NEW YORK (awp international) - Risikoscheu dürfte am Montag den Handel an den US-Börsen bestimmen und die Anleger von der Wall Street fernhalten. In dieser Woche steht die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed auf der Agenda und in der kommenden Woche dürfte sich alles um die Volksabstimmung der Briten über den Verbleib in der Europäischen Union drehen. Zudem gaben die Ölpreise weiter nach und fielen wieder unter 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Sie hatten bereits in den vergangenen Handelstagen für Verluste an der New Yorker Börse gesorgt.

Rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial 0,33 Prozent tiefer bei 17 807 Punkten. Für Kursaufschläge bei einzelnen Werten sorgten jedoch zwei grosse Übernahmen.

In der abgelaufenen Woche hatte der US-Leitindex zwar letztlich noch ein kleines Plus erzielen können, die zur Wochenmitte übersprungene 18 000-Punkte-Marke rückt jedoch momentan wieder aus dem Blick. "Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten dürfte die Anleger vorerst in die sicheren Häfen treiben", kommentierte etwa Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. Staatsanleihen von als sicher eingestuften Ländern, Gold oder auch bestimmte Währungen wie etwa der Yen legten vor diesem Hintergrund teils spürbar zu.

Am Wochenende hatten zahlreiche Volkswirte, Zentralbanker und Firmenchefs eindringlich vor gravierenden Konsequenzen gewarnt, falls die Briten am 23. Juni für ein Ausscheiden aus der EU stimmen sollten. Umfragen zufolge halten sich Befürworter und Gegner eines Brexits in etwa die Waage. An diesem Mittwoch richten sich zunächst einmal die Blicke aber auf die Zinsentscheidung der Fed. Nach zuletzt überraschend schwachen Daten vom US-Arbeitsmarkt rechnet allerdings kaum ein Experte mit einer Zinserhöhung.

Bewegung dürfte an diesem Tag vor allem durch Übernahmevorhaben in den Markt kommen. So will Microsoft das Online-Karrierenetzwerk LinkedIn für rund 26 Milliarden US-Dollar übernehmen. Während die LinkedIn-Aktien vorbörslich um fast 47 Prozent hochsprangen, gaben die Papiere des Software-Konzerns zugleich um 6,7 Prozent nach.

Der IT-Sicherheitsanbieter Symantec will seinen Rivalen Blue Coat Systems schlucken und dessen Chef an die Spitze des Gesamtkonzerns setzen. Der Kaufpreis liegt bei 4,65 Milliarden Dollar in bar, wie die beiden kalifornischen Unternehmen in der Nacht zum Montag mitteilten. Symantec, deren Aktien vor dem Börsenstart um 3,5 Prozent stiegen, sieht den Zukauf als weiteren Schritt im Zuge ihres Umbaus. Die Gesellschaft will sich im schnell wachsenden Markt für Computersicherheit eine führende Position sichern. Blue Coat Systems war erst im vergangenen Jahr vom Finanzinvestor Bain Capital gekauft worden.

Das verheerende Massaker in Orlando, das mindestens 50 Menschen das Leben kostete, trieb vorbörslich die Aktien von Waffenherstellern in die Höhe: Die Papiere von Smith & Wesson sprangen um 7,4 Prozent hoch und die von Sturm, Ruger & Co. gewannen 5,4 Prozent. In der Vergangenheit hatte sich gezeigt, dass Waffenkäufe nach Amokläufen stark angestiegen waren, weil Käufer schärfere Gesetze fürchteten.

Apple-Aktien stehen zudem im Blick, da der IT-Konzern während der Entwicklerkonferenz WWDC neue Funktionen für seine iPhones und Mac-Computer vorstellen will. In diesem Jahr dürfte es allerdings schwieriger werden, Nutzer und App-Entwickler zu beeindrucken. Google und Facebook hatten in den vergangenen Monaten bei ihren Entwicklerkonferenzen einen Schwerpunkt auf künstliche Intelligenz gesetzt und damit die Latte für Apple hoch gelegt./ck/das