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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Erst hui, dann pfui. Auf diese kurze Formel lässt sich am Montag die Kursbewegung der Aktien von Infineon bringen. Nach von Analysten als gut bezeichneten Quartalszahlen des Chipherstellers stieg der Kurs im frühen Handel in der Spitze um viereinhalb Prozent. Dann aber gaben die Papiere ihre Gewinne vollständig ab, drehten ins Minus und waren mit einem Abschlag von zuletzt fünfeinhalb Prozent auf 17,18 Euro Prozent der größte Verlierer im Dax.

Ende Oktober hatten sie sich von ihrem Jahrestief bei etwas unter 16 Euro zunächst etwas erholen können bis auf knapp über 19 Euro Anfang November. Diese Erholung erweist sich aber alles andere als nachhaltig. Der deutsche Leitindex präsentierte sich am Montag mit minus 0,7 Prozent ebenfalls schwächer.

Analysten werteten die Quartalszahlen und auch den Ausblick des Münchener Chipproduzenten im Grundsatz positiv, fanden aber im Detail auch Schwachstellen. So sei die Profitabilität im wichtigen Autogeschäft erneut den Erwartungen hinterher gehinkt, schrieb Günther Hollfelder von der Baader Bank.

Die am Vormittag angekündigte Übernahme des Dresdner Startups Siltectra für 124 Millionen Euro, mit der Infineon sein Siliziumkarbid-Geschäft erweitert, könne für die Kursverluste kaum herhalten, sagte ein Marktexperte. Sie sei schlicht zu klein. Vielmehr seien wohl viele Investoren vor den aktuellen Geschäftszahlen etwas zu optimistisch gewesen nach den zuletzt sehr positiven Aussagen des Konzerns etwa auf dem Auto-Investorentag.

"Die Quartalszahlen waren gut und der Ausblick ist besser als erwartet - aber letztlich spielt da auch erheblicher Rückenwind von der Währungsseite eine Rolle", so der Börsianer. Hinzu komme Unsicherheit wegen Qimonda. Infineon musste für die ehemalige Tochter erhöhte Rückstellungen vornehmen. Hintergrund ist eine seit Jahren laufende Klage des Insolvenzverwalters von Qimonda. Infineon hatte das DRAM-Speicherchipgeschäft ausgegliedert und 2006 an die Börse gebracht, Anfang 2009 musste das Geschäft wegen eines drastischen Preisverfalls Insolvenz anmelden.

Alles in allem verkauften nun die zuvor optimistisch in die Zahlen gegangenen Anleger ihre Infineon-Positionen wieder, so dass die Aktie nun auch charttechnisch weiter unter Druck gerate, führte der Börsianer aus.

Ein Händler verwies als Belastung im Techsektor zudem auf die stark negative Kursreaktion der SAP-Aktien nach dem laut Analysten kostspieligen Zukauf von Qualtrics in den USA. SAP-Aktien gerieten daraufhin unter Druck und verloren zuletzt rund 3 Prozent.

Unter den Sektorindizes in Europa wurde zum Wochenauftakt die gesamte Technologiebranche mit einem Minus von 1,7 Prozent von den Anlegern gemieden. Die Erholung seit Ende Oktober nach dem Ausverkauf gerät immer mehr ins Stocken. Am vergangenen Freitag hatten auch in den USA die Investoren Technologietitel abermals auf ihren Verkaufszetteln. Ausgelöst wurden die Verkäufe vor allem von enttäuschenden Quartalszahlen von Skyworks. Die Kennziffern des Halbleiterunternehmens ließen eine verlangsamte Nachfrage nach Smartphone-Chips erkennen.

Aktien von Chipproduzenten, darunter AMS oder Texas Instruments, hatten in den vergangenen Wochen immer wieder mit teils kräftigen Kursverlusten zu kämpfen, weil einige Quartalszahlen beziehungsweise Geschäftsprognosen am Markt nicht gut ankamen./ajx/bek/jha/

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