BERLIN (AFP)--Nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny sind im Westen heftige Vorwürfe gegen die Führung in Moskau erhoben worden. "Die EU hält das russische Regime für alleinverantwortlich für diesen tragischen Tod", erklärte EU-Ratspräsident Charles Michel. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich erschüttert über die Nachricht vom Tod des russischen Oppositionspolitikers. Nawalny habe offenbar seinen Mut "bezahlt mit seinem Leben".

"Das ist etwas, das sehr bedrückend ist", sagte Scholz über die Todesnachricht. Er habe Nawalny in Berlin getroffen, wo er nach dem Giftanschlag auf ihn im August 2020 behandelt wurde. Er habe mit Nawalny über den "großen Mut" geredet, den es erfordere, wieder zurückzukehren nach Russland. "Und wahrscheinlich hat er diesen Mut jetzt bezahlt mit seinem Leben", sagte der SPD-Politiker.

Wer in Russland Kritik äußere, "wer sich für die Demokratie einsetzt, muss fürchten um Sicherheit und Leben und deshalb sind wir alle sehr bedrückt", sagte Scholz. Nawalnys mutmaßlicher Tod sei "etwas ganz Furchtbares" und auch ein Zeichen dafür, wie sich Russland verändert habe.

EU-Ratspräsident Michel erklärte im Onlinedienst X, Nawalny habe "für seine Ideale das ultimative Opfer" gebracht. "Die EU hält das russische Regime für alleinverantwortlich für diesen tragischen Tod."

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtete scharfe Worte gegen Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin müsse "für seine Verbrechen bezahlen", forderte Selenskyj bei einem Besuch in Berlin im Beisein von Scholz.

Lettlands Präsident Edgars Rinkevics erklärte auf X, Nawalny sei "brutal vom Kreml ermordet" worden. "Dies ist ein Fakt und etwas, was man wissen sollte über den wahren Charakter des gegenwärtigen russischen Regimes."

Auch Norwegen erhob schwere Vorwürfe gegen den Kreml. Die russische Regierung trage eine "starke Verantwortung" für den Tod Nawalnys, schrieb Außenminister Espen Barth Eide auf X.

Der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von einer "schrecklichen Nachricht" und einer "großen Tragödie" für das russische Volk. Als stärkster Verfechter der russischen Demokratie habe Nawalny "sein ganzes Leben lang unglaublichen Mut bewiesen", schrieb Sunak im Onlinedienst X.

Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné bezeichnete Nawalny als Opfer des Widerstands. Der Kreml-Kritiker habe "seinen Widerstand gegen ein System der Unterdrückung mit dem Leben bezahlt".

Die russische Strafvollzugsbehörde FSIN hatte zuvor erklärt, Nawalny sei in seiner Strafkolonie in der russischen Polarregion gestorben. Die Gründe für seinen Tod würden untersucht.

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February 16, 2024 08:01 ET (13:01 GMT)