FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger erkennen Potenzial in Gold und Öl. Breit engagierte Metall- und Rohstoffkörbe finden ebenfalls Anklang.

2. Mai 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Unsicherer Zeiten auch im Handel mit Rohstoffverbriefungen, denn viele Themen prägen den Markt: Die Diskussionen über Strafzölle zwischen China und den USA, mögliche Änderungen am nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA, die Handelsbeziehungen der USA zur EU und geopolitische Risiken im Mittleren Osten.

Die die Spannungen zwischen Donald Trump und Russland tragen laut ETF Securities ebenfalls zu den Entwicklungen im Rohstoffsektor bei. Unterm Strich legte der weit gefasste Bloomberg Commodity Index mit seinen 20 verschiedenen Rohstoffen auf Monatssicht von 86,83 auf 89,48 Punkte und damit gut 3 Prozent zu.

Im Handel mit ETCs auf Xetra gehören marktbreite Rohstoff-Investments zu den beliebtesten Werten, z.B. die an den Reuters/Jefferies CRB Index (WKN A0JC8F) gekoppelt sind, wie Oliver Kilian von der UniCredit berichtet. "Hier hatten wir sehr viel Bewegung in beide Richtungen, wobei die Käufe überwiegen."

Energiewerte gesucht

Steigende Ölnotierungen treiben nach Ansicht von Andreas Bartels die Nachfrage nach Rohöl-ETCs (WKN A0KRKU). "Käufe standen hier im Vordergrund", informiert der Händler der Commerzbank. Kilian macht zudem stärkeres Interesse an Energiewerten wie dem ETFS Energy (WKN A0KRKD) aus.

Korrekturpotenzial für Öl

Allein in diesem Jahr zogen die Ölpreise um rund 20 Prozent an. Das liegt Robert Halver zufolge unter anderem an der bis Ende des Jahres verordneten OPEC-Förderbremse. "Daneben sorgen ein mögliches neues Ölhandelsembargo Trumps gegen seinen Lieblingsfeind Iran und Fördereinbrüche in Venezuela geopolitisch für Hochpreisstimmung", urteilt der Analyst der Baader Bank. Insgesamt sieht Halver die hohen Rohstoffpreise als nicht gerechtfertigt. "Es baut sich derzeit Preiskorrekturpotenzial auf." Dieses werde seine Wirkung entfalten, sobald sich die geopolitische Lage entspanne und damit fundamentale Realitäten wieder stärkere Beachtung fänden.

Die derzeit von Saudi Arabien zusätzlich angestrebten Förderkürzungen träfen übrigens nicht bei allen Mitstreitern auf Gegenliebe, selbst wenn dadurch kurzfristig höhere Kurse winkten. Konventionelle Ölländer fürchteten schleichende Marktanteilsverluste zugunsten der USA, die teureres Öl zum Ausbau der Fracking-Industrie nutzten. "Diesem gefrackten Siegeszug will Russland mit einer wieder erhöhten, konventionellen Ölproduktion kräftig in die Parade fahren, selbst wenn dann der Preis für das schwarze Gold wieder sinkt."

Anleger vertrauen auf Gold

Gold war im April bei Anlegern beliebt. Werte wie Xetra-Gold (WKN A0S9GB) und Physical ETC auf Gold (WKN A1MECS) wurden bei der Commerzbank mit einem Kaufüberhang rege gehandelt, obwohl die Preisspanne zwischen 1.310 und 1.365 US-Dollar pro Feinunze in den vergangenen Wochen recht eng sei. Investoren griffen zudem häufig zu Goldprodukten mit Währungsabsicherung zum Euro (WKN A1EK0G). Das gelte auch für in Summe gefragte Silber-ETCs (WKN A1EK0J). In der letzten Aprilwoche trennten sich Investoren verstärkt von ihren Platin- (WKN A0N62D) und Palladium-Engagements (WKN A0N62E).

Die Nachfrage nach Xetra-Gold ist jedenfalls ungebrochen. Der physische Bestand steht Anfang Mai auf einem Allzeithoch bei gut 178 Tonnen. Xetra-Gold wird in Gramm je Euro gehandelt und zu 100 Prozent verwahrt.

"Gold-ETCs waren stark gesucht", unterstreicht Kilian die Vorliebe für das gelbe Edelmetall. Neben Xetra-Gold komme ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) besonders häufig zum Tragen. Viel Bewegung und unterm Strich Zuspruch gebe es im Handel mit Platin-ETCs. "Silber war Anfang April sehr gefragt." Im Monatsverlauf sei das Interesse dann wieder abgeflacht.

Nordkoreas Entspannungssignale wirken

Vor dem Hintergrund eines nachgebenden Goldpreises meldet ETF Securities nach den Zuflüssen der Wochen zuvor für die vergangenen Handelstage unterm Strich eine Abkehr von Goldwerten (WKN A0LP78) in Höhe von 23,1 Millionen US-Dollar.

Mit dem historischen Gipfeltreffen zwischen Nord- und Südkorea und dem Übereinkommen, alle feindlichen Akte gegeneinander künftig zu unterlassen und die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel anzugehen fällt nach Einschätzung der Briten die geopolitische Goldprämie. Daneben drücken laut Daniela Grunow von Heraeus Edelmetalle höhere Renditen für US-Staatsanleihen auf die Goldpreise.

Abwärtsrisiken für Industriemetalle

Der Preisanstieg vieler Basismetalle hat nach Meinung von Kilian die Nachfrage nach entsprechenden Produkten beflügelt. Industriemetall-Körbe wie der ETFS Industrial Metals (WKN A0KRKG) landeten besonders häufig in den Depots. Viel Bewegung auf beiden Seiten gebe es für Aluminium- (WKN A0KRKP) und Kupfer-ETCs (WKN A0KRKR). "Auf Monatssicht dominierten zunächst die Zuflüsse, gefolgt von Verkäufen und wiederum Käufen."

Für Halver profitieren Industriemetalle nicht zuletzt von den amerikanischen Handelssanktionen gegen russische Aluminium- und Nickelproduzenten. Denn Angebotsengpässe seien am Nickel-, Zink-, Kupfer- und Bleimarkt nicht erkennbar, zumal höhere Preise in der Regel die Produktion stimuliere. Der Händler erinnert Anleger daran, dass Donald Trump jederzeit seine Meinung zu Putin ändern könne. Aus Wettbewerbsgründen habe der US-Präsident ein Interesse an günstigen Vorproduktpreisen etwa für seine Automobilindustrie.

von: Iris Merker

2. Mai 2018, © Deutsche Börse AG

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