritt. Es gebe zwei Lecks in der Gasleitung, hieß es von offizieller Seite aus Kopenhagen und Stockholm. Wie auch Nord Stream 2 sei Nord Stream 1 nicht in Betrieb, dennoch befinde sich Gas in der Leitung, das nun austrete. Dänemark erhöhte infolge der Lecks die Sicherheitsstufe zur Überwachung seiner Energieinfrastruktur.


Trittin geht von "gewaltsamer Störung" bei Nord Stream 2 aus 

Der grüne Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin geht bei dem plötzlichen Gasleck in der Gaspipeline Nord Stream 2 von einer gewaltsamen Störung aus. Die Pipeline sei "relativ neu und aus massivem und gutem deutschen Stahl gebaut", sagte Trittin bei der RTL/ntv-Sendung Frühstart. Wenn eine solche Pipeline plötzlich schlagartig lecke, "dann muss es schon zu einer gewaltsamen Störung dieser Pipeline gekommen sein." Jetzt müsse untersucht werden, ob es sich dabei um einen Anschlag handelt.


Nord-Stream-Pipelines möglicherweise durch Anschläge beschädigt - Zeitung 

Die Nord-Stream-Pipelines sind einem Zeitungsbericht zufolge möglicherweise durch gezielte Anschläge beschädigt worden und deshalb leckgeschlagen. Wie der Tagesspiegel unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, rechnen Bundesbehörden aufgrund des zeitlichen Ablaufs, der drei betroffenen Leitungen und der starken Druckverluste in Nord Stream 1, die ebenfalls auf ein großes Leck schließen lassen, mit Sabotage. "Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, das es kein gezielter Anschlag ist", sagte eine in die Bewertung durch die Bundesregierung und die Bundesbehörden eingeweihte Person dem Tagesspiegel. "Alles spricht gegen einen Zufall."


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September 27, 2022 07:53 ET (11:53 GMT)