Genf (awp) - Temenos hat zwar auch im zweiten Quartal 2020 unter den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie gelitten. Das Schlimmste könnte aber der Hersteller von Bankensoftware aber bereits überstanden haben. Und nach der Krise könnte Temenos gar als Gewinner dastehen.

Doch vorerst stehen die Kunden der Genfer noch auf der Bremse. Wegen der Coronakrise sind viele IT-Projekte bei den Banken verschoben worden. Das war auch im zweiten Quartal 2020 der Fall.

Doch Temenos hat zuletzt wieder Boden wettgemacht. Ein Drittel der von Januar bis März verschobenen Verträge wurde im zweiten Jahresviertel umgesetzt, sagte Konzernchef Max Chuard am Mittwoch im Gespräch mit AWP. Das Geschehen habe sich also deutlich belebt. Und er rechne mit einer weiteren Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte.

"Der Rest wird sich also in den nächsten Quartalen materialisieren", gab sich der Temenos-Boss zuversichtlich. Und noch wichtiger: "Diese Geschäfte sind nicht verloren. Es wurden keine Projekte zurückgezogen."

Lizengeschäft schrumpft

Doch vorerst hielten sich die Bankkunden noch zurück und auch die Reisebeschränkungen erschwerte die Implementation neuer Projekte. In der Folge schrumpften die Verkäufe im zweiten Quartal 2020 um 9 Prozent auf 215,7 Millionen US-Dollar.

Stark rückläufig waren dabei die Verkäufe von Softwarelizenzen (-37%), die sich noch auf 58,1 Millionen beliefen. Im ersten Quartal hatten sie sich gar noch halbiert.

Die Kosten hatte Temenos gut im Griff, gleichwohl ging der Betriebsgewinn EBIT im zweiten Quartal um 8 Prozent auf 67,3 Millionen Dollar zurück. Weil der Umsatz aber stärker zurückging, kletterte die entsprechende Marge gar um 0,3 Prozentpunkte auf 31,2 Prozent.

Analysten hätten nicht gedacht, dass es bei Temenos so schnell wieder aufwärts geht.

Digitalisierung tut Not

CEO Chuard lobte im Gespräch mit AWP die "Widerstandsfähigkeit" seines Unternehmens. Diese fusst seiner Meinung nach auf dem hohen Anteil wiederkehrender Einkünfte. Diese machen heute bereits 50 Prozent der Einnahmen aus.

Und der Temenos-Chef denkt, dass dieser Anteil in Zukunft noch steigen wird. Denn Coronavirus-Krise habe die Notwendigkeit der Digitalisierung von Bankgeschäften deutlich gemacht.

Dieser Trend werde durch das Wachstum bei den Cloud- und Software-as-a-Service (SaaS)-Angeboten veranschaulicht, erklärte Chuard. Dort seien Umsätze im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um deutliche 58 Prozent gestiegen. Sie stehen damit bereits für fast ein Drittel der Lizenzeinnahmen.

"Wir haben zwar immer noch eine geringe Visibilität, sind aber in einer guten Position", erklärte Chuard. Für das laufende Jahr bekräftigte Temenos nach wie vor mit einem Umsatzwachstum von mindestens 13 Prozent und einem EBIT-Zuwachs von 7 Prozent oder höher.

Temenos hat zudem Monica Rancati zur Personalchefin ernannt. Als Chief Human Resources Officer (CHRO) nimmt sie auch in der Geschäftsleitung Einsitz. Rancati stösst von Microsoft zu Temenos.

ra/