Der deutsche Leitindex pirschte sich am Dienstag um 0,3 Prozent auf bis zu 16.999,58 Zähler heran, bevor die Kursgewinne wieder abbröckelten. Der EuroStoxx50 legte um 0,6 Prozent auf bis zu 4667 Punkte zu.

"Der Dax lässt sich von der positiven Wall Street mitziehen", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Auch in Europa wird die Euphorie immer größer." Zum Wochenauftakt hatten Anleger in den USA vor dem am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der Fed zugegriffen und den breit gefassten Index S&P 500 auf den sechsten Rekordschluss in diesem Monat getrieben.

Vor dem Fed-Entscheid seien nun aber wohl keine großen Sprünge mehr zu erwarten, sagten Börsianer. "Die Märkte haben jetzt ein Gefühl der Lähmung", sagte Marc Ostwald, Ökonom bei ADM Investor Services. "Sie wollen offensichtlich sehen, was die Fed diese Woche sagen wird und wie weit die Tür für Zinssenkungen geöffnet wird." Im Vorfeld zog der Dollar-Index um 0,1 Prozent auf 103,60 Punkte an.

Die Renditen von US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit gaben unterdessen auf bis zu 4,036 Prozent von zuvor 4,091 Prozent nach. Die Renditen fielen, nachdem das US-Finanzministerium mitgeteilt hatte, dass es weniger Kredite aufnehmen müsse als bisher angenommen. Zuletzt hatten die Renditen auf Staatsanleihen zugelegt, weil Händler ihre Wetten auf zügige Zinssenkungen zurückgenommen haben.

SORGE UM CHINAS IMMOBILIENSEKTOR BLEIBT

In Fernost hatte zuvor das Aus für den weltweit am höchsten verschuldeten chinesischen Immobilienentwickler China Evergrande die Börsen erneut belastet. Anleger sorgten sich um die Folgen der zum Wochenstart durch ein Gericht in Hongkong angeordneten Abwicklung des Immobilienriesen auf den schwächelnden Immobilienmarkt des Landes. Die Furcht vor einer sinkenden Nachfrage im Hauptverbraucherland China setzte auch Eisenerz zu. Der chinesische Terminkontrakt gab um 1,8 Prozent auf 979,5 Yuan (136,46 Dollar) je Tonne nach.

Auch andere Rohstoffe für die Stahlherstellung verbilligten sich. "Viele Baustellen haben den Betrieb eingestellt und einige Stahlhändler haben den Markt verlassen, da das Mondneujahr näher rückt", sagten Analysten von Everbright Futures.

Bei den Einzelwerten trieb ein Gewinnsprung der spanischen Großbank BBVA unterdessen den Aktienkurs um rund vier Prozent nach oben. Auch ein neuer Aktienrückkaufplan ließ Anleger zugreifen. Der europäische Bankensektor legte um rund ein Prozent zu.

Dagegen brachen die Anteilsscheine von Delivery Hero um bis zu elf Prozent auf ein Rekordtief ein, nachdem sich der Essenslieferdienst nach zweieinhalb Jahren mit Verlust von seinem Anteil am britischen Rivalen Deliveroo getrennt hat. Als Delivery Hero mitten in der Corona-Krise überraschend bei Deliveroo einstieg, waren die Papiere noch mehr als das Dreifache wert. "Es ist nicht gerade ein überzeugendes Signal, dass Delivery Hero seine Anteile zu diesem Preis verkaufen musste", sagte ein Händler.

Auf Talfahrt gingen nach einem Gewinneinbruch auch Hapag Lloyd-Aktien. Deutschlands größte Container-Reederei tauchte in Frankfurt um mehr als zehn Prozent ab, nachdem der Konzern im vergangenen Jahr das Ende der Corona-Sonderkonjunktur zu spüren bekommen hat. Zum Jahresende habe sich der Konflikt im Roten Meer zudem negativ auf das Transportaufkommen ausgewirkt, da die Umleitung von Schiffen um das Kap der Guten Hoffnung die Reisezeit verlängerte, so das Unternehmen.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)