NEW YORK (awp international) - Auch eine kleine Delle am sonst so robusten US-Arbeitsmarkt hat die Bullen an der Wall Street am Freitag nicht ins Stolpern gebracht. Die Beschäftigung war im Dezember deutlich weniger stark gestiegen als erwartet. Die Leitindizes zeigten sich davon jedoch gänzlich unbeeindruckt, sie kletterten erneut auf Höchstmarken. Der Dow Jones Index setzte sich mit einem Gewinn von 0,44 Prozent auf 25 184,59 Punkte weiter von der 25 000er Marke ab. Es war der dritte Börsentag in Folge mit einem Rekordhoch.

Marktexperten reagierten auf die schwächeren Arbeitsmarktdaten gelassen: "Offen bleibt, ob die US Firmen tatsächlich weniger Mitarbeiter einstellen wollten oder ob sie einfach keine Mitarbeiter mehr finden", merkte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners an. Möglicherweise sei der Arbeitsmarkt bereits so leergefegt, dass es kaum noch Jobsuchende gebe, sagte der Portfolio-Manager.

Der marktbreite S&P 500 legte um 0,40 Prozent auf 2734,91 Zähler zu, es war das vierte Rekordhoch in Folge. Der Technologie-Index Nasdaq 100 rückte sogar um 0,90 Prozent auf 6643,68 Punkte vor, der dritte Höchststand in Folge.

Einen weiteren möglichen Grund für die unerwartet geringe Zunahme der Beschäftigung führte Daniel Saurenz von Feingold Research an: "Die schwächere Zahl ist kaum überraschend, da es im Dezember eiskalt in den USA gewesen ist und es sich bei dieser Witterung am Bau schlecht arbeiten lässt". Im Februar oder März könne die Beschäftigung dank Nachholeffekten dann wieder stärker steigen. "All das kennen wir aus den Vorjahren", merkte der Analyst an.

Bei den Einzelwerten gab es nur wenig Bewegung. Eine der wenigen Ausnahmen waren Boeing, die erstmals in ihrer Börsengeschichte die Marke von 300 US-Dollar hinter sich liessen. Die Aktie setzte sich mit plus 2,96 Prozent auf 305,45 Dollar an die Spitze des Dow Jones Index. Laut dem "Wall Street Journal" verhandelt Boeing gegenwärtig mit dem brasilianischen Flugzeugbauer Embraer und Vertretern der Regierung Brasiliens, um deren Bedenken gegen eine Übernahme des heimischen Konzerns durch die Amerikaner auszuräumen.

Beobachtern zufolge könnte Boeing mit dem Deal im Segment Mittelstrecken-Jets dem Kontrahenten Airbus besser Paroli bieten. Die Europäer hatten im Oktober die Mehrheit an einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Flugzeugbauer Bombardier übernommen, das auf die Fertigung dieser Maschinen spezialisiert ist.

Die Papiere des Herstellers alkoholischer Getränke Constellation Brands fielen um 1,77 Prozent nach Ergebnissen im dritten Quartal. Allerdings waren die Papiere erst am Tag zuvor auf ein Rekordhoch von 229,50 US-Dollar geklettert. Die Analystin Vivien Azer vom Investmenthaus Cowen bemängelte schwache Zahlen bei Weinen und Spirituosen.

Leichte Kursverluste von 0,2 bis 1,1 Prozent verbuchten die Banken Goldman Sachs , Bank of America , Morgan Stanley und Citigroup . Die Geldhäuser rechnen wegen der Steuerreform von Präsident Donald Trump mit Belastungen in Milliardenhöhe. Durch das neue Steuergesetz kommen auf die Finanzkonzerne Änderungen in ihren bilanzierten Steuerpositionen zu. Ausserdem wird für Gewinne im Ausland häufig eine Steuerzahlung fällig. Am Markt waren diese Belastungen allerdings weitgehend erwartet worden.

Daneben bewegten Analystenkommentare die Kurse. Goldman Sachs hob Xilinx von "Neutral" auf "Buy", was der Aktie des Chip-Designers ein Plus von gut 5 Prozent einbrachte. Die Barclays Bank erhöhte das Kursziel für Nike von 71 auf 75 US-Dollar und riet zum Übergewichten der Papiere im Portfolio. Diese legten um 1 Prozent auf gut 64 Dollar zu./bek/he