FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. Mai 2017. Abebbende politischen Wogen, überzeugende Wirtschaftsdaten aus den Euroländern sowie Zweifel an Trumps politischer Durchsetzungsfähigkeit geben der Gemeinschaftswährung weiterhin Auftrieb.

Die politische Entspannung nach der Wahl des pro-europäischen französischen Präsidenten Macron verbunden mit der Aufnahme einer Sonderermittlung zu möglichen Absprachen zwischen Russland und dem Trump-Wahlkampfteam im vergangenen Jahr sorgen unter anderem für eine Verschiebung an den Devisenmärkten. Der US-Dollar gab auf Monatssicht zur Gemeinschaftswährung deutlich nach, aktuell kostet ein Euro 1,12 US-Dollar. Seit Jahresbeginn gewann der Euro gegenüber dem Greenback gut 7,6 Prozent hinzu.

Auch wirtschaftlich sticht Europa die Vereinigten Staaten. Während sich die US-Konjunktur derzeit eher schwer tut, wächst die Konjunktur im Euroraum robust, wie Christian Apelt beobachtet. Selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit noch deckle, sieht der Helaba-Analyst wachsende Chancen für eine weiter steigende Gemeinschaftswährung.

Generell stehe die EZB nun aber stärker unter Druck, zumindest die Wortwahl bei der Ratssitzung im Juni anzupassen. Vor allem der Ausblick, nach dem die Zinsen noch für geraume Zeit auf dem jetzigen oder einem tieferen Niveau liegen werden, stünden zur Disposition. EZB-Präsident Draghi habe beispielsweise heute in Madrid die Gelegenheit, die Erwartungen der Marktteilnehmer im Rahmen seiner Rede in diese Richtung zu lenken. Für Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank ist es angesichts der Konjunkturdaten erstaunlich, dass noch eine Debatte im EZB-Rat geführt werden muss, in wie weit man sich der ökonomischen Realität verbal öffnen will.

Zweifel an US-Zinsanhebung im Juni

Das am Abend zur Veröffentlichung anstehende Protokoll des Federal Open Market Committee (FOMC) werden Anleger nach Ansicht von Analysten unter anderem nach Hinweisen zum Rückführungsstart der hohen, derzeit 4,5 Billionen US-Dollar schweren Bilanzsumme der Federal Reserve abklopfen. "Ab Januar 2018 rechnen wir damit, dass fällig werdende Anleihen teilweise nicht mehr reinvestiert werden", beschreibt die HSBC. Die Bilanz-Zielgröße von Notenbankchefin Janet Yellen bis zum Jahr 2022 liege bei 2,5 Billionen US-Dollar.

Während die HSBC-Analysten an einem weiteren US-Zinsschritt im Juni festhalten, äußert die Commerzbank Zweifel an diesem Zeitplan und verweist auf die jüngsten Anmerkungen von FOMC-Mitglied Lael Brainard. Trotz starkem Arbeitsmarkt ziehe die Kerninflation nicht ausreichend nach. Für Brainard stehe weiterhin ein sehr dickes Fragezeichen hinter der "Sind wir schon da?"-Frage. "Nun ist Brainard zwar eine bekannte Taube, doch die drei Zinserhöhungen seit dem Ende der Finanzkrise hatte die Federal Reserve stets durch eine recht einheitliche Rhetorik vorbereitet", beschreibt Esther Reichelt. Womöglich wolle die Zentralbank warten bis sich die politischen Wogen um Trump wieder geglättet haben.

Euro vor Schwankungen nicht gefeit

Sollte die Federal Reserve nicht wie von Marktteilnehmern mehrheitlich erwartet liefern, sieht Martin Arnold Abwärtsrisiken für den US-Dollar gegenüber dem Euro. Eine weitere Stärkung für die Gemeinschaftswährung erwartet der Analyst von ETF Securities, sobald die europäischen Währungshüter sich offen mit der möglichen Reduzierung der Anleihen-Käufe beschäftigen. Gleichzeitig macht Arnold an den sich weitenden Spreads zwischen italienischen und deutschen zehnjährigen Staatsanleihen Schwankungspotenzial für den Euro fest. Die italienischen Wahlen im kommenden Jahr könnten zugunsten einer Euro-skeptischen Partei ausfallen. Diese Unsicherheit spüre man bereits im Markt, wenngleich es derzeit nicht den Anschein habe, als wolle die oppositionelle Fünfsternbewegung den Austritt aus dem Euroraum forcieren.

Weltwirtschaft stützt Yen

Der Yen hat gegenüber dem Euro auf Monatssicht knapp 5 Prozent verloren, der US-Dollar verteuerte sich im selben Zeitraum von 109,75 auf 111,81. Im Vergleich zum Jahresbeginn legte die japanische Währung indes zu, und auch die jüngsten Verwirrungen rund um Donald Trump hätten dem Yen in die Hände gespielt. In Japan gehe es wirtschaftlich voran. Exportorientierte heimische Unternehmen profitieren laut Helaba so deutlich wie lange nicht von einer robusten Entwicklung der globalen Konjunktur. Die Ausfuhren hätten den fünften Monat in Folge zugelegt. Das habe es seit einer Dekade nicht mehr gegeben. Allein im April stehe im Vergleich zum Vormonat ein Exportplus von 7,5 Prozent zu Buche. Mit Zuwächsen von 0,5 Prozent in den ersten drei Monaten und aufs Jahr gerechnet 2,2 Prozent stieg auch das Bruttoinlandsprodukt laut DekaBank das fünfte Mal in Folge. "Eine solche Erfolgsserie gab es zuletzt im Zeitraum 2005 bis 2006" bemerkt Rudolf Besch.

von: Iris Merker

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