Zürich (awp) - Die Schweizer Börse bleibt auch am Donnerstag im Aufwind. Der SMI notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren und nimmt die psychologisch wichtige Marke von 12'000 Punkten ins Visier. Mit seinem jüngsten Anstieg über 11'800 Punkte sei dem Index der charttechnische Ausbruch gelungen, kommentiert ein Experte. Seit Monatsbeginn hat der Index damit mehr als 700 Punkte hinzugewonnen. Grund dafür sind die wieder etwas gestiegene Zuversicht, dass es im Laufe des Jahres zu den ersehnten Zinssenkungen kommen wird.

Einen deutlichen Schub hatten diese speziell mit Blick auf die US-Notenbank Fed am Vortag bekommen. In den USA ist die Inflation zuletzt etwas weniger stark gestiegen als erwartet. Dies reichte aus, um etwa den deutschen Dax oder auch die US-Indizes auf Rekordkurs zu schicken. Dennoch lasse sich ein Haar in der Börsensuppe finden, so ein Händler. Zwar sei die Teuerungsrate in den USA leicht gesunken, liege aber immer noch deutlich über dem Zielwert des Fed von 2 Prozent. "In den kommenden Monaten sollte die Inflation nach Möglichkeit daher weiter fallen, ansonsten könnte das Thema Zinswende ganz schnell wieder ein Thema werden."

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,33 Prozent auf 11'938,50 Punkte. Sein Tageshoch hat der Index am Vormittag bei 11'983 Punkten gesetzt. Die 12'000er Marke rückt damit in greifbare Nähe.

Der 30 Titel umfassende SLI steigt um 0,22 Prozent auf 1948,46 Zähler und der breit gefasste SPI um 0,28 Prozent auf 15'932,10 Punkte. Im SLI legen 12 Werte zu und 18 geben nach.

Unter den Blue Chips liefern sich Roche und Swiss Re mit Aufschlägen von jeweils mehr als 3 Prozent ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Pole Position. Roche (GS +3,9%) hat mit einem Studiendaten erste Erfolge in der Behandlung von Fettleibigkeit erzielt. In der frühen klinischen Studie senkte der Kandidat das Gewicht bei den Behandelten innerhalb von nur sechs Wochen sehr deutlich.

Der Rückversicherer Swiss Re (+3,4%) gehört dagegen zusammen mit Zurich (+1,9%) zu den letzten Blue Chips, die Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Die Swiss Re hat mit ihrem Quartalsergebnis die Analystenerwartungen deutlich übertroffen. Wenig überraschend hält das Unternehmen entsprechend am diesjährigen Gewinnziel fest.

Die Versicherungsgruppe Zurich wiederum hat wie üblich zum ersten Quartal einige wenige Kennzahlen zur Geschäftsentwicklung vorgelegt. Vor allem das anhaltende Wachstum im Schadengeschäft fiel Analysten zufolge überzeugend aus, während die Zurich im Neugeschäft der Lebensversicherung hinter den Vorgaben zurückgeblieben ist.

Beim Lebensversicherer Swiss Life (+0,7%) wiederum hat Matthias Aellig seinen Posten als CEO angetreten. Er hat ihn von Patrick Frost übernommen, der den Posten zehn Jahre innehatte.

Aus der Finanzbranchen gewinnen sonst noch Partners Group (+0,6%) hinzu, während es für die UBS (-0,8%) und Julius Bär (-0,7%) abwärts geht.

Auch Zykliker wie ABB, Richemont oder Holcim sind mit Abgaben von bis zu 1,1 Prozent auf den Verkaufslisten zu finden. Bei ABB verweisen Händler auf den deutschen Konkurrenten Siemens, den eine gedämpfte Nachfrage in seinem Automatisierungsgeschäft im zweiten Geschäftsquartal belastet hat.

Abgesehen von Roche geben andere defensive Werte wie die beiden Schwergewichte Novartis (-0,5%) und Nestlé (-0,3%) nach. Auch Swisscom (-0,4%) tendieren leichter. Die Tatsache, dass sich der Konkurrent Deutsche Telekom zum Jahresbeginn deutlich besser entwickelt hat als erwartet, kann nicht überzeugen. Die Telekom-Aktien selbst geben ebenfalls nach.

Aus den hinteren Reihen hat der Reisedetailhändler Avolta (-2,6%) im ersten Quartal 2024 den Umsatz gesteigert. Börsianer sprechen von Gewinnmitnahmen.

Anhaltend volatil geht es mit den Aktien des angeschlagenen Milchverarbeiters Hochdorf (+8,3%) weiter. Am Vortag waren die Titel zeitweise um mehr als 40 Prozent abgesackt, nachdem die Aktionäre den Kaperversuch von Newlat abgeschmettert hatten.

hr/rw