Zürich (awp) - Der Handelsstart am Schweizer Aktienmarkt dürfte auch am Donnerstag von Vorsicht geprägt sein. Nachdem die US-Notenbank Fed am Vorabend wie erwartet eine Pause bei den Leitzinserhöhungen eingelegt hat, richtet sich nun das Augenmerk auf den Zinsentscheid der EZB im Tagesverlauf. Die Vorgaben aus Übersee werden am Markt als tendenziell freundlich gesehen. Die Wall Street hat zwar uneinheitlich geschlossen, der Leitindex Dow Jones dämmte aber seine Verluste bis Handelsschluss klar ein. In Asien überwiegen unterdessen am Donnerstagmorgen die Kursgewinne.

Während das Fed erstmals seit mehr als einem Jahr die Zinsen nicht weiter erhöht hat, sind es vor allem die Zinsprojektionen für 2023, die laut Händlern die Investoren zunächst schockten. Denn diese wurden insgesamt von 5,1 auf 5,6 Prozent angehoben, was bedeutet, dass die Fed-Mitglieder im Mittel zwei weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr erwarten. Vor dem Zinsentscheid hatten es viele Marktteilnehmer für möglich gehalten, dass die Zinsen in diesem Jahr gar nicht mehr angehoben werden, bzw. womöglich gar gesenkt werden. "Die deutlich nach oben geschraubten Leitzinsprojektionen sind die grosse Überraschung", fasst ein Ökonom die Marktmeinung zusammen.

Der von der Bank Julius Bär berechnete vorbörsliche SMI tritt gegen 08.15 Uhr mit -0,05 Prozent mehr oder weniger auf der Stelle bei 11'273,50 Punkten. Von den 20-SMI-Werten geben alle bis auf Logitech und Novartis nach.

Für die Aktien des Computerzubehör-Spezialistens Logitech (+1,1%) zeichnet sich damit eine Gegenbewegung auf die herben Vortagesverluste (-12,5%) ab. Der überraschende Rücktritt von CEO Bracken Darrell hatte verunsichert.

Auf Nachrichtenseite sind es auch an diesem Tag Vertreter der Technologiebranche, die im Fokus stehen. So sieht sich der Vakuumventil-Hersteller VAT (Aktie -5,2%) wegen des schwachen Geschäftsgangs zur Einführung von Kurzarbeit genötigt. Grund sei der derzeitige wirtschaftliche Abschwung, der die stark gesunkenen Ausgaben von Halbleiterkunden im Hinblick auf verlangsamte Konsumausgaben, anhaltend hohe Zinssätze sowie das geringere Wirtschaftswachstum widerspiegle.

Im breiten Markt zieht dies weitere Branchenvertreter wie Comet und Inficon vorbörslich ebenfalls um jeweils mehr als 2 Prozent nach unten.

Dagegen wird für SoftwareOne bereits vorbörslich ein Kurssprung von gut 16 Prozent indiziert. Die britische Private Equity-Gesellschaft Bain Capital will zusammen mit den Gründungsaktionären SoftwareOne übernehmen. Sie haben ein unverbindliches milliardenschweres Angebot für die Aktien des Softwarehauses vorgelegt. Konkret beträgt das Angebot 18,50 Franken je Aktie. Danach soll das Unternehmen von der Börse genommen werden.

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