LONDON/PARIS (awp international) - Die europäischen Aktienmärkte haben sich weiter von den jüngsten Turbulenzen rund um die politische Krise in Italien erholt. Nachdem die Börsen bereits zur Wochenmitte einen Stabilisierungsversuch gewagt hatten, ging es mit den Kursen am Donnerstag nun etwas weiter nach oben. Dabei half, dass die Stimmung in Chinas Industriebetrieben auf den bisher höchsten Stand des Jahres gestiegen war.

Der EuroStoxx 50 rückte zuletzt um 0,16 Prozent auf 3446,65 Punkte vor. Der Leitindex der Eurozone war am Dienstag noch zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang April abgerutscht.

Für den französischen CAC 40 ging es zuletzt um 0,31 Prozent auf 5444,23 Punkte hoch. Der britische FTSE 100 legte um 0,12 Prozent auf 7699,08 Punkte zu.

Noch deutlicher fielen die Kursgewinne in der europäischen Peripherie aus: So stieg in Madrid der Leitindex Ibex 35 um rund 0,5 Prozent, und in Mailand zogen die Kurse um rund 1 Prozent an.

In Italien laufen Versuche weiter, eine Neuwahl doch noch abzuwenden. Präsident Sergio Mattarella liess die populistische Fünf-Sterne-Bewegung zunächst ohne Frist weiter mit der fremdenfeindlichen Lega verhandeln. Sollte der erneute Annäherungsversuch scheitern, steht Carlo Cottarelli als designierter Ministerpräsident für eine Übergangsregierung bereit. Zumindest gab es mit dessen Ministerliste keine Probleme mehr, wie aus dem Präsidentenpalast verlautete.

Aus Branchensicht zählten in Europa Bankaktien mit plus 0,78 Prozent zu den grössten Gewinnern. Die Anteilsscheine hatten im Zuge der Italien-Krise unter dem zwischenzeitlich massiven Kursrutsch der Staatsanleihen des hoch verschuldeten Landes gelitten. Die Finanzinstitute haben zum Teil grosse Mengen dieser Wertpapiere in ihren Büchern.

Autowerte hingegen wurden eher gemieden. Der "Spiegel" und die französische Online-Zeitung "Mediapart" berichteten über ein mögliches Kartell der Unternehmen PSA und Renault bei Ersatzteilen, mit dem die Konzerne in den vergangenen Jahren einen Milliardengewinn gemacht haben sollen. Die Anteilsscheine von PSA verloren rund 1 Prozent, während die Aktien von Renault nahezu auf der Stelle traten.

Spitzenreiter im EuroStoxx waren die Aktien von CRH mit einem Plus von fast 5 Prozent. Die für 2021 ausgegebenen Ziele des Baustoffkonzerns seien ambitionierter als erwartet, schrieb Analystin Elodie Rall von der US-Bank JPMorgan./la/tav