WASHINGTON (awp international) - Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed hat erneut kein klares Signal für eine baldige Leitzinssenkung gegeben. Ich werde es heute vermeiden, Signale für unsere Zinspolitik zu geben", sagte Jerome Powell am Dienstag bei einer Anhörung vor dem US-Senat. Die jüngsten Inflationsdaten deuteten auf "bescheidene, weitere Fortschritte" bei der Preisentwicklung hin. "Mehr gute Daten" würden das Vertrauen stärken, dass sich die Inflation nachhaltig dem Zielwert der US-Notenbank annähere. Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Eine zu geringe oder zu späte Zinssenkung könne die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt gefährden, sagte Powell. Eine zu frühe oder zu starke Zinssenkung könne den Inflationsfortschritt hingegen abwürgen oder umkehren. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins zum siebten Mal in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen.

Powell äusserte sich auch zum Arbeitsmarkt, der sich zuletzt abgeschwächt hatte. Dieser "scheint wieder völlig im Gleichgewicht zu sein". Die jüngsten Daten seien "ein ziemlich klares Signal, dass sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt deutlich abgekühlt haben".

"Der oberste US-Währungshüter lässt sich weiterhin nicht genau in die Karten schauen, wie lange die Fed noch am aktuellen Leitzinsniveau festzuhalten gedenkt", kommentierte Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Die Konjunkturaussichten hätten sich zuletzt eingetrübt. "Dessen ungeachtet kommt der nächste Fed-Zinsentscheid am 31. Juli zu früh für eine Zinswende", schreibt Völker. "Sofern sich die Indizien für eine merkliche Konjunkturabschwächung in den kommenden Wochen erhärten, wäre die Fed-Sitzung im September aus heutiger Sicht der passende Startpunkt für eine Phase der geldpolitischen Lockerung."

Die Aktienmärkte in den USA und Europa gaben nach den Aussagen nach. Auch die Kurse von US-Staatsanleihen fielen. Die Reaktionen am Devisenmarkt hielten sich in Grenzen./jsl/he