Zürich (awp) - Solange das Lungenvirus in China keine globale Bedrohung wird, solange lassen sich die Investoren nicht dauerhaft vom jüngsten Rekordkurs abbringen. Entsprechend baut der Leitindex SMI nach einem bereits freundlichen Start seine Gewinne im Laufe des Vormittags noch leicht aus. Von seinem Rekordhoch bei 10'960 vom Mittwoch ist er aber noch etwa 70 Punkte entfernt.

Nach wie vor dreht sich das Marktgeschehen vor allem um die neue Lungenkrankheit in China. "Investoren begrüssen die bisherigen Massnahmen der chinesischen Regierung und deren transparentes Umgehen mit der Lage", kommentiert ein Händler. Für Erleichterung hatte schon am Donnerstag die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesorgt, als sie auf das Ausrufen einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" verzichtet hatte. Die grösste Sorge der Marktteilnehmer dreht sich nach wie vor um die möglichen wirtschaftlichen Folgen. So werde befürchtet, dass der Ausbruch des Virus den privaten Konsum in China bremst. Der Knackpunkt: die Wirtschaft ist bereits dabei, sich abzukühlen.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,70 Prozent hinzu auf 10'889,81 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,85 Prozent auf 1'674,63 und der breite SPI um 0,67 Prozent auf 13'192,19 Punkte. Im SLI stehen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.

So greifen Investoren nach starken Intel-Zahlen besonders beherzt bei den Technologie-Aktien zu. Temenos (+1,9%) und AMS (+1,2%) stehen weit oben auf den Einkaufslisten, Logitech (+1,1%) folgen. Händler verweisen auf die nachbörsliche vorgelegten Zahlen vom Chiphersteller am Donnerstagabend. Im nachbörslichen Handel hätten die Aktien deutlich zugelegt. Intel hat seinen Umsatz, vor allem aber den Gewinn deutlich erhöht und auch für 2020 verbreitet der Konzern Optimismus.

Generell erholt präsentieren sich auch die Aktien aus der Finanzindustrie. So gewinnen die beiden Grossbanken CS (+1,8%) und UBS (+1,1%) ebenso wie Julius Bär (+1,2%) und Partners Group (+0,7%) hinzu. Sie alle hatten am Vortag deutlich Federn gelassen.

Aber auch die Versicherer Swiss Re, Swiss Life und Zurich werden zum Wochenschluss verstärkt gesucht, wie die Kursgewinne von jeweils mehr als 1 Prozent zeigen. Schon am Vortag hatten sie sich im späten Handel etwas gegen den insgesamt schwächeren Trend stemmen können. Laut Händlern gibt die Hoffnung auf eine neue EZB-Strategie eine gewisse Stütze.

Das Umsichtige Vorgehen Chinas mit der Lungenkrankheit scheint auch für die beiden Uhrenhersteller Richemont (+1,5%) und Swatch (+0,2%) eine leichte Stütze zu sein.

Mit Adecco, ABB und SGS (allesamt +1,7%) ziehen noch weitere Zykliker überdurchschnittlich an. SGS werden am kommenden Dienstag über den Geschäftsverlauf 2019 berichten.

Unter den drei Verlieren fallen Givaudan nach Zahlen mit -1,2 Prozent am deutlichsten zurück. Organisch verloren die Genfer im Schlussquartal an Dynamik. Das Wachstum blieb denn auch hinter den Erwartungen zurück. Und auch beim Gewinn verfehlte Givaudan die Prognosen.

Roche (-0,2%) fallen nach einem Studien-Rücksetzer gegen den Trend. In einer Studie zur Behandlung von Blasenkrebs wurden die gesteckten Ziele nicht erreicht. Der dritte Verlierer sind Alcon-Aktien mit -0,3 Prozent.

Der Nachrichtenfluss wird zum Wochenschluss aber in erster Linie von Unternehmen aus den hinteren Reihen beherrscht. Allen voran gewinnen Starrag (+4,6%) nach ersten Zahlen. Ihnen folgen die Aktien von CFT, SFS und HMB Healthcare mit Aufschlägen zwischen 2,8 und 0,4 Prozent. Sie alle haben erste Angaben über den jüngsten Geschäftsverlauf gemacht. Helvetia (+1,6%) überzeugen derweil mit einer Übernahme.

Derweil können die personellen Veränderungen bei Polyphor (-2,0%) und Santhera (-1,4%) zunächst nicht überzeugen.

hr/ra