PARIS/LONDON (awp international) - Zur Wochenmitte haben sich die europäischen Börsen nach zuletzt zwei verlustreichen Tagen stabilisiert. Allerdings konnte der EuroStoxx 50 seine frühen Gewinne nicht gänzlich verteidigen. Zwischenzeitlich sogar kurz ins Minus abgetaucht, schloss er aber immerhin knappe 0,07 Prozent höher bei 3'609,29 Punkten. Einem drohenden Rutsch unter die Marke von 3'600 Punkten ging der Leitindex der Eurozone damit weiter aus dem Wege.

Die Abwärtsspirale der vergangenen Tage kam zu Ende, weil der Anstieg der Renditen von Staatsanleihen erst einmal verblasste. Dieser hatte zuletzt dafür gesorgt, dass Festverzinsliche gegenüber Aktien attraktiver geworden waren. Grösseren Kursgewinnen stand aber der nach wie vor teure Euro im Wege, der sich ungünstig auf den Export auswirkt. Für etwas Nervosität sorgte auch die am Abend anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed.

Auf der Länderebene war die Tendenz unterschiedlich. Während der französische CAC 40 moderat um 0,15 Prozent auf 5'481,93 Zähler zulegte, ging es für den britischen FTSE 100 weiter bergab. Das Londoner Kursbarometer fiel um 0,72 Prozent auf 7'533,55 Punkte und erreichte ein Tief seit der Vorweihnachtszeit.

Nicht gerade für gute Stimmung sorgten am Mittwoch auch durchwachsene Unternehmensberichte. So brachen die Papiere des schwedischen Telekomausrüsters Ericsson um mehr als 9 Prozent ein. "Der Ausblick bleibt schwach", kritisierte der Analyst Janardan Menon vom Broker Liberum die Jahresziele der Schweden. Im Sog davon verloren auch Nokia-Papiere etwa zweieinhalb Prozent.

Auf den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren sackten die Papiere von Hennes & Mauritz (H&M) ab. Am Ende büssten sie mehr als 10 Prozent ein. Im vergangenen Jahr ging der Gewinn der schwedischen Modekette so stark zurück wie schon seit sechs Jahren nicht mehr. Wayne Brown von Liberum bemängelte ein schwaches Umsatzwachstum bei fortdauerndem Druck auf die Margen.

Enttäuschung auch in der Finanzbranche: In Amsterdam sank der Kurs der ING Group um 1,5 Prozent, womit die Aktien zu den schwächsten Werten im Eurostoxx zählten. Der niederländische Finanzkonzern musste wegen höherer Kosten einen deutlichen operativen Gewinnrückgang hinnehmen.

Der Stahlkonzern ArcelorMittal enttäuschte die Aktionäre mit der Aussage, dass der Schuldenabbau künftig Vorrang habe vor der Dividende. Der Kurs fiel daraufhin in Paris um etwas mehr als 1 Prozent. Operativ lief es dagegen beim Stahlriesen gut, eine robuste Stahlnachfrage bescherte ihm den höchsten Gewinn seit sechs Jahren.

Zu den wenigen Lichtblicke zählten die Aktien von Airbus . Für einen Anstieg um mehr als 3 Prozent sorgte hier aber ein optimistischer Ausblick des grössten Widersachers Boeing aus den USA, der dessen Papiere in New York auf ein Rekordhoch trieb. Die Titel des europäischen Flugzeugbauers nahmen daraufhin die Spitze im Eurostoxx ein.

In London sorgten die Aktien der Capita Group für Aufsehen, weil sie nach einer Vielzahl an negativen Nachrichten mit einem Schlag fast die Hälfte ihres Börsenwertes vernichteten. Der Outsourcing-Dienstleister hatte eine Gewinnwarnung ausgesprochen, die Dividende ausgesetzt und plant ausserdem eine Kapitalerhöhung. Die Aktie verlor fast 48 Prozent./tih/tos