FRANKFURT (Dow Jones)--In kräftiger Rally-Laune zeigen sich Europas Börsen am Mittwochmittag. Der DAX löst sich mühelos von der 14.000er-Marke und springt um 3,3 Prozent auf 14.376 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt um 3,8 Prozent auf 3.881 Punkte zu. Positive Nachrichten aus der Ukraine, eine Hausse bei Chinas Tech-Werten und Anlagedruck bei Fondsmanagern treiben die Börsen. Die Zinserhöhung der US-Notenbank wird als ausgemacht betrachtet. Die Entspannung nimmt auch den Druck von den Ölpreisen und damit Rezessionssorgen.

"Mit jeder günstigen Nachricht wächst der Wiederanlagebedarf", sagt ein Händler. Bei den Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew werde nun über eine Neutralität der Ukraine nach dem Vorbild Schwedens oder Österreichs gesprochen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow habe sogar von einer Annäherung der Positionen gesprochen. Von Strategen heißt es, Russland hätte damit sein Kriegsziel erreicht, nach drei Osterweiterungs-Runden der Nato ein weiteres Vordringen bis an die russischen Grenzen zu verhindern. Damit wäre ein schneller Friedensschluss möglich.

Dazu treibt eine Hausse in Hongkong. Dort schoss der Hang-Seng-Index über 9 Prozent nach oben. Besonders die schwer gebeutelten Technikaktien zeigen massive Erholungsgewinne, in Europa springt der Technologie-Sektor-Index um 5,9 Prozent nach oben. Treiber war eine Meldung, wonach China seine Aktienmärkte stabil halten und Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums ergreifen will. Die Regierung wolle eine Politik verfolgen, die die Kapitalmärkte begünstigt.


   Fondsmanager falsch positioniert vor Fed-Zinserhöhung 

Falsch positionierte Fondsmanager werden als weiterer Stützungsfaktor ausgemacht: Die Bank of America hatte am Dienstag nach der neuen Umfrage in der Branche mitgeteilt, die Cash-Quote sei auf 5,9 von 5,3 Prozent gestiegen. Bei den europäischen Teilnehmern sprang der Bargeld-Bestand sogar von 4,5 auf 5,6 Prozent - das ist die höchste Reserve seit 20 Jahren.

Die Sitzung der US-Notenbank am Abend mit der sicheren Zinserhöhung ist derweil eingepreist. Ohnehin wäre eine Erhöhung um 25 Basispunkte bei 7,9 Prozent Inflation nur ein "Mini-Zinsschritt gegen Maxi-Inflation", betont Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets.

Fed-Präsident Jerome Powell werde dies wahrscheinlich als "einen riesigen Schritt" darstellen und dass man damit Entscheidendes zur Bekämpfung der Inflation geleistet habe. Die Erkenntnis daraus sei, auch "die Fed wird Verbraucher und Anleger nicht gegen die Entwertung der Kaufkraft schützen".


    China-Rally treibt Tech-Sektor - Autobranche kräftig erholt 

In Rally-Laune zeigt sich auch in Europa der Tech-Sektor. Von der Erholungshausse in Hongkong profitieren besonders Prosus (+23%). Die Aktie des Beteiligungsunternehmens mit rund 30 Prozent an Tencent war zuletzt im Sog des sehr schwachen Tencent-Kurses eingeknickt. Tencent schossen in Hongkong um über 20 Prozent nach oben. Auch andere Beteiligungsfirmen wie EQT springen um 13 Prozent.

Positive Aussagen kommen aus der Autobranche. Der Sektor ist zweitstärkster in Europa mit 4,6 Prozent Plus: Sowohl BMW als auch VW erwarten im zweiten Halbjahr ein Nachlassen der Lieferprobleme bei Halbleitern. Dazu ließ BMW wissen, nur rund 2 Prozent vom Umsatz in Russland zu erzielen. Die neuen Aussagen zum Margenausblick von 7 bis 9 Prozent bei BMW treffen derweil die Analystenschätzungen.

BMW und VW steigen um 3 Prozent, Mercedes-Benz um 4,8 Prozent. Zulieferer wie Valeo und Continental steigen über 6 Prozent, Faurecia sogar um 9,4 Prozent.


   Öl- und Versorger-Sektoren nicht gesucht 

Einziger Verlierer in Europa ist derzeit der Sektor Öl&Gas mit minus 0,7 Prozent. Hier belastet die fortgesetzte Normalisierung der Ölpreise. In den USA bewegen sich WTI-Öl-Kontrakte mit Lieferung in einem Jahr bereits in Richtung 80 Dollar zurück.

Die österreichische OMV will aus dem Öl- und Gasgeschäft aussteigen und sich bis zum Ende des Jahrzehnts verstärkt auf das Chemie- und Materialgeschäft konzentrieren. Bis 2030 soll die Ölproduktion um rund 20 Prozent verringert werden, 2050 will der Konzern dann komplett auf Öl und Gas zur energetischen Nutzung verzichten. Die Aktien fallen um 5,5 Prozent.

Aber auch im DAX sind Eon und RWE mit bis zu 0,4 Prozent nur wenig im Plus. Die Zahlen für 2021 von Eon sind laut Metzler gemischt ausgefallen. Dazu komme, dass der langfristige Ausblick zwar bestätigt worden sei, aber potenzielle Risiken durch Politik und Regulierung nach der Ukrainekrise sieht.

Inditex zeigen sich wenig verändert. "Sowohl Umsatz als auch Gewinn haben die Prognosen verfehlt", heißt es zu dem Textileinzelhändler. Andererseits sei der Margenausblick in Ordnung. Bereits am Vortag hatte der Markt negativ auf Umsatzzahlen vom schwedischen Konkurrenten H&M reagiert. Sie steigen aktuell um 1,3 Prozent.

Bei den Nebenwerten legen nach Zahlen Grand City Properties um 2,2 Prozent zu, Nagarro sogar um 8 Prozent. Der IT-Dienstleister hat 2021 aller Voraussicht nach über den eigenen Erwartungen abgeschlossen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.881,14      +3,8%      143,03      -9,7% 
Stoxx-50                3.606,11      +2,5%       88,10      -5,6% 
DAX                    14.375,62      +3,3%      458,35      -9,5% 
MDAX                   31.338,37      +3,2%      984,35     -10,8% 
TecDAX                  3.219,51      +3,4%      105,18     -17,9% 
SDAX                   14.464,70      +3,1%      433,05     -11,9% 
FTSE                    7.265,94      +1,3%       90,24      -2,8% 
CAC                     6.587,69      +3,7%      232,69      -7,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,39                  +0,06      +0,57 
US-Zehnjahresrendite        2,17                  +0,02      +0,66 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Mi, 8:05  Di, 17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,1015      +0,5%      1,0975     1,0951   -3,1% 
EUR/JPY                   130,24      +0,4%      129,77     129,50   -0,5% 
EUR/CHF                   1,0354      +0,4%      1,0313     1,0317   -0,2% 
EUR/GBP                   0,8412      +0,1%      0,8407     0,8393   +0,1% 
USD/JPY                   118,23      -0,1%      118,26     118,27   +2,7% 
GBP/USD                   1,3097      +0,4%      1,3056     1,3047   -3,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,3654      -0,3%      6,3613     6,3950   +0,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                40.576,31      +2,7%   39.482,96  39.208,94  -12,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  96,28      96,44       -0,2%      -0,16  +29,3% 
Brent/ICE                 100,01      99,91       +0,1%       0,10  +29,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.925,88   1.916,53       +0,5%      +9,35   +5,3% 
Silber (Spot)              24,92      24,88       +0,2%      +0,04   +6,9% 
Platin (Spot)           1.017,00     985,38       +3,2%     +31,63   +4,8% 
Kupfer-Future               4,59       4,50       +2,0%      +0,09   +2,8% 
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March 16, 2022 08:11 ET (12:11 GMT)