New York (Reuters) - Im Betrugsverfahren gegen den Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX hat auch ein dritter ehemaliger Vertrauter Sam Bankman-Fried belastet.

Der frühere Ingenieurs-Chef Nishad Singh berichtete am Montag über Ausgaben von mehreren hundert Millionen Dollar für Partnerschaften mit Prominenten. Er habe diese Deals als peinlich und beschämend empfunden, weil sie nach "Übermaß und Angeberei stanken", sagte Singh. Die Staatsanwaltschaft legte Unterlagen zu FTX-Sponsoringverträgen mit einem Gesamtwert von 1,1 Milliarden Dollar vor. Darunter waren solche mit dem Footballstar Tom Brady, dem Model Gisele Bundchen und dem Komiker Larry David. Sie präsentierte auch ein Foto von Bankman-Fried mit der Sängerin Katy Perry und dem Schauspieler Orlando Bloom beim Super Bowl 2022.

Die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass Bankman-Fried Kundengelder verprasste, um Bewunderung einzuheimsen. Die Behörden werfen ihm in dem Verfahren milliardenschweren Betrug und Veruntreuung von Kundengeldern vor. Er soll heimlich Gelder verschoben haben, um damit zu spekulieren und seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. Vor Singh hatte Caroline Ellison, die frühere Chefin von Bankman-Frieds Brokerhaus Alameda und seine ehemalige Lebensgefährtin, ihn belastet. Auch Gary Wang, der ehemalige Technikchef und Mitgründer von FTX, wandte sich vor Gericht gegen ihn. Ellison, Wang und Singh hatten sich bei einer Anhörung schuldig bekannt und angekündigt, sie würden mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.

Bei einer Verurteilung drohen Bankman-Fried bis zu 115 Jahre Gefängnis. Er hat alle Betrugsvorwürfe mehrfach zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Er räumte allerdings Fehler bei der Unternehmensführung ein. Bankman-Fried hatte nach dem Uni-Abschluss als Kryptowährungshändler beim Brokerhaus Jane Street angeheuert. Mit Wetten auf Bitcoin-Preisunterschiede an Börsen in den USA und Asien verdiente er ein Vermögen. Im Jahr 2017 machte er sich mit dem Brokerhaus Alameda selbstständig, 2019 gründete er die Kryptobörse FTX. Deren Kollaps Ende 2022 erschütterte die Krypto-Branche.

(Bericht von Luc Cohen; Geschrieben von Scot W. Stevenson; Redigiert von Birgit Mittwollen; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)