Zürich (awp) - Neuzugang an der Schweizer Börse: Seit Mittwoch können die Aktien der R&S Gruppe an der SIX gehandelt werden. Erstmals ist in der Schweiz damit eine Spac-Gesellschaft - das sind kotierte Mantelfirmen, die zum Erwerb von nicht kotierten Unternehmen gegründet werden - in ihrer Zielgesellschaft aufgegangen.

Nachdem die Spac-Gesellschaft VT5 die Baselbieter R&S Gruppe übernommen hat, wurde die VT5-Aktie zur Börseneröffnung zur R&S Group Holding mit dem Börsenkürzel RSGN. Die ISIN-Nummer CH1107979838 bleibt unverändert. Die Anbieterin von Strom- und Verteilertransformatoren mit Hauptsitz in Sissach wurde mit einem ersten Kurs bei 10,30 Franken je Aktie gehandelt und damit insgesamt mit 267 Millionen Franken bewertet. Bis Handelsende stieg der Kurs auf 11,50 Franken.

Das ausgegebene Aktienkapital belaufe sich auf rund 25,9 Millionen Namenaktien, teilte die Börsenbetreiberin SIX am Mittwoch in einem Communiqué mit. Ab dem (morgigen) Donnerstag werden die R&S-Titel Teil des Schweizer Gesamtmarkt-Indizes SPI sein.

"Hidden Champion"

Zuvor hatte die seit Dezember 2021 an der Schweizer Börse kotiert gewesene VT5 diese Woche bisherigen und neuen Aktionären 5,4 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 10,00 Franken pro Stück zugeteilt. Die Kapitalerhöhung war nötig geworden, da der Preis für die Zielgesellschaft mit 274 Millionen Franken höher war als der Kassenbestand von VT5.

Mit der heutigen Kotierung der R&S Gruppe habe VT5 erfolgreich ihr Ziel erreicht, einen "Hidden Champion" an den öffentlichen Markt zu bringen, sagte R&S-Verwaltungsratspräsident Heinz Kundert am Mittwoch. Das 1919 gegründete Schweizer Ingenieurbüro habe eine Spitzenposition und könne vom steigenden Energiebedarf, der Dekarbonisierung, der Dezentralisierung und der Modernisierung von Energieinfrastruktur profitieren, hiess es vom Management.

Die Gesellschaft beschäftigt den Angaben zufolge über 700 Mitarbeitende an Standorten in fünf Ländern. Für das bald endende 2023 erwartet sie einen Umsatz von über 200 Millionen Franken und eine (bereinigte) EBIT-Marge von rund 18 Prozent. Mit dem Zugang zum Kapitalmarkt erhofft sich das Unternehmen, in seinen Märkten sichtbarer zu werden und deutlich schneller zu wachsen.

Aktie im Plus

Spacs sind seit 2021 an der Schweizer Börse SIX möglich. Eine so genannte "Special Purpose Acquisition Company" sammelt zunächst Kapital über einen Börsengang ein und macht sich erst dann auf die Suche nach Übernahmeobjekten. Diese werden dadurch quasi per Abkürzung an die Börse gebracht. Spacs waren im Ausland, vor allem in den USA, eine Zeitlang sehr beliebt.

VT5 wurde Ende 2021 mit einer Marktkapitalisierung von gut 200 Millionen Franken an die Börse gebracht. Innerhalb von maximal drei Jahren musste es zu einem Unternehmenszusammenschluss der Mantelhülle kommen. Mit dem ersten Schweizer Spac habe VT5 Pionierarbeit geleistet, liess sich SIX-Chef Jos Dijsselhof in der Mitteilung vom Mittwoch zitieren. "Jetzt, zwei Jahre später, wurde ein nächster Meilenstein erreicht."

ys/jb