Nach dem Vorfall vom Montag seien 290 Menschen verletzt in Krankenhäuser gebracht worden, teilten die örtlichen ethnisch-armenischen Behörden am Dienstag mit. Dutzende seien noch immer in kritischem Zustand. Die Ursache der Explosion war zunächst nicht klar. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte mit, Hunderte Menschen seien durch ein Feuer infolge der Explosion verletzt worden und hätten Brandwunden davongetragen. Es würden Medikamente nach Bergkarabach geliefert. Das IKRK helfe auch dabei, Verletzte zu versorgen und mit Krankenwagen wegzubringen. Überfüllte Krankenhäuser und Staus durch den Exodus ethnischer Armenier stellen laut IKRK aber dabei ein Problem dar.

Viele Menschen verlassen derzeit Bergkarabach - meist in Autos und Bussen. Am Montag hatte die Führung der in Aserbaidschan gelegenen Enklave mitgeteilt, alle, die nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in der vergangenen Woche nach Armenien ausreisen wollten, könnten dies tun. Es gebe Staus auf den Straßen, die von Bergkarabach, das inmitten Aserbaidschans liegt, nach Armenien führen. Denjenigen, die ausreisen wollten, werde kostenloser Treibstoff zur Verfügung gestellt, teilten die Behörden der selbst ernannten Republik Arzach mit.

Mindestens 19.000 der insgesamt 120.000 ethnischen Armenier aus Bergkarabach sind nach Angaben der Regierung in Armenien inzwischen dort angekommen. Das sei der Stand von Dienstag 14.15 Uhr MESZ, zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass den armenischen Vize-Ministerpräsidenten Tigran Chatschatrjan. Neun Stunden zuvor waren es nach armenischen Angaben noch rund 13.550 Menschen, die aus Bergkarabach nach Armenien eingereist waren.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt, die die Region mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrollierten. Am Dienstag vergangener Woche hatte Aserbaidschans Militär das Gebiet angegriffen. Einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu.

(Reuters-Bericht, Emma Farge; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)