Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem Siemens Healthineers wegen des zuletzt überraschend starken Corona-Schnelltestgeschäfts seine Prognose erhöht hat, könnte auch der Mutterkonzern auf die Idee kommen, seinen Ausblick für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr anzuheben. Das legt die aktuelle Konsensschätzung für den bereinigten Gewinn je Aktie nahe, die schon deutlich über der aktuellen Guidance des Technologiekonzerns liegt. Am Donnerstag um 7.00 Uhr wird Siemens seine Zwischenbilanz vorlegen.
Darauf werden Anleger achten:
ZAHLEN: Hinsichtlich der Margenprognosen, die Siemens in jüngster Zeit für seine Kerngeschäfte verbreitet, sind Analysten mit Blick auf jene, die zuletzt für Mobility (Bahntechnik) und für Smart Infrastructure (Gebäudetechnik und Energiesysteme) ausgegeben wurden, skeptisch. Der Krieg in der Ukraine, Probleme in den Lieferketten sowie die Lockdown-Maßnahmen in China könnten sich hier negativ niedergeschlagen haben. Lediglich bei der Fabrikdigitalisierung folgen die Analysten dem von Siemens genannten Margenzielwert. Insgesamt bleibt das Bild aber gut: Erwartet werden 14 Prozent Wachstum bei Umsatz und Ergebnis im industriellen Geschäft zugetraut.
PROGNOSE: Siemens-Finanzchef Ralf Thomas selbst hat vor drei Monaten eine Aktualisierung der Prognose zu den Halbjahreszahlen in Aussicht gestellt - allerdings nicht aus operativen Gründen, sondern weil zuletzt unklar war, wann die jüngsten Verkäufe von Randgeschäften sich materialisieren werden. Wenn es gut läuft, könnte die Übernahme des Geschäfts mit Brief- und Paket-Sortieranlagen durch den Maschinenbauer Körber nämlich noch bis Ende September über die Bühne gehen. Er würde dann zusätzlich 800 Millionen bis 1 Milliarde Euro Gewinn in die Kasse spülen. Bislang prognostiziert Siemens 8,70 bis 9,10 Euro Gewinn je Aktie - der Konsens liegt aber schon bei 9,33 Euro.
VERKÄUFE - Nach den Verkäufen der vergangenen Jahre steht bei Siemens nicht mehr viel im Regal, was verkauft werden könnte: Large Drive Applications ist mit rund 7.000 Beschäftigten die größte verbliebene Einheit unter den sogenannten Portfolio Companies, die Konzernchef Roland Busch nicht mehr zum Kerngeschäft zählt. Ihre Verselbstständigung ist bereits eingeleitet, meist der erste Schritt auf dem Weg zu einer Trennung. Noch soll dies aber nicht entschieden sein, sagen Insider. Ebenfalls offen: Wann Siemens seine Energy-Aktien versilbert. Beim aktuellen Kursniveau müssen sich Anleger hier wohl noch gedulden.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Geschäftsjahr 2021/22:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2021/22 2Q21/22 ggVj Zahl 2Q20/21 Auftragseingang 19.096 +20% 20 15.879 Umsatz 16.792 +15% 22 14.665 EBITA bereinigt Industrielles Geschäft 2.387 +14% 22 2.088 Ergebnis nach Steuern 1.727 -28% 21 2.390 Ergebnis je Aktie 1,95 -31% 21 2,82 Ergebnis je Aktie vor PPA 2,15 -- 15 n.a. EBITA bereinigt Margen Digital Industries 20,1 -- 22 20,1 Smart Infrastructure 11,7 -- 22 11,0 Mobility 8,2 -- 22 9,2 Industrielles Geschäft 15,0 -- 22 15,1 . PROG PROG PROG GESCHÄFTSJAHR 2021/22 Gj21/22 ggVj Zahl Gj20/21 Auftragseingang 81.382 +14% 21 71.374 Umsatz 68.615 +10% 23 62.265 EBITA bereinigt Industrielles Geschäft 10.089 +15% 24 8.808 Ergebnis nach Steuern 7.486 +12% 22 6.697 Ergebnis je Aktie 8,57 +12% 22 7,68 Ergebnis je Aktie vor PPA 9,33 +12% 19 8,32 Dividende je Aktie 4,28 +7% 19 4,00 EBITA bereinigt Margen Digital Industries 20,3 -- 24 20,4 Smart Infrastructure 12,4 -- 24 11,6 Mobility 9,8 -- 24 9,3 Industrielles Geschäft 15,5 -- 24 15,0 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- Angaben in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro, Margen in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen für Dividende von S&P Global Intelligence.
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr läuft vom 1. Oktober bis 30. September
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/jhe
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May 11, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)