Peking/Berlin (Reuters) - Der chinesische Präsident Xi Jinping wird nicht am G20-Gipfel in Indien am kommenden Wochenende teilnehmen.

China werde bei dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) durch Ministerpräsident Li Qiang vertreten, bestätigte das chinesische Außenministerium am Montag. Damit ist Xi nach Russlands Präsident Wladimir Putin der zweite Präsident, der dem G20-Treffen fernbleibt. Sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Kanzler Olaf Scholz äußerten Bedauern über die Absage. Dies ändere aber nichts an der Bedeutung des Treffens, betonte ein Regierungssprecher in Berlin.

Die Teilnahme von Li bedeutet, dass Xi nicht teilnimmt, da die beiden höchstrangigen Vertreter Chinas gewöhnlich nicht gleichzeitig im Ausland sind - vor allem nicht bei derselben Veranstaltung. Insider hatten der Nachrichtenagentur Reuters bereits vergangene Woche gesagt, dass Xi dem Gipfel wahrscheinlich fern bleiben werde.

Biden hatte Xi am Rande des G20-Gipfels treffen wollen. In den vergangenen Wochen war spekuliert worden, dass dabei über eine Verbesserung der durch Handelsstreitigkeiten und zunehmende geopolitische Spannungen belasteten Beziehungen gesprochen werden könnte. Xi hatte Biden zuletzt im November am Rande des G20-Gipfels auf der indonesischen Insel Bali getroffen.

Der G20-Gipfel findet am 9. und 10. September in der indischen Hauptstadt statt. Der russische Präsident Wladimir Putin reist ebenfalls nicht zum G20-Gipfel. Gegen ihn gibt es einen internationalen Haftbefehl wegen des russischen Überfalls auf das Nachbarland Ukraine. Wie bereits beim Gipfel in Bali wird Putin auch diesmal durch Außenminister Sergej Lawrow vertreten.

Biden will nach seiner Teilnahme am G20-Gipfel nach Vietnam reisen. Die USA wollten ihre Beziehungen zu Asien stärken. "Ich wünsche mir etwas mehr ... Koordination. Ich denke, dass beide (Indien und Vietnam) viel engere Beziehungen mit den Vereinigten Staaten wünschen, und das kann sehr hilfreich sein", sagte Biden.

Ein Regierungssprecher in Berlin betonte, der Wunsch Nigerias, den G20 beizutreten, zeige wie attraktiv das Format immer noch sei. Wegen der Erweiterung des Brics-Blocks wichtiger Schwellenstaaten um China und Indien hatte es zuvor Debatten über einen Bedeutungsverlust der G20 gegeben.

"Statt einer Abkehr von globalen Lieferketten sollte die Absicherung und weitere Diversifizierung von deutschen Handels- und Lieferbeziehungen die Richtschnur der deutschen Bundesregierung in Neu-Delhi sein", forderte DIHK- Außenwirtschaftschef Volker Treier mit Blick auf den Gipfel. Die deutsche Wirtschaft leide zunehmend unter schwierigen internationalen Rahmenbedingungen wie mehr Protektionismus, neuen Herausforderungen bei Lieferketten oder der Energiekrise. "Das G20-Treffen in Indien bietet nun eine Chance, die Weichen bei diesen drängenden Themen wieder in eine richtige Richtung zu stellen", sagte Treier. Ein wichtiger Erfolg für wieder offenere Märkte und gegen steigende Handelshemmnisse wäre die politische Einigung der EU in Handelsfragen mit Ländern wie Indien, Indonesien, dem Mercosur und Australien.

(Bericht von Liz Lee, Jeff Mason, Andreas Rinke; redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)