Zürich (awp) - Der Pflanzenschutz- und Saatguthersteller Syngenta gibt am Freitag, 22. Juli die Zahlen zum ersten Semester 2016 bekannt. Insgesamt drei Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2016E     
In Mio USD    AWP-Konsens    H1 2015A

Umsatz           7'146        7'634
EBITDA           1'888        2'000

FOKUS: Die Finanzzahlen des Agrochemiekonzerns stellen nach Ansicht von Analysten diesmal lediglich einen Nebenschauplatz dar. Angesichts der Übernahmeofferte von ChemChina dürften die am Freitag publizierten Halbjahreszahlen von Syngenta keinen starken Einfluss auf den Aktienkurs haben, sind sich Marktbeobachter einig. Seit dem 23. März können Syngenta-Papiere den Chinesen angedient werden; diese bezahlen 465 USD je Anteil und legen eine Sonderdividende von 5 CHF je Anteil obendrauf.

Trotzdem notieren die Syngenta-Papiere aktuell mit einen Abschlag von mehr als 22% zur ChemChina-Offerte. Im Abschlag zum Angebotspreis kommt laut Marktteilnehmern das Risiko zum Ausdruck, der Deal könnte noch scheitern. Nicht, weil Finanzierung nicht zu Stande kommt; sondern wegen regulatorischer Hürden.

Im Fokus steht hier die US-Behörde CFIUS, das Committee on Foreign Investment in the United States. Das CFIUS prüft, ob Verkäufe amerikanischer Unternehmen an ausländische Investoren die nationale Sicherheit gefährden. Das Aufsichtsgremium gilt als nicht besonders chinafreundlich.

Die Haltung des CFIUS gilt letztlich als entscheidend für den Mega-Deal, dementsprechend erhoffen sich Analysten vor allem ein Update zum Übernahmeprozess. Denn der Entscheidungsprozess des CFIUS ist eher undurchsichtig und die Behörde ist nicht angehalten, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. In Tat und Wahrheit weiss heute niemand so wirklich, wie weit fortgeschritten die Übernahme ist.

Zuletzt hatte ChemChina die Frist zur Andienung von Syngenta-Aktien ein zweites Mal verlängert - diesmal bis zum 13. September. Die Chinesen sind weiterhin zuversichtlich, den Deal bis Ende Jahr unter Dach und Fach zu bringen. Ein Ziel, dass von Analysten inzwischen als ambitioniert angesehen wird.

Die Zurückhaltung der Investoren liest sich auch an der per 11. Juli gemeldeten Andienungsquote ab: Lediglich 17,3% der Syngenta-Anteile wurden bis dato angedient: als Mindestquote hat ChemChina 67% genannt. Hintergrund: Zuletzt gab es Berichte, wonach ChemChina den Bericht an das CFIUS neu einreichen musste (siehe PRO MEMORIA).

Zu den Halbjahreszahlen: Die eher schwachen Zahlen des Mitbewerbers Monsanto dürften einen Fingerzeig für die Entwicklung bei Syngenta im ersten Halbjahr gegeben haben. Denn das anhaltend schwache Umfeld für Agrochemikalien hat sich angesichts anhaltend tiefer Preise für die Feldfrüchte wie Mais, Soja und Co. nicht verbessert. Bei Monsanto etwa ging der Nettoumsatz im Zeitraum März bis Mai 2016 im Vorjahresvergleich um 8,5% zurück und der Gewinn um 37%.

Wichtig ist im ersten Semester das Geschäft auf der Nordhalbkugel, dass rund 70% der Verkäufe bestreitet. Und das Wetter in Europa und Nordamerika war nicht wirklich geschäftsfördernd; Analysten zufolge war es ehr "befallsarm". Es bestand also weniger Bedarf an Insektiziden und Fungiziden. Zudem haben die Währungseffekte - die Basler rechnen in US-Dollar ab - Syngenta nicht in die Hände gespielt.

Trotzdem rechnen Analysten mit einem nur unterproportionalen Rückgang des EBITDA; dies dank positiver Kosteneffekte aus dem AOL-Programm sowie einer margenstärkeren Produktstruktur

ZIELE: Die Guidance für 2016 - gehaltener Umsatz in Lokalwährungen, Kosteneinsparungen und ein Free Cashflow von über 1 Mrd USD - wurde zuletzt im April bestätigt.

PRO MEMORIA: Mitte Juni sorgte eine Meldung von Bloomberg für Aufsehen: ChemChina beanspruche noch mehr Zeit für eine Überprüfung der Übernahme durch das CFIUS. ChemChina habe den Antrag neu eingereicht, hiess es. Eine Überprüfung das Amt dauert bis zu 75 Tage. Bei einer Neueinreichung begänne diese Frist von neuem.

Die "Schweiz am Sonntag" doppelte eine Woche später nach: Der 44-Mrd-CHF-Deal scheine "offenbar in Gefahr", so das Blatt und verwies auf eine mit der Angelegenheit "bestens vertraute Quelle". Sowohl die US-Regierung wie auch Kongressabgeordnete würden sich besorgt über die Transaktion zeigen und könnten die Übernahme blockieren, hiess es.

Bei Syngenta geht nichts desto trotz das Tagesgeschäft weiter. Dort steht der 56-jährige Amerikaner J. Erik Fyrwald dem Unternehmen seit Juni als CEO vor. Er löste Finanzchef John Ramsay ab, der den Konzern seit November 2015 interimistisch geführt hatte, nachdem Mike Mack seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Ein CEO aus Nordamerika und speziell eines nordamerikanischen, auf den Chemiegrosshandel fokussierten Unternehmens könne Syngenta bei den Gesprächen mit den US-Behörden bezüglich des Verkaufs an die chinesische ChemChina hilfreich sein, merkten dazu Analysten an.

AKTIENKURS: Dieser wurde nach der ChemChina-Offerte nur vorübergehend in die Höhe getrieben. Die Berichte über mögliche Verzögerungen nahmen den Papieren schon drei Monate später wieder den Wind aus den Segeln. Die Performance der Syngenta-Aktie liegt in diesem Jahr bei minus 2,9%, was aber besser als die -7,9% des SMI ist.

www.syngenta.com

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