Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt büsst am Donnerstag im Vormittagshandel klar an Terrain ein. Nach einem noch knapp gehaltenen Start hat die nachlassende Unterstützung durch die zu Anfang noch starken Roche-Bons den Gesamtmarkt stärker absinken lassen. Nach dem Rally seit Mitte Mai und insbesondere dem fulminanten Start in den Juni kommt es auf breiter Front zu Gewinnmitnahmen. Die Stimmung habe nach den zuletzt besser als befürchtet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA und den robusten Signalen aus China nicht grundsätzlich gedreht, hiess es am Markt. Angesichts der Unruhen in den USA, den Spannungen zwischen den USA und China oder den politischen Unwägbarkeiten in Hongkong sei aber doch auch etwas Vorsicht angebracht.

Ausserdem hielten sich die Investoren auch mit Blick auf die am Nachmittag angesetzte Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas zurück. Diese könnte ihre bereits extrem grosszügige Geldpolitik in Reaktion auf die Corona-Krise noch weiter lockern, zumindest ist dies die Erwartung vieler Ökonomen. Viele Fachleute erwarten eine weitere Ausdehnung des Wertpapierkaufprogramms um bis zu 500 Milliarden Euro. Die Laufzeit des Programms, mit dem die EZB verschiedene Wertpapiere, vor allem aber Staatsanleihen kauft, könnte zudem von derzeit Ende 2020 bis in das kommende Jahr hinein verlängert werden.

Der SMI notiert um 10.55 Uhr 0,64 Prozent tiefer bei 10'118,47 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, fällt um 0,71 Prozent auf 1'518,33 Punkte zurück und der breite SPI um 0,71 Prozent auf 12'495,4 Punkte. Von den 30 Topwerten ziehen lediglich 5 an.

Grösste Verlierer sind derzeit Partners Group mit einem Minus von 2,4 Prozent. Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie sah sich der Risikokapitalspezialist am späten Mittwochabend zu einem Zwischenbericht für die ersten vier Monate veranlasst. Die in diesem Zusammenhang veröffentlichten Kennzahlen bewegen sich zwar weitestgehend im Rahmen der Analystenschätzungen. Allerdings fallen die Aussagen rund um die erfolgsabhängigen Erträge eher vorsichtig aus.

Dahinter büssen weitere Finanzwerte wie Julius Bär (-2,0%), Zurich (-1,7%) oder UBS (-1,3%) überdurchschnittlich an Terrain ein.

CS (-0,7%) halten sich etwas besser. Trotz der Gewinnmitnahmen sehen Händler hier weiteres Potential nach oben. Die Aktie notiere trotz des Vortagesgewinnes von über 6 Prozent noch immer rund einen Viertel unter dem Schlusskurs von Ende 2019, hiess es zur Begründung. Weiteren Kursgewinnen stehe auch fundamental wenig entgegen, da die Börsenkapitalisierung noch immer lediglich rund die Hälfte des Buchwerts erreiche.

Logitech (-1,3%) werden von weiteren Verkäufen eines Spitzenmanagers etwas zurückgebunden und Nestlé indirekt von einer Verkaufsempfehlung der Credit Suisse für die Aktien von L'Oréal.

An der Spitze stehen derzeit Temenos (+1,5%), mit einigem Abstand gefolgt von LafargeHolcim (+0,3%). Letztere profitieren leicht von ermutigenden Aussagen des Konkurrenten HeidelbergCement zur Absatzsituation in Indien.

Ebenfalls im grünen Bereich sind Novartis (+0,3%) zu finden. Grund dafür sind weitere Studiendaten für das bereits zugelassene Mittel Cosentyx. Roche (-1,1%) fallen dagegen nach starkem Start zurück. Zu Beginn erhielten die Titel noch Auftrieb von einer Notfallzulassung durch die US-Gesundheitsbehörde FDA für einen Test für Patienten mit bestätigter Covid-19-Erkrankung.

Im breiten Markt springen Obseva um 11 Prozent in die Höhe. Das Biotechnikunternehmen Obseva hat in einer Pilotstudie mit dem Medikament Linzagolix in einer neuen Anwendung vielversprechende Resultate erzielt.

Noch massiver sind die Avancen von Kudelski (+15%). Hier sorgt Microsoft für Phantasie, nachdem das Westschweizer Unternehmen am Vorabend den Ausbau des Geschäfts mit dem US-Giganten angekündigt hatte.

cf/kw